Lehrer saß fünf Jahre unschuldig im Gefängnis
Prozess wegen erfundener Vergewaltigung eröffnet
HHS/pixelio.de
25.04.2013
evb
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Feedback
Er sollte seine Kollegin vergewaltigt haben. Hierfür saß Horst Arnold fünf Jahre unschuldig im Gefängnis. Erst nach seiner Haftzeit stellte dich der Vergewaltigungs-Vorwurf als falsch heraus. Wenige Monate nach dem verspäteten Freispruch starb Arnold an Herzversagen. Fast ein Jahr später wird der Prozess nun wieder aufgerollt. Das vermeintliche Opfer Heidi K. steht jetzt wegen Verdacht der Freiheitsberaubung in mittelbarer Täterschaft vor Gericht. Das Urteil soll im Juni 2013 fallen.
Gefängnisaufenthalt zerstörte Existenzgrundlage
Horst Arnold war Lehrer für Sport und Biologie, bis ihn eine Kollegin der Vergewaltigung beschuldigte. Im Gefängnis beteuerte er immer wieder seine Unschuld, deshalb musste er die gesamte Strafe absitzen. 2011 konnte sein Anwalt das Gericht von der Unschuld des Lehrers überzeugen. Obwohl das Recht nun auf seiner Seite war, seine Existenz hatte der damals 52-Jährige bereits verloren. Die Jahre im Gefängnis hatten ihn psychisch belastet, seinen Beruf als Lehrer durfte er nicht mehr ausüben. Am 29. Juni 2012 brach Horst Arnold auf der Straße zusammen: Tod durch Herzversagen.
Leben von Hartz IV
Im April 2012 nahm Arnold an einer Podiumsdiskussion im evangelischen Medienhaus teil. Unter dem Titel „Opfer?“ erzählte er seine Geschichte, bekam vom Publikum und den anderen Rednern viel Zuspruch und Mitgefühl.
Der ehemalige Lehrer lebte nach seiner Entlassung 2011 am Existenzminimum: „Hätte mein Anwalt nicht kostenlos gearbeitet und an meine Unschuld geglaubt, ich wäre bis ans Lebensende verteufelt gewesen, mit Hartz IV zu leben.“ Aus der Sozialhilfe wollte Arnold raus, doch es war nicht einfach für ihn, wieder als Lehrer eingestellt zu werden. Er musste von unten anfangen, sich neu bewerben, wie ein Berufseinsteiger, Anfang fünfzig.
Opfer der Justiz
Arnold ist ein Opfer der Justiz geworden, ein Opfer einer Frau, die ihn zu Unrecht beschuldigte, sie auf brutalste Weise vergewaltigt zu haben. Er sah sich als Opfer der Justiz. Doch Justizirrtümer sind dem Staat ein Dorn im Auge, sagte er. „Das ist dem Staat zu heiß.“ Rachegefühle verspüre er nicht, aber Verachtung für die Kollegin, die ihn zu Unrecht beschuldigt hat. Ab dem 25. April muss sie sich vor dem Landgericht Darmstadt verantworten.