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Wer ist mein Nächster?

SolStock / istockphotoJeder kann dem anderen zum Nächsten werdenJeder kann dem anderen zum Nächsten werden

Wer versucht, dem Gebot der Nächstenliebe nachzukommen, wird feststellen, dass Liebe nicht einfach ein Gefühl ist, sondern dass man sie in kleinen Schritten einüben kann. Am Anfang steht die Frage: Wer ist denn mein Nächster?

„Der Nächste bitte“ tönt es aus dem Lautsprecher, und die Tür zum Arztzimmer öffnet sich. Die Wartenden beobachten genau, wer als nächster drankommt. Das kleine Beispiel zeigt: der Nächste ist nicht der Übernächste. Außer, es kommt ein Notfall. So meint es auch das Gebot der Nächstenliebe. Jesus fordert: „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lk. 10,27).

Was im kleinen Beispiel des Wartezimmers sofort einleuchtet, ist im echten Leben oft gar nicht so einfach. Die Notfälle nehmen zu. Sie liegen im Schlafsack in der Fußgängerzone oder sitzen mit ihrem Flüchtlingsgepäck in der S-Bahn. Sie klagen als Spendenaufruf im eigenen Briefkasten oder schauen mit hungrigen Augen in der Tagesschau. Die Notfälle kommen uns näher, oder werden uns näher gebracht, damit sie unsere Nächsten werden. Es sind für den Einzelnen zu viele. Wie soll ich mich entscheiden?

Jesus erzählt das Beispiel vom Überfallenen, der verletzt am Straßenrand liegt: Zwei sehen ihn liegen und gehen vorbei. Der Dritte sieht ihn auch und sorgt für ihn, bis er wieder gesund ist. Ausgerechnet ein Fremder. Diese Geschichte beantwortet die Frage, wer mein Nächster ist:

1. Ich treffe ihn oder sie. Das geht heute auch virtuell.
2. Ich sehe die Not. Oder merke, dass hier jemand simuliert.
3. Ich entscheide mich. Fremdheit ist dabei kein Argument.

In dieser Klarheit und Reihenfolge funktioniert die Nächstenliebe im praktischen Leben allerdings nicht. Liebe lässt sich nicht verordnen, wohl aber ausprobieren mit einem Schritt auf den anderen Menschen hin. Auch hier gilt: Probieren geht über studieren und das eigene Herz zu prüfen. 

So können die ersten Schritte aussehen: Dem ersten Bettler gebe ich etwas. Die Flüchtlinge in der S-Bahn spreche ich freundlich an. Den Spendenbrief prüfe ich und um das Thema in der Tagesschau kümmere ich mich. Die zweiten Schritte gehen so: Vielleicht gebe ich immer dem selben Bettler etwas. Die Flüchtlinge begleite ich. Und anstelle der Fernspende gebe ich mein Geld dem Projekt um die Ecke und besuche es. Dann bin ich diesen Menschen zum Nächsten geworden.

Pfarrer Hans Genthe

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Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

(Psalm 31,9)

Psalm 31,9

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages/tolga tezcan

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