Fastnacht

Kindermaskenfeste, Umzüge, Prunksitzungen und Fastnachtspartys sorgen in hessen-nassauischen Fastnachtshochburgen 2023 wieder für ausgelassene Stimmung. In Mainz, Seligenstadt, Frankfurt-Heddernheim, Dieburg, in Rheinhessen und im Rheingau, im Nassauer Land und anderen Orten ist die soganannte fünfte Jahreszeit rund um den Rosenmontag wieder in vollem Gange.
Fastnachtsbräuche der vergangenen Jahre
Traditionell steht an Fastnacht die Welt Kopf: So erschien in den letzten Jahren z.B. der Mitarbeiter des Finanzamtes als Clown oder die Investmentbankerin als Waldfee. Was sonst schräg beäugt wird, gehört dann zum guten Ton: Da dürfen die Honorationen des Ortes in Büttenreden aufs Korn genommen werden und Flirts werden etwas deutlicher signalisiert.
Ursprünge reichen in christliche Klöster
Der Name "Fastnacht" zeigt, wie eng diese ausgelassene Zeit mit der Kirche verbunden ist: Er bezieht sich auf die Fastenzeit, die in der Nacht auf den Aschermittwoch beginnt. Das laute und lustige Treiben hat ursprünglich seinen Anfang in den christlichen Klöstern genommen, in denen die Tage vor der Fastenzeit mit opulenten Mahlzeiten gestaltet wurden. Erstmals werden die Fastnachtsfeiern im Kontrast zur nachfolgenden Fastenzeit im 12. oder 13. Jahrhundert erwähnt. Die übrige Bevölkerung griff diesen Brauch auf und verlieh ihm regional unterschiedliche Ausprägungen – ob als Maskenball, Frühlingsitus im süddeutschen Raum oder als Kritik an der Obrigkeit. Als die Ausschweifungen allerdings überhand nahmen, war dies der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Bis heute integrieren dennoch viele ihrer Pfarrgemeinden die Fastnacht in ihrem Jahresprogramm.
Erster Umzug im 19. Jahrhundert in Mainz
Das Bürgertum entwickelte im 18. Jahrhundert schließlich die Prunkzüge und Karnevalssitzungen. 1837 bewegte sich schließlich der erste bunte Zug der Narren durch Mainz, ein Jahr später wurde der erste Karnevalsverein in der Stadt an der Mainmündung gegründet. Das Grundprinzip war: Frohsinn und Wohltun.
Kritik der Reformatoren an Fastnacht
Besonders die Reformatoren äußerten sich kritisch, sie haben das bunte Treiben in ihren Gebieten verboten. Da Evangelische ohnehin keine strengen Fastenvorschriften haben, sahen sie auch keinen Anlass, es vor der Fastenzeit noch mal richtig krachen zu lassen. Sie widersprachen zudem der Vorstellung, die alkoholischen und erotischen Exzesse mit der anschließenden Fastenzeit ausgleichen zu wollen. Mit Blick auf Ausschweifungen rund um Fastnacht befürchtete damals die evangelische Seite, dass die Menschen auf Dauer der sittlichen Zügellosigkeit verfallen könnten. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert ging der evangelische Pfarrer und Pietist Philipp Jakob Spener in Frankfurt am Main gegen das Faschingfeiern vor. Dadurch verlagerten sich die Feiern nach Heddernheim, das damals noch zum (katholischen) Mainz gehörte. Die Faschingszeit gehört auch bis heute nicht zum evangelischen Kirchenjahr.
Heute feiern auch Evangelische mit
Doch das Blatt wendet sich: Heute laden einige evangelische Kirchengemeinden in Hessen und Nassau zu besonderen Gottesdiensten ein, in denen die Predigt in Reimform an eine Büttenrede erinnert und in denen die Gottesdienstbesucher als Prinzessinnen, Mönche oder Eisbären verkleidet kommen. Die Devise lautet: Feiern und Lachen erlaubt – aber das Gewissen wird auch in der fünften Jahreszeit nicht in den Urlaub verabschiedet.
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