Fastnacht
Der Mitarbeiter des Finanzamtes als Clown, die Investmentbankerin als Waldfee – an Fastnacht steht die Welt Kopf. Was sonst schräg beäugt wird, gehört jetzt zum guten Ton: Da dürfen die Honorationen des Ortes in Büttenreden aufs Korn genommen werden und Flirts werden etwas deutlicher signalisiert. Das laute und lustige Treiben hat ursprünglich seinen Anfang in den christlichen Klöstern genommen, in denen die Tage vor der Fastenzeit mit opulenten Mahlzeiten gestaltet wurden. Erstmals werden die Fastnachtsfeiern im Kontrast zur nachfolgenden Fastenzeit im 12. oder 13. Jahrhundert erwähnt. Die übrige Bevölkerung griff diesen Brauch auf und verlieh ihm regional unterschiedliche Ausprägungen – ob als Maskenball, Frühlingsitus im süddeutschen Raum oder als Kritik an der Obrigkeit. Als die Ausschweifungen allerdings überhand nahmen, war dies der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Bis heute integrieren dennoch viele ihrer Pfarrgemeinden die Fastnacht in ihrem Jahresprogramm.
Das Bürgertum entwickelte im 18. Jahrhundert schließlich die Prunkzüge und Karnevalssitzungen. 1837 bewegte sich schließlich der erste bunte Zug der Narren durch Mainz, ein Jahr später wurde der erste Karnevalsverein in der Stadt an der Mainmündung gegründet. Das Grundprinzip war: Frohsinn und Wohltun.
Besonders die Reformatoren äußerten sich kritisch, sie haben das bunte Treiben in ihren Gebieten verboten. Von evangelischer Seite wurde befürchtet, dass die Menschen auf Dauer der sittlichen Zügellosigkeit verfallen könnten. Zudem widersprachen sie der Vorstellung, mit der anschließenden Fastenzeit die alkoholischen und erotischen Exzesse ausgleichen zu wollen. Deshalb gehört die Faschingszeit auch bis heute nicht zum evangelischen Kirchenjahr.
Doch das Blatt wendet sich: Heute laden einige evangelische Kirchengemeinden in Hessen und Nassau zu besonderen Gottesdiensten ein, in denen die Predigt in Reimform an eine Büttenrede erinnert und in denen die Gottesdienstbesucher als Prinzessinnen, Mönche oder Eisbären verkleidet kommen. Die Devise lautet: Feiern und Lachen erlaubt – aber das Gewissen wird auch in der fünften Jahreszeit nicht in den Urlaub verabschiedet.
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Fastnachtsveranstaltungen in Mainz werden nicht abgesagt
In Mainz werden die für die kommenden Tage geplanten Fastnachtsveranstaltungen trotz des Terroranschlags von Hanau wie geplant stattfinden. Für alle Verantwortlichen sei es nach dem fürchterlichen Verbrechen keine leichte Entscheidung gewesen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitag.Kirchen laden 2019 wieder zum Autofasten ein
Mit Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch, dem 6.3. 2019, rufen die Kirchen wieder dazu auf, es mal 7 Wochen ohne oder mit weniger Autofahren zu probieren. Unterstützt werden sie dabei von zahlreichen Verkehrsverbünden, Fahrradverleihern und Carsharing-Unternehmen mit Sonderangeboten für Autofaster.Dass sich die Balken biegen - Fastenaktion unter dem Motto „Mal ehrlich“
Lügen haben kurze Beine, weiß der Volksmund. Trotzdem gehören sie zum Alltag, auch in der Politik. Die evangelische Kirche ruft ihre Mitglieder in der Fastenzeit zu „Sieben Wochen ohne Lügen“ auf.Gehörlos im Karneval
Sabine Hammann-Gonschorek hat sich in eine unerhörte Subkultur begeben: Sie war bei einer Karnevalssitzung von und für Gehörlose.Die fünfte Jahreszeit
In den Tagen vor Aschermittwoch signalisieren bunte Kostüme und Büttenreden die fünfte Jahreszeit. Das närrische Treiben geht zurück auf die Römer und verbreitete sich im Mittelalter als ein Gegenprogramm zur vorösterlichen Fastenzeit. In den Gebieten der Reformation, wo das Fasten als Bußübung verpönt war, verloren sich auch die Faschingstraditionen.Mit Engelzunge schwätze, awwer die Liebe net vergesse
Das „Hohelied der Liebe“ im Korintherbrief ist Bibelwort zum Fastnachtssonntag gewesen. Pfarrer Pohl reimte dazu in südhessischer Mundart.Die normalen Verhältnisse auf den Kopf stellen
Narrenfreiheit das ganze Jahr über genießt Pfarrer Hans-Joachim Greifenstein vom Babenhäuser Pfarrerkabarett. Welche Konsequenzen hat es, wenn er seine Meinung sagt, ohne ein Blatt vor den Mund zunehmen? Gehören dazu auch Witze über andere Religionen?Grundgesetz fährt beim Mainzer Rosenmontagsumzug mit
Ganz ohne Reaktion auf die Pariser Terroranschläge werden die Rosenmontagsumzüge in den deutschen Fastnachtshochburgen nicht laufen. Wirkliche Provokationen wird es aber wohl auch nicht geben.Umfrage: Männer flirten gerne an Karneval
Der Valentinstag fällt in diesem Jahr mitten in die Karnevalswoche. Unabhängig davon nutzen Männer Karneval lieber zum Flirten als Frauen.Fastnacht feiern: „Born to be wild“
Deftige Witze, ausschweifende Feiern und freche Flirts – das wilde Fastnachtstreiben widerstrebte den Vorstellungen der Reformatoren im 16. Jahrhundert. Doch die Zeiten ändern sich. Unter dem Motto „Born to be wild“ feiert die evangelische Kirchengemeinde in Hofheim-Marxheim heute Fastnacht.Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken