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Pfarrer Hanauer wird in den Ruhestand verabschiedet

Nora HechlerPfarrer Martin HanauerPfarrer Martin Hanauer

Pfarrer Martin Hanauer wird am 29. Januar 2023 um 17.30 Uhr durch Propst Oliver Albrecht in den Ruhestand verabschiedet. Vor 35 Jahren begann er mit seiner Ordination den Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Flörsheim.

Frisch aus dem Ausland zurück – nach einem Spezialvikariat bei den Waldensern in Pomaretto bei Turin – zog er gemeinsam mit seiner Frau und ihren drei Kindern in das Pfarrhaus in der Erzbergerstraße ein.

Die junge Familie begann, mehr Angebote für Kinder und Jugendliche zu initiieren. Als Mutter und Pfarrfrau engagierte sich Karin Hanauer bei vielen Projekten in der Gemeinde. Sie gründete den Eltern-Kind-Treff „Spatzennest“, mit zwei pädagogisch betreuten Gruppen, den sie koordiniert. Gemeinsam intensivierten sie den Kindergottesdienst, organisierten Freizeiten für Familien.

„Als wir hier her kamen, gab es nur wenig ehrenamtliches Engagement, keinen Gemeindebrief mehr und nur wenige Kindergottesdienste. Wir knüpften Kontakte zu anderen jungen Familien und daraus entstand eine neue Generation Eltern, die mitmachen wollten. Dadurch kam es auch zu einem Wechsel im Kirchenvorstand“, erzählt Hanauer. „Wir hatten zum Beispiel einen Kindersachen-Basar mit einem riesigen Team, das dabei geholfen hat. Haben Kinder-Kirchentage mit dem Dekanat veranstaltet.  Daraus ist auch eine lebendige Jugendarbeit entstanden, die Corona überlebt hat. Aber die Generation der Familien hat inzwischen leider gewechselt.“, so Hanauer weiter.

Nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien half Hanauer mit, Spendenaktionen und Hilfstransporte in die Kriegsregion zu organisieren. Danach wurden weiterhin Möbel gespendet. Daraus entstand erst ein Möbelflohmarkt im Gemeindehaus und dann eine ökumenische Möbelkammer mit monatlichem Verkaufstag. „Ich habe jahrelang mit meinem privaten Bus Möbel bei den Leuten abgeholt. Aber irgendwann ging das so nicht mehr. Also habe ich das Diakonische Werk gefragt, ob sie das Projekt übernehmen wollen. Daraus entstand 2009 das Sozialkaufhaus »Tisch und Teller« mit einem Beschäftigungsprogramm für Langzeitarbeitslose“, erklärt er. „Es ist toll, dass wir das damals so durchgezogen haben und dachten, dass es nach den Bosnien-Transporten weiter gehen muss. Dass Dinge im Sinne der Nachhaltigkeit wieder verwendet werden, war uns immer wichtig. Was wir seitdem immer noch haben, sind über das Jahr verteilt mehrere Flohmärkte, die das Team der »Ökumenischen Fundgrube« organisiert. Dabei generieren wir durch den Verkauf noch dazu Geld für kirchliche Zwecke“, erzählt Hanauer weiter.

Wesentlich war für ihn und seine Frau immer die diakonische Verantwortung, die gelebte Nächstenliebe. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand und weiteren Flörsheimer Bürgern kämpften sie gegen die Erweiterung des Frankfurter Flughafens.  „Erst war es stiller Protest, dann hängten wir ein Banner an den Kirchturm »Der Himmel gehört nicht Fraport«. Ich habe mit Rückendeckung des Kirchenvorstands auch eine Fraport-Werbebroschüre öffentlich verbrannt“, berichtet Hanauer.  Damit machte er sich nicht nur Freunde und musste viel Gegenwind aushalten. „Aber manchmal muss man eben unbequem sein“, erklärt er. „Bei Beerdigungen ist der  Lärm oft unerträglich, wenn die Flugzeuge in nur 250 Metern Höhe über die Gräber fliegen. Wir haben außerdem bei unserer Landeskirche Gutachten dazu bewirkt. Im theologischen  Gutachten wurde immerhin festgehalten, dass Lärm Religion stört“, so Hanauer.

Diakonische Arbeit findet in seiner Kirchengemeinde auch im Hintergrund statt. „Ich beschäftige zum Beispiel Menschen, die straffällig geworden sind und Sozialstunden ableisten müssen. Über die vielen Jahre hat es mir immer Spaß gemacht, wenn ich sie hinterher wieder getroffen habe. Und im Gespräch erfahren habe, was aus ihnen geworden ist. Kirche hat damit vor Ort eine wichtige Funktion für Menschen, die in eine solche Situation geraten sind“, erzählt Hanauer.

Während seiner Zeit in Flörsheim hat er zudem die Ökumene in dem traditionell katholischen Ort intensiviert. „Inzwischen starten wir bereits ökumenisch ins neue Jahr, in dem wir als Christen einen gemeinsamen Neujahrs-Gottesdienst feiern. Außerdem dürfen wir beim traditionellen »Verlobten Tag« nicht nur an der Prozession teilnehmen, sondern sogar einen der Altäre inhaltlich gestalten. Das ist etwas Besonderes“, erzählt er.

Als etwas Besonderes hat er auch immer seinen Beruf empfunden „Er ist so vielfältig und nie langweilig. Man erlebt viele verschiedene Dinge und trifft die unterschiedlichsten Menschen und nimmt an ihrem Leben teil. Wenn man Familien länger begleitet, Paare traut, ihre Kinder tauft und konfirmiert und diese dann selbst Kinder bekommen. Leute sich im Kirchenvorstand engagieren, die früher meine Schüler:innen oder Konfirmand:innen waren. Das ist sehr spannend“, berichtet Hanauer.

In den letzten zehn Jahren wurde er durch Pfarrer Karl Endemann mit einer halben Stelle unterstützt. Da die Pfarrstellen in Flörsheim zu Januar 2023 auf eine Stelle reduziert wurden, hat Endemann die Gemeinde Ende des vergangenen Jahres verlassen. Die volle Stelle ist ausgeschrieben. Die Vakanzvertretung übernimmt ab März Pfarrerin Anne Möller aus Okriftel.

Mit seinem Ruhestand zieht Familie Hanauer nach Mainz. Er freut sich darauf, dann mehr Zeit für seine fünf Enkelkinder und sein Hobby, dem Sammeln und Erforschen von Mineralien, zu haben. Dies hatte er auch in seine Gemeindearbeit eingebracht und in den vergangenen Jahren mehrere biblische Schatzsuchen in alte Höhlen oder Bergwerke für Familien organisiert. „Ich gehe immer mit offenen Augen durch Gottes Schöpfung und schaue, was auch naturwissenschaftlich interessant sein könnte. Dabei vergleiche ich die biblischen Texte mit den eigenen Erlebnissen“, erklärt Hanauer.

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.

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