Frauenrecht und Menschenhandel
Frauen aus unterschiedlichen kirchlichen Gruppierungen setzten sich schon in den 70er Jahren gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel ein. Sie brachten das Thema – auch gegen Widerstände aus der Kirche – in die Öffentlichkeit.

„Wir mussten Mut haben, uns überhaupt zu diesem Thema zu Wort zu melden“, erinnert sich Brigitte Gößling, damals Mitglied der EKHN Synode. Auch die Kirche sei zunächst zurückhaltend beim Thema Prostitution gewesen. Unterstützung erhielten die Frauen allerdings von Anfang an vom damaligen Propst Dieter Trautwein und seiner Familie. Auch das Zentrum Ökumene gehört zu denen, die die Arbeit bald unterstützten.
Aus christliche Verantwortung tätig werden
Eingebunden waren die aus christlicher Verantwortung heraus handelnden Frauen schon bald in ein großes Netzwerk, das von Verband binationaler Partnerschaften bis hin zu von Prostituierten selbst organisierten Gruppen reichte. Frauen aus Südostasien wurden damals vermehrt Opfer des Frauenhandels und mussten unter Zwang in Deutschland der Prostitution nachgehen.
Weltgebetstag thematisiert Frauenhandel
Im Zusammenhang mit dem Weltgebetstag der Frauen starteten Frauen aus Thailand 1980 einen Aufruf an die Menschen in den Industriestaaten, um auf Sextourismus und Frauenhandel aufmerksam zu machen und fragten: Was ist mit eurer Gesellschaft los? Weshalb kommen Männer aus euren Ländern in unsere Städte und machen sie zu ihren Bordellen? Dieser Aufruf war der Anlass für eine Gruppe von Christinnen aus Frankfurt, sich für Thailänderinnen einzusetzen, die infolge des Sextourismus als sogenannte Heiratsmigrantinnen nach Frankfurt kamen – und die zumeist gänzlich unvorbereitet waren auf das, was sie in Deutschland erwartete.
Ökumenische Thailandgruppe wird gegründet
Brigitte Gößling gründete mit anderen Kirchenfrauen aus diesem Anlass in Frankfurt die „Ökumenische Thailandgruppe: „Es war unser erster Kontakt mit dem Milieu, aber wir sind den Frauen immer auf Augenhöhe begegnet“. Für die eher aus dem bürgerlichen Milieu stammenden Frankfurterinnen war dies ein Lernprozess.
Aufklärungsarbeit
Aktiv gegen die Ursachen dieses Phänomens anzugehen, darüber in Deutschland aufzuklären und sich für die betroffenen Frauen einzusetzen, war das Ziel der Gruppe. „Wir wollten nicht nur diakonisch arbeiten, sondern darüber aufklären, was Europäer den Herkunftsländern und ihren Bewohnern antun“. Und so schreckten sie vor keinen Kontakten und auch vor provokativen Aktionen nicht zurück. Sie führten Interviews mit Betroffenen auch aus dem Strichermilieu, sie präsentierten auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt eine „Peepshow“, die viele neugierige Männer anlockte und einen Film über den Arbeitstag einer Prostituierten zeigte und sie standen im Kontakt mit „Huren wehren sich gemeinsam“.
Ökumenische Asiengruppe entsteht
Als neben Frauen aus Thailand immer mehr Migrantinnen aus anderen asiatischen Ländern, vor allem von den Philippinnen, Rat und Unterstützung suchten, erfolgte eine Namensänderung in Ökumenische Asiengruppe.
Vom Ehrenamt zum Hauptamt
Bis 1987 wurde die Beratung und Betreuung der Migrantinnen ausschließlich durch ehrenamtlichen Einsatz geleistet. Dank einer finanziellen Unterstützung durch den Weltgebetstag konnte im Jahr 1987 dann eine hauptamtliche Stelle eingerichtet werden, die sich zwei Sozialberaterinnen teilten. In den folgenden Jahren professionalisierte sich die Arbeit der Beratungsstelle zunehmend und immer neue Arbeitsfelder im Zusammenhang mit den Themen Migration und Gewalt gegen Frauen kamen hinzu.
Modellprojekt in Hessen
1999 wurde die Fachberatung für Opfer von Menschenhandel in Hessen als Modellprojekt aufgebaut und die Ökumenische Asiengruppe wurde vom Land Hessen beauftragt, die Arbeit gegen Menschenhandel in Hessen zu koordinieren.
FIM - Frauenrecht ist Menschenrecht e.V. wird gegründet
Im Jahr 2001 wurde der Erweiterung der Tätigkeitsfelder und der Zielgruppen durch eine erneute Namensänderung Rechnung getragen: Aus der „Ökumenischen Asiengruppe e.V.“ wurde FIM – Frauenrecht ist Menschenrecht e. V., in dessen Vorstand Brigitte Gößling bis heute tätig ist.
Im Jahr 2004 dehnte FIM infolge der Insolvenz der Beratungsstelle agisra – Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung - die Beratung auf Migrantinnen aus Afrika und Lateinamerika aus.
Entwicklung zum interkulturellen Beratungszentrum
Die in den Anfängen durch enormes ehrenamtliches Engagement getragene Initiative zur Unterstützung von thailändischen Migrantinnen und zur gesellschaftskritischen Arbeit gegen Sextourismus entwickelte sich zunehmend zu einem interkulturellen Beratungszentrum für Migrantinnen und ihre Familien aus aller Welt entwickelt.
Rund 1.000 Frauen und ihre Familien aus 70 verschiedenen Herkunftsländern werden jedes Jahr beraten. Neben dem eigenen interkulturellen Team von rund 20 Personen arbeitet FIM eng zusammen mit einem Netz aus Dolmetscherinnen und Multiplikatorinnen aus den Migrantinnennetzwerken.
Das Engagement lässt nicht nach
Auch die Arbeit wurde weiter ausgedehnt, heute gehört Bildungsarbeit für Migrantinnen, der Einsatz für den Schulzugang von Flüchtlingskindern, der Kampf gegen Genitalverstümmelung und gegen Gewalt „im Namen der Ehre“ und viele weitere Themen und Projekte dazu. Zu verdanken ist das, den haupt- und ehrenamtlich tätigen Frauen, die in ihrem Engagement für Frauenrechte nicht nachlassen.
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