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Wegbereiterinnen der evangelischen Frauenhilfen in Hessen und Nassau

Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921)

Die „Kirchenjuste“ und die Frauenhilfe

Kaiserin Auguste Victoria, Gemahlin von Kaiser Wilhelm II., sorgt sich nicht nur gern um ihre Familie mit sieben Kindern. Die sehr religiöse Landesmutter engagiert sich auch sozial. Besonders die ärmere Bevölkerung liegt ihr am Herzen. 1888 stiftet sie den Evangelisch-Kirchlichen-Hülfsverein, aus dem 1899 die Evangelische Frauenhilfe hervorgeht. Viele evangelische Frauenvereine nehmen sie zum Vorbild, so auch in Nassau und in Hessen.

Anna Storck (1898 – 1982)

Die erste Reisesekretärin

Sie ist die erste hauptamtliche Reisesekretärin des Verbands evangelisch-kirchlicher Frauenvereine in Hessen: Anna Storck, Pfarrerstochter aus dem südhessischen Ueberau. Von 1920 bis 1922 unterstützt und schult sie Frauengruppen. Sie bereist die Gemeinden Starkenburgs und Oberhessens, klärt über die Bedeutung von Frauenvereinen auf, hält Vorträge zu Fragen christlicher Erziehung und über die Aufgaben der christlichen Frau und Mutter. Die Ausbildung zur Reisesekretärin macht sie in Barmen: Elisabeth Fürstin zu Erbach-Schönberg vermittelte sie an das Auguste-Victoria-Heim der Rheinischen Frauenhilfe. Vor ihrer Anstellung im hessischen Frauenverband arbeitet Anna Storck als Kindermädchen in Darmstadt. Im Ersten Weltkrieg ist sie Vertretungslehrerin in Ueberau. Als sie im Jahr 1922 den Pfarrer Karl Volp heiratet, widmet sie sich ganz ihrer Rolle als Pfarrfrau und Mutter.

Julie Heraeus (1873 – 1950)

Mahnerin zur Vorsicht und Treue

Die Lehrerin Julie Heraeus wählt das Ehrenamt, als sie wegen ihrer Heirat ihren Beruf aufgeben muss. Ihre Tätigkeit im Evangelischen Frauenverein Offenbach führt 1917 zur Wahl als erste weibliche Vorsitzende. Als Angehörige der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP) wird sie 1919 Mitglied des Offenbacher Stadtrats und von 1924 bis 1933 Landtagsabgeordnete. Ihre politischen Ziele: Verbesserungen in der Mädchenbildung und höherer Anteil von Frauen in der weiblichen Erziehung. 1932 bis 1938 leitet Julie Heraeus den Verband evangelisch-kirchlicher Frauenvereine in Hessen e. V. In klarer Abgrenzung von den Zielen des NS-Staates steht sie von 1937 bis 1938 auch der Frauenhilfe von Nassau vor. Als die Landeskirche sich gegen die Frauenverbände stellt und den NS-Frauendienst trotz anderer Zusagen anerkennt, ist dies für Julie Heraeus Anlass zum Widerstand. Sie bittet Frauenhilfen und Pfarrämter der Landeskirche um Treue und Unterstützung gegen den NS-Frauendienst.

Helene Storck (1893 – 1979)

Zuversicht in schweren Zeiten

Sie ist von 1937 bis 1945 stellvertretende Vorsitzende des Verbands evangelisch-kirchlicher Frauenvereine in Hessen. Die der Bekennenden Kirche nahestehende Pfarrfrau ist aber schon seit 1936 im Vorstand aktiv. In einer Zeit, in der viele wegschauen und sich anpassen, zeichnen Furchtlosigkeit und Zuversicht ihre Arbeit aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt sie den Vorsitz des hessischen Verbands. Nach der Vereinigung 1953 wird sie die erste Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Hessen und Nassau e. V. Der Kirchensynode der Landeskirche von Hessen und Nassau gehört sie von 1948 bis 1960 an. In der Gründungsphase der Landeskirche von Hessen und Nassau gelingt es Helene Storck, die Frauenverbandsarbeit zu sichern.

Elly von Kuhlmann (1892 - 1964)

Welterfahrung und Entschlossenheit

Die weitgereiste Witwe eines Diplomaten kommt 1938 an die Spitze der Ev. Frauenhilfe Nassau. Mit großer geistiger Unabhängigkeit und Entschlossenheit stellt sie sich den Aufgaben einer schwierigen Zeit. Die Herausforderung dieses Amtes ist ihr durchaus bewusst, denn sie erbittet sich vorher noch ein Jahr Bedenkzeit. Eine klare Dienstanweisung für ihre Rolle als Vorsitzende ist ihre erste Amtshandlung nach dem Amtsantritt. Dem Müttererholungsheim in Eppstein widmet sie sich von Anfang an mit großer Umsicht. Durch ihren Einsatz bleibt Eppstein im Dritten Reich in der Trägerschaft des Verbands. Das Eindringen der NS-Frauenschaft in die Gemeinden versucht sie, häufig erfolgreich, zu verhindern. Das führt zu Konflikten mit den NS-Behörden. 1949 wird sie von den Amerikanerinnen in Wiesbaden zur Feier des ersten Weltgebetstags eingeladen. Sie übernimmt von da an bis 1963 die Organisation des Weltgebetstags in Wiesbaden und trägt maßgeblich zu seiner Verbreitung in Hessen und Nassau bei. Nach der Fusion des hessischen und nassauischen Verbands wirkt sie von 1953 bis 1957 als stellvertretende Vorsitzende und leitet den Stadtverband Wiesbaden bis 1963.

Ursula Merck (1922 – 2003)

„Bunter Vogel“ mit kritischem Geist

Ursula Mercks besondere Rolle für die Frauenhilfe erklärt sich aus zwei parallel laufenden Entwicklungen: 1972 bis 1977 gehört sie zur Kirchenleitung der Landeskirche. Daneben ist sie von 1973 bis 1977 Vorsitzende der Frauenhilfe und danach bis 1981 stellvertretende Vorsitzende. Als Frau unter Männern lernt sie in der Kirchenleitung ihre Meinung und die Position ihres Verbands zu vertreten. Als Delegierte der Weltkirchenkonferenz in Nairobi vertieft sie ihr Engagement für die weltweite Ökumene und das Anti-Rassismus-Programm des Ökumenischen Rats. Die Probleme in Südafrika liegen ihr besonders am Herzen. Zur schnellen Beendigung des dortigen Apartheids-Regimes hofft sie durch Beteiligung am Früchteboykott beizutragen. Als „bunten Vogel“ bezeichnet Ursula Merck sich gern selbst aufgrund ihrer Biographie und der Erfahrungen ihres Lebens. In der Jugend von den Nürnberger Rassegesetzen betroffen, lernt sie staatliche Repression und Ausgrenzung früh kennen. Durch ihre finanzielle und intellektuelle Unabhängigkeit wird sie offen für Neues und misstrauisch gegen Etabliertes. Im Verband ist sie eine loyale, aber kritische Frau unter Frauen.

Elisabeth Beyersdörfer (*1924)

„Ihr Typ wird dringend verlangt“

Mit den Worten „Ihr Typ wird dringend verlangt“, wird Elisabeth Beyersdörfer1975 geworben. Die Evangelische Frauenarbeit in Hessen und Nassau hätte die Gemeindepädagogin gern im Leitungskreis. 1976 wird sie Mitglied und 1987 dessen Vorsitzende. Die Frau, die sich schon damals als Feministin sieht, will die politische Außenwirkung des Verbands verstärken und seine Vertretung in Kirche und Gesellschaft fördern. Dafür fordert sie eine wirkungsvollere Öffentlichkeitsarbeit. Die Einrichtung einer Arbeitsstelle Frauen in der Kirche gehört zu den Forderungen der ersten Frauenanhörung, die der Verband und ihre Vorsitzende besonders unterstützen. Elisabeth Beyersdörfer gründet den Arbeitskreis Frau im Beruf, für den sie von 1968 bis 1985 verantwortlich ist. Sie macht sich über Frankfurt und Hessen-Nassau hinaus einen Namen durch ihre lange Tätigkeit im Präsidium und als Vorsitzende der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland.

Siglinde Kammer (*1926)

Vermittlerin und Anregerin

Vielseitig interessiert und äußerst belastbar – das ist Siglinde Kammer, Fürsorgerin und Pfarrersfrau mit Studium der Germanistik, Geschichte und Theologie. Die Evangelische Frauenarbeit in Hessen und Nassau wählt die Mutter von sechs Kindern 1974 zur Vorsitzenden. Im Mittelpunkt ihrer zehnjährigen Vorstandstätigkeit stehen die Zusammenarbeit mit der Ev. Akademie Arnoldshain und die Aufbauwochen für Spätaussiedlerinnen. Diese Arbeit begleitet sie mit großem Einsatz bis 1998. Das Interesse der Mitgliedsgruppen füreinander, der Austausch und die gegenseitige Unterstützung sind ihr in der Verbandsarbeit die wichtigsten Anliegen. Die Themen und Anregungen der Frauenarbeit in Deutschland finden über sie den Weg in die hessen-nassauischen Verbände. Dadurch will sie die Identifikation mit dem Verband stärken und Themen wie § 218 und Früchteboykott voranbringen. Die Mitarbeit an Frauenprojekten der Kirchentage empfindet sie als hilfreich für die Entwicklung der evangelischen Frauenarbeit.

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Ich merke, der weite Raum
entsteht nicht in mir und durch mich.
Er entsteht, weil andere da sind,
die mir Räume eröffnen,
gnädig umgehen mit meinen Schwächen,
sich einsetzen für einen menschenwürdigen Umgang
mit allen Menschen.

(Melanie Beiner zu Psalm 31,9)

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