Abschied Wolfgang H. Weinrich
Der kreative Kopf von Hessen-Nassaus Großveranstaltungen geht
EKHN/Storch
06.12.2017
vr
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Er gilt als der Mister Hessentag der evangelischen Kirche. Doch am 8. Dezember ist Schluss für Wolfgang H. Weinrich. Er geht in den Ruhestand. Genau 15 Mal hat der Pfarrer die Auftritte der evangelischen Kirche auf dem großen Hessenfest verantwortet. Angefangen hat alles 1998 in Erbach im Odenwald. Das Finale für den Oberkirchenrat, der die Kommunikationsprojekte der hessen-nassauischen Kirche leitet, war im Sommer die ZeitKirche in Rüsselsheim am Main. Dazwischen lagen beispielsweise die Butzbacher Rosenkirche, die Oberurseler Traumkirche, der Bensheimer Sternendom oder zuletzt der Purpurdom in Herborn.
Zeitgemäße Botschaft zeigen
Für Weinrich war es immer wichtig, mit „modernen Ausdrucksformen Menschen im Leben zu begleiten, ihnen Sinn zu vermitteln, Orientierung zu geben und zeitgemäß für die gute Botschaft Gottes zu werben“. So wummerten in den Kirchen, die Weinrich bei Großereignissen bespielte, auch schon einmal Bässe durch das Gotteshaus oder machten Lichtkünstler aus einer nüchternen Kirchendecke ein leuchtendes Sternenfirmament. Doch nicht nur für die Präsenz der hessen-nassauischen Kirche auf dem Hessentag zeichnete Weinrich vom Dienstsitz in Darmstadt aus verantwortlich.
Für Aufsehen sorgen
Auch die hessen-nassauischen Auftritte auf den Rheinland-Pfalz-Tagen, Landesgartenschauen oder wie zuletzt bei der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg gehören zu seinem Metier. Immer wieder für Aufsehen sorgte dabei die transportable LichtKirche, die auf eine Initiative Weinrichs zurückgeht. Das mehrfach mit Architekturpreisen ausgezeichnete mobile Gebäude, das bei Dunkelheit in den buntesten Farben leuchten kann, ist im kommenden Jahr wieder bei der hessischen Landesgartenschau in Bad Schwalbach zu sehen.
Mit Prominenten arbeiten
Besonders stolz ist Weinrich auf eine kaum enden wollende Reihe von Prominenten und Künstlern, mit denen er im Lauf seines Berufslebens zusammenarbeiten durfte. Angefangen von dem weltberühmten Klarinettisten Giora Feidmann, den er nach Weilburg lockte über den Sänger Max Mutzke bis zu Joachim Gauck. Besonders pikant: Gauck bekam den Anruf aus Berlin, ob er sich denn als Kandidat für die Wahl zum Bundespräsidenten aufstellen lassen wolle, just vor einer Veranstaltung mit Wolfgang Weinrich. Bei dem anschließenden Gespräch auf der Bühne schien Gauck etwas gedankenversunken. Später verriet er Weinrich auch, warum.
Kreativität leben
Wolfgang Weinrich steht aber noch für viel mehr Kreativität. So initiierte er nicht nur den hessen-nassauischen Gemeindebrie-Preis oder gilt als Ideengeber für den EKHN-Shop im Internet, bei dem von lila Luther-Backförmchen bis zur Kirchenflagge alles bestellbar ist, was das Gemeinde-Herz begehrt. Vor allem gilt der 62 Jahre alte evangelische Theologe als Geburtshelfer des „Facettenkreuzes“, das heute das Signet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist. Gegen viele Widerstände kämpfte er vor über zwei Jahrzehnten noch als regionaler Öffentlichkeitsbeauftragter in Südhessen dafür, ein einheitliches kirchliches Erscheinungsbild zu schaffen. Heute sind das Motto „Evangelisch aus gutem Grund“ und das lila Logo mit seinen verschränkten Quadraten in Kreuzform selbstverständlich. Der Leiter der hessen-nassauischen Öffentlichkeitsarbeit, Stephan Krebs, sieht in Weinrich einen kreativen Kopf, der nicht nur nach außen wirkt, sondern „auch die moderne, weithin säkulare Öffentlichkeit in die Kirche hinein spiegeln will.“ Im Grunde eine zutiefst „prophetische Aufgabe“.
Menschen in Not helfen
Zuletzt kam noch ein weiteres Engagement des umtriebigen Pfarrers hinzu. Weinrich ist Botschafter für die evangelische Hilfsorganisation Brot für die Welt. Dabei unterstützt er ehemalige Kindersoldaten in Afrika mit der Aktion „Gitarren statt Gewehre“, bei der sie eine neue Perspektive etwa als Instrumentenbauer erhalten. Dazu entwickelte er unter anderem eine provozierende Plakataktion, die deutsche Kinder mit Maschinengewehren in einer idyllischen Mittelgebirgslandschaft zeigte. Das soll aufrütteln und die Absurdität von Kindersoldaten offenlegen, die in Afrika fast Normalität ist. Zudem suchte Weinrich Stars wie Herbert Grönemeyer oder Peter Maffay auf und ließ sie eine in Afrika gebaute Elektrogitarre signieren und später zugunsten von Brot für die Welt versteigern.
Auf der Bühne bleiben
Doch Weinrich steht auch selbst gerne auf der Bühne. Zum Beispiel liest er gemeinsam mit der Opernsängerin Eva Lind aus seinem humorvollen Buch „Der liebe Gott kommt nicht voran“, in dem der Höchste sich so allerlei Beschwernisse auf der Erde zu Herzen nimmt. Die heiter-nachdenklichen Veranstaltungen will er weiterführen. Sicher wird der Pfarrer auch nach dem offiziellen Dienstende im Dezember weiter für Brot für die Welt und ehemalige Kindersoldaten unterwegs sein. Und: Er will künftig als eigenständiger Berater seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz an andere weitergeben.
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