Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Mit Trauernden umgehen

veröffentlicht 23.10.2023

von Hans Genthe

Ein Gespräch tut vielen trauernden Menschen gut. Aber wie soll man auf sie zugehen? Denn Floskeln helfen nicht. Aber schweigen noch weniger.

Wie über den Tod sprechen?

Über den Tod sprechen ist schwer. Wir haben es nicht gelernt. Ein Trauerfall in der Familie oder der Tod im Freundes- Kollegenkreis oder in der Nachbarschaft, stellt Menschen vor Herausforderungen. Viele wissen oft nicht, was sie Trauernden sagen oder wie sie reagieren sollen. Die Erfahrungen eines Hospizseelsorgers, eines Pfarrers und von Mitgliedern des Vereins der Bestatter sind hier zusammengefasst.

Vielleicht ist es manchen Menschen unangenehm, dem Thema Tod zu begegnen. Möglicherweise weichen sie dem Kontakt zu Trauernden aus. Das ist menschlich. Doch manche Trauernde erleben, dass sie regelrecht gemieden werden und spüren eine unausgesprochene Erwartung, doch bald wieder gut gelaunt zu sein. Doch: Trauernde brauchen für ihre Trauer einen Schonraum.

Praktische Hinweise für das Trauergespräch

Authentisch bleiben

Bevor du auf einen trauernden Menschen zugehst, ist es sinnvoll auf das eigene Bauchgefühl zu hören und sich selbst treu zu bleiben. Wenn du nicht weißt, was du sagen willst – ein einfaches „Es tut mir leid“ kann reichen. 

Gespräch anbieten

Hast du dich entschieden auf den anderen zuzugehen, mach dir bewusst, dass es vielen trauernden Menschen gut tut, zu reden. Sie verarbeiten ihre Gefühle, wenn sie erzählen können, wie alles geschah und wie es ihnen jetzt geht. Falls du einem Trauernden helfen möchtest, dann ergreife ruhig die Initiative. Gehen auf denjenigen zu und frage sie, wie es ihm oder ihr geht. Biete deine Zeit und Aufmerksamkeit an. Mach zum Beispiel einen konkreten Vorschlag: „Hast du am Dienstag Zeit? Dann können wir uns zum Tee treffen und reden.“

Gefühle der Trauer aushalten

Während des Gespräches hör vor allem zu. Frage nach, versuche, die Erinnerungen und Befürchtungen zu verstehen. Selbst wenn du einen Ratschlag geben möchtest, der völlig richtig ist, geh sparsam damit um. Der Spruch „Die Zeit heilt alle Wunden“ trifft zwar in den meisten Fällen tatsächlich zu, ist in diesem Moment für den Trauernden aber unbrauchbar. Letztendlich kann man als Gesprächspartner nur mit dem oder der Trauernden zusammen die Gefühle angesichts des Verlustes eines geliebten Menschen aushalten. Wichtig ist, diesen Gefühlen Raum und Zeit zu geben, vielleicht auch mit dem Trauernden mitzuweinen.

Aktiv bleiben

Viele Trauernde vergessen zu essen oder haben keine Kraft zum Kochen. Das kann ein Anlass sein, dem Trauernden anzubieten, mal für ihn zu kochen. Ein schönes Signal der Aufmerksamkeit ist es, an die Jahrestage des Verstorbenen zu denken. Der Geburtstag des Verstorbenen und sein Todestag sind für Hinterbliebene oft eine große emotionale Herausforderung.

Das solltest du vermeiden:

Jeder trauert anders. Deshalb sind Sätze wie „ich weiß genau, wie Du dich fühlst“ fehl am Platz.
Der Trauernde braucht deine Hilfe direkt! Vermeiden Floskeln wie „Wenn was ist, kannst Du mich immer anrufen“. Ein Trauernder wird dich nicht anrufen, weil er denkt, er sei eine Belastung.
Auch diese Sätze wirken oft ungünstig: Die Zeit heilt alle Wunden. Es muss weitergehen. Du musst jetzt stark sein. Er/sie hätte nicht gewollt, dass Du so traurig bist. Wenigstens hat er/sie nicht gelitten. Es war Gottes Wille. Vermeide solche Floskeln.
Umpassend ist es meist, den Trauernden gar nicht auf den Todesfall anzusprechen.

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