Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Eine Frau bekreuzigt sich

© Getty Images, Dean Mitchell

Für das Kreuzzeichen führen Katholikinnen und Katholiken ihre Finger der rechten Hand von der Stirn zur Brust und von der linken zur rechten Schulter
  • Ökumene

Bekreuzigen für Evangelische?

veröffentlicht 03.10.2023

von Hans Genthe, Multimediaredaktion

Kommst du in eine katholische Kirche, bekreuzigen sich alle. Wenn du evangelisch bist, kannst du dich dann auch bekreuzigen?

Wer als Protestant:in beispielsweise zu einer kirchlichen Trauung in einer katholischen Kirche eingeladen ist, wird erleben, dass sich plötzlich alle katholischen Besucher:innen bekreuzigen - nach einer sakramentalen Handlung und nach einem Gebet. Mitmachen oder nicht? Aus evangelischer Perspektivie spricht nichts dagegen.

Gezeichnetes Männchen, das sich bekreuzigt

@Esther Stosch / giphy

So können wir uns bekreuzigen

Die Handhaltung

Bereits die ersten Christen haben sich bekreuzigt. Es gibt mehrere Möglichkeiten bei der Handhaltung beim Kreuzzeichen. Protestanten können hier bei Katholiken abschauen. In Jesusdarstellungen, wie dem Mosaik in der Basilika Sant´Apollinare Nuovo, streckt Jesus zum Bekreuzigen nur Mittelfinger und Zeigefinger aus. Es steht für die Einheit Gott und Mensch. Der Papst lässt dagegen alle Finger ausgestreckt, wenn er sich bekreuzigt, andere benutzen nur die 3 mittleren Finger als Zeichen der Dreifaltigkeit.

So erklärt Papst Franziskus das Bekreuzigen (bei Facebook)

Was spricht gegen das Bekreuzigen?

In Luthers „Kleinem Katechismus“ erklärt der Reformator: „Des Morgens, so du aus dem Bett fährst, sollst du dich segnen mit dem Heiligen Kreuz und sagen: Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.“ Das Gleiche soll nach Luther am Abend passieren „und alsdann flugs und fröhlich geschlafen.“  Warum bekreuzigen sich Protestanten nicht, wenn es sogar Martin Luther empfiehlt? Eine historisch bestätigte Begründung gibt es nicht. Irgendwann in der Zeit von der Reformation 1517 bis heute ist es verloren gegangen.

Das „Obermain Tagesblatt“ datiert den Wegfall des Bekreuzigens im Artikel „Was bedeutet es, lutherisch zu sein“ ins 18. Jahrhundert. Damals sei der evangelische Glaube säkularer, also weltlicher, geworden, sodass das religiöse Bekreuzigen abgeschafft wurde. Dr. Thomas Melzl vom Gottesdienst-Institut der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern geht davon aus, dass evangelische Christen sich durch das Weglassen des Kreuzzeichens von der katholischen Kirche bewusst abheben wollten. Melzl meint zum Zeitpunkt der Änderung: „Die Geste des Sich-Bekreuzigen […] war also auch in der freilich erst im Entstehen begriffenen evangelisch-lutherischen Kirche noch eine übliche Praxis.“

Das Kreuzzeichen ist nicht ganz verschwunden

Nichts desto trotz findet man das Bekreuzigen auch noch in evangelischen Gottesdiensten. Der Pfarrer zeichnet zum Segen ein etwas vergrößertes Kreuz in die Luft. Auch beim Abendmahl wird eine kreuzförmige Bewegung über Brot und Wein ausgeführt. 

Soll ich mich jetzt bekreuzigen?

Wenn du möchtest, kannst du dich also auch als Protestant bekreuzigen – nichts spricht dagegen. Martin Luther spricht sogar dafür. Ob du dich bekreuzigst oder nicht, ist letztendlich dir selbst überlassen. Mit den Hintergrundinformationen dieses Artikels fällt die Entscheidung vielleicht leichter. 

@Esther Stosch / giphy

Die Abwärtsbewegung der Hand zum Brustbein bei den Worten „…des Sohnes…“ steht für Jesus, der zur Erde gekommen ist.

@Esther Stosch / giphy

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Die Abwärtsbewegung der Hand zum Brustbein bei den Worten „…des Sohnes…“ steht für Jesus, der zur Erde gekommen ist.

@Esther Stosch / giphy

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Die Abwärtsbewegung der Hand zum Brustbein bei den Worten „…des Sohnes…“ steht für Jesus, der zur Erde gekommen ist.

@Esther Stosch / giphy

@Esther Stosch / giphy

@Esther Stosch / giphy

@Esther Stosch / giphy

Die Berührung an der Stirn bei den Worten „Im Namen des Vaters…“ steht für Gott, der im Himmel sitzt.

Die Abwärtsbewegung der Hand zum Brustbein bei den Worten „…des Sohnes…“ steht für Jesus, der zur Erde gekommen ist.

Der Heilige Geist wird mit einer Bewegung zur linken Schulter verbunden. Gemeinsam mit den Worten „…und des Geistes.“ dient sie als Bild dafür, wie der Heilige Geist uns umhüllt.

Bei dem Wort „Amen“ wird die Hand zur rechten Schulter geführt.

Danach werden die Hände gefaltet und kurz inne gehalten.

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