Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Ein junger Mann und zwei junge Frauen sitzen auf einer weißen Couch und diskutieren lebhaft miteinander, sie gestikulieren dabei.

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Verschwörungsideologien entgegnen

veröffentlicht 19.12.2023

von Online-Redaktion der EKHN

Verschwörungsideologien bieten einfache Erklärungen und benennen Schuldige. Wie kann ich dagegen Stellung beziehen? Die EKHN bietet Tipps für den Dialog.

Krisen fördern Verschwörungsideologien

Verschwörungsideologien gibt es schon so lange wie es Krisen und Konflikte gibt. Sie bieten einfache Erklärungen und eindeutige Schuldige. Besonders in Krisenzeiten haben Verschwörungstheorien Konjunktur. So gab es seit Beginn der Corona-Pandemie einen starken Zuwachs von Verschwörungstheorien, die sich um die Entstehung des Virus rankten und sich gegen die Imfpungen richteten.

Sorgen und Ängste verunsichern

Heute verunsichern der Krieg gegen die Ukraine, zunehmende Klimakatastrophen, die steigende Armut in Deutschland und die hohe Inflation viele Menschen. Sorgen und Ängste befeuern Verschwörungsideologien, die auch im Freundeskreisen und Familien zu finden sind. Plötzlich ist der eigene Schwager oder die beste Freundin von einer geheimen Weltregierung überzeugt. Gespräche miteinander werden schwierig und Beziehungen werden zur Herausforderung. Diese Entwicklung betrifft die gesamte Gesellschaft und macht auch vor Kirchengemeinden nicht Halt.

Was tun, wenn Menschen an eine Verschwörung glauben?

Aber was tun, wenn mein Partner, meine Freundin, meine Eltern einer Verschwörungsideologie anhängen? Wie kann ich als Christ:in auf Aussagen reagieren, die Grenzen überschreiten und Feindbilder kreeiren? Hinter Verschwörungs-Ideologie stecken falsche Tatsachen. Deshalb ermutigen die Kirchen, das Gespräch zu suchen. Denn die Verbreitung solcher Ideologien birgt ernste Gefahren: Wenn alternative Wahrheiten, Fake Facts und Sündenbockmentalitäten als Grundlage für Verschwörungsideologien dienen, entstehen Welterklärungsmodelle, die gefährlich für unser Zusammenleben sind und Gewalt säen.

Tipps für Gespräche und Hintergrundinfos

Die Kirchen haben dazu in der Broschüre „Verschwörungsideologien“ Empfehlungen zur Kommunikation zusammengestellt. Es gibt praktische Tipps zum Umgang mit Verschwörungsideologien, Hintergründe und theologische Perspektiven auf das Thema. Die Tipps helfen, in einer aufgeheizten Debatte sprach- und handlungsfähig zu bleiben.

Woran erkannt man Verschwörungsideologien?

  1. Komplizierte, gesellschaftliche, globale Strukturen werden damit erklärt, dass einzelne Drahtzieher verborgen die Ereignisse steuern.
  2. Sündenböcke werden als Schuldige erklärt.
  3. Der Inhalt besteht aus Vermutungen und falschen Behauptungen.
  4. Die Überzeugungen werden in einer Gruppe kompromisslos und autoritär durchgesetzt.
  5. Menschen, die an eine Verschwörungs-Ideologie glauben, sehen sich oft als etwas Besonderes, als Erwachte, Errettete – alle anderen sind „Schlafschafe“.

Vor allem am Anfang auf Dialog setzen

Verschwörungsideologien können uns im Internet, auf der Straße, im Freundes-, Familien- und Bekanntenkreis begegnen. Soll man dazu etwas sagen? Die EKHN ermutigt dazu. Denn: Vor allem am Anfang stehen die Chancen gut, dass zugehört wird. Aber es kann auch darum gehen, deutlich Stellung zu beziehen, wenn Grenzen überschritten werden.

Tipps für ein Gespräch über Verschwörungsideologien

  1. Respektvoll gegenüber dem Gesprächspartner verhalten und das auch selbst einfordern.
  2. Die Aussagen des Gegenübers nicht vorschnell als Verschwörungsideologie bezeichnen, sonst kann das Gespräch schnell enden.
  3. Während des Gesprächs sich nur auf eine Verschwörungsideologie, einen Gedankengang konzentrieren, sich nicht in mehreren Ideologien verzetteln.
  4. Interesse für die Gefühle, die Einstellung und die persönliche Lebenserfahrung des Gesprächspartners zeigen.
  5. W-Fragen zu Hintergründen stellen:
  6. Warum ist das so?
  7. Wer sagt es?
  8. Weshalb siehst du das so?
  9. Welchen Gewinn hast du davon?
  10. Was hast du bei diesem Thema in deiner eigenen Lebensgeschichte erlebt?
  11. Welche Gefühle hat das bei dir ausgelöst?
  12. Wenn man selbst ähnliche Gefühle kennt: Mitteilen, welche anderen Schlussfolgerungen selbst gezogen wurden.
  13. Gemeinsam Fakten bei seriösen Quellen recherchieren.
  14. „Fake News“ entlarven.
  15. Gegengeschichten von Betroffenen erzählen.
  16. Rassismus, Extremismus oder einer Sündenbockmentalität widersprechen.
  17. Grenzen ziehen, Gesprächspause ein legen.

Wo finde ich Hilfe?

Im Bereich Weltanschauungen bietet das Zentrum Oekumene für Menschen aus dem Gebiet der beiden evangelischen hessischen Landeskirchen spezialisierte Beratung, seelsorgliche Begleitung und Bildungsveranstaltungen an.

Konfessionen - Religionen - Weltanschauungen

Referent Pfarrer Dr. Jörg Bickelhaupt

Adresse anzeigen

Weiterführende Informationen und Publikationen

Informationen über weltanschauliche Gruppierungen gibt es bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.

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