© ASF / Helena Schätzle
Für den Frieden arbeiten
veröffentlicht 22.09.2023
von Martin Reinel
Freiwillige arbeiten in sozialen Projekten und engagieren sich für den Frieden - beispielsweise bei der "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste". Andere setzen sich als Fachkräfte für die Konfliktbearbeitung beim Zivilen Friedensdienst ein. Sie sind auch dann vor Ort, wenn bewaffnete Konflikte bereits eskaliert sind.
Erfahrungen, die fürs Leben prägen
„Ich merke, dass es für Menschen sehr viel einfacher zu leben ist, wenn das Leben in Weiß und Schwarz aufgeteilt werden kann. Aber in Wirklichkeit ist alles sehr viel komplexer. Wenn das jedes Jahr mehr Menschen in Freiwilligendiensten lernen und versuchen, es ihren Angehörigen und Freunden zu vermitteln, hoffe ich, dass sich in Zukunft neue Kriege verhindern lassen.“ Das sagt Marija aus Russland. Sie hat ein Jahr lang freiwillig in Berlin gearbeitet. Bei einer Organisation der Kirchen die sich um Asylsuchende kümmert und in der Jüdischen Gemeinde.
Luise war als Freiwillige im Jüdischen Museum Belgien in Brüssel tätig und sagt rückblickend: „In meinem Freiwilligenjahr konnte ich neue Perspektiven gewinnen, mich selbst besser kennenlernen und etwas für andere Menschen tun. Im Alltag begegnete ich immer wieder neuen Menschen und kleinen Herausforderungen, an denen ich gewachsen bin. Ich wurde Teil eines Teams mit eigenen Aufgaben und Verantwortung. Das ist eine Erfahrung, die fürs Leben prägt und hilft, welchen Weg du danach einschlägst.“
Etwas für den Frieden tun bei der "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste"
Marija und Luise sind zwei Beispiele von vielen. Jedes Jahr engagieren sich junge Leute sozial und arbeiten in einem internationalen Austausch für den Frieden. In Deutschland und im Ausland. Sie tun dies „freiwillig“ – also ohne hohe Bezahlung, sondern nur für ein Taschengeld, Unterkunft und Versicherung. Ihre Ziele: Etwas für Frieden und Gerechtigkeit zu tun. Friedliche Begegnungen zu erleben und mit anderen für ein friedliches Miteinander von Völkern und Menschen zu arbeiten. Und sozial tätig zu sein für die, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Die evangelische „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF)“ zum Beispiel organisiert solche Freiwilligendienste.
So arbeitet die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF)“
Mit dem Zivilen Friedensdienst (ZFD) Konflikte transformieren
Als weitere Organisation fördert der Zivilen Friedensdienst (ZFD) für die Friedensförderung und Gewaltprävention seit 1999 tätig. Vor allem ist er in Krisen- und Konfliktregionenseit aktiv, dabei setzen sich die Mitarbeitenden hauptsächlich dafür ein, dass Konflikte gewaltfrei gelöst werden. Immer wieder werden freie Stellen angeboten. Dabei arbeiten der ZFD und seine Partner auch in Ländern, in denen bewaffnete Konflikte bereits eskaliert sind. Sie bringen beispielsweise verfeindete Gruppen in Kontakt, helfen dabei Interessen auszubalancieren, um so Versöhnung und friedliches Zusammenleben wieder zu ermöglichen. Dazu gehört auch die Aufarbeitung der Geschehnisse, psychosoziale Beratung und nachhaltiges Eintreten für Menschenrechte.
Der Zivile Friedensdienst wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und von neun deutschen Friedens- und Entwicklungsorganisationen durchgeführt, zu denen auch die evangelische Aktion „Brot für die Welt“ gehört.
In der Ukraine begleitet der ZFD derzeit drei Projekte. Partnerorganisationen dokumentieren beispielsweise Menschenrechtsverletzungen, evakuieren Minderjährige oder bieten psychosoziale Unterstützung für Kinder und Jugendliche.
Weitere Initiativen sind aktiv
Nicht nur die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF)“ und der Zivilen Friedensdienst (ZFD) sind aktiv, sondern auch etliche andere Initiativen und Organisationen bieten Plätze und Gelegenheiten für Friedensdienste an. Sie richten sich vorwiegend aber nicht nur an junge Leute. Ihre internationale Workcamps, interkulturelle und internationale Begegnungen tragen dazu bei, dass Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit in unserer Welt wachsen und sich ausbreiten können.
Bundesweit koordiniert die "Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF)" die Arbeit der evangelischen Friedensinitiativen. Sie arbeiten zum Teil (auch) im Rahmen der staatlichen Austauschprogramme, wie dem „Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD)“, dem entwicklungspolitische Freiwilligendienst „Weltwärts“ oder dem „Anderen Dienst im Ausland (ADiA)“.
Frieden als Kernaufgabe der Kirche
Hinter dem Engagement für den Frieden steht die Einsicht, dass Friedensarbeit eine Kernaufgabe der Kirche ist. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Deshalb organisieren christliche Gruppen, Friedensdienste und Kirchen langfristige Dienste, oft ein Jahr oder sogar länger, aber auch kurzfristigere Projekte. Sie setzen sich für Frieden und Verständigung über nationale Grenzen und unterschiedliche Kulturen hinweg ein.
Dabei engagieren sich Freiwillige für sinnvollen Aufgabe und unterstützen Partner vor Ort. Sie übernehmen Verantwortung in Programmen und Einrichtungen. So sammeln sie wertvolle Erfahrungen und helfen mit, Gewalt zu überwinden und – zumindest in kleinen Schritten – friedlicheren Verhältnissen näher zu kommen.
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