Diskussion um Kirchensteuer
Kirchensteuer: abschaffen, beibehalten oder ändern?
Carsten Sommer
28.10.2020
red
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„Eine Abschaffung der Kirchensteuer für alle würde keine finanzielle Entlastung bringen“, so die Einschätzung des Kirchenkritikers, Politikberaters und Buchautors Erik Flügge. Anlass seiner Aussage war die Diskussionsrunde »Zweifeln erlaubt« in der Evangelischen Akademie Frankfurt, zu der Flügge zugeschaltet wurde. Das Format ist eine Kooperation von Akademie, Evangelischer Sonntags-Zeitung und deren Online-Portal indeon.de.
Keine staatliche Stelle kümmert sich um Trauer, Tod und Krisen
In einem Artikel für die Website indeon.de führt der Journalist Nils Sandrisser die Haltung Flügges genauer aus: Kirche sei in Flügges Augen durchaus relevant. Denn keine staatliche Stelle kümmere sich so um Trauer, Tod oder Krisen. Ohne Kirchensteuer „müsste man dafür eine andere Infrastruktur aufbauen.«
Heranwachsenden religiöse Erfahrungen ermöglichen
Das Problem sei nur, dass viele Menschen das eben nicht so sehen. Erik Függe, selbst katholisches Kirchenmitglied, plädiert dafür, Kindern und Jugendlichen »religiöse Ersterfahrungen« zu ermöglichen, ähnlich wie bei der ökumenischen Bruderschaft von Taizé in Frankreich. Außerdem sollten die Kirchen jedes Mitglied, ehe es steuerpflichtig werde, kontaktieren. Dabei solle ihm mitgeteilt werden, an welchen Stellen der Gesellschaft die Kirche mit ihrem Geld segensreich wirkte.
Kirchenaustritte verhindern
Während der Veranstaltung hatte zudem Susanne Teichmanis Vorschläge präsentiert, mit denen Kirchenaustritte möglichst verhindert werden sollen. Die Juristin und Oberkirchenrätin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg nannte: Eine ermäßigte Kirchensteuer für junge Leute. Zu denken sei außerdem daran, dass Kirchenmitglieder selbst entscheiden könnten, was mit ihrer Kirchensteuer geschehen soll, also Teile einem bestimmtem Zweck zu widmen. Eine andere Überlegung sei eine Mitgliedskarte „church card“, mit der Vorteile verbunden sind wie preiswertere Eintrittpreise. Nicht zuletzt könnte man Junge Leute fragen, was sie in die Gemeinde einbringen wollen, um im Gegenzug ihre Steuer zu reduzieren.
Kirchengemeinde, die ohne Kirchensteuer auskommt
In Hanau verzichtet bereits die Wallonisch-Niederländischen Kirche auf einen Einzug der Kirchensteuer über das Finanzamt. Sie bitte die Steuerpflichtigen der rund 1100 Mitglieder um einen Beitrag in Höhe von acht Prozent der Lohn- oder Einkommenssteuer. Welche Erfahrungen der Pfarrer damit gesammelt hat und wie über die einzelnen Themen diskutiert wurde, lässt sich bei Indeon im Bericht von Nils Sandrisser nachlesen.
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