Nach Explosion im Libanon
Evangelische Kirche startet Hilfsaktion
NEST
06.08.2020
bs
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Mindestens 100 Tote und 4000 Verletzte hat die Explosion von Beirut am Dienstagabend gefordert. Das ist die vorläufige Schätzung libanesischer Behörden. Die Sachschäden sind enorm. Auch die nahegelegene National Evangelical Church of Beirut liegt in Trümmern. Dort liefen gerade die Vorbereitungen für eine Hochzeit.
Die Partner in der Gemeinde und der Near East School of Theology (NEST) berichten von großen Sachschäden in der Kirche und am Gebäude der NEST - zum Glück wurde niemand in der Gemeinde und der theologischen Hochschule verletzt.
Gebäude zerstört - zum Glück niemand verletzt
George Sabra, der Präsident der Near East School of Theology (NEST) schreibt: „Wir danken Gott, dass bei der gewaltigen Explosion, die gestern Abend gegen 18 Uhr den größten Teil von Beirut verwüstete, bei NEST niemand verletzt wurde.
"Noch nicht einmal der Krieg hatte uns so schwer getroffen"
Der Schaden am Gebäude sei beträchtlich. Alle acht Stockwerke und zwei Untergeschosse seien getroffen. "Glasfenster, Glastüren, Glaspaneele im Inneren des Gebäudes sowie viele Holztüren wurden zertrümmert", so Sabra. Noch nie sei NEST so schwer getroffen wie gestern, nicht einmal während der schlimmsten Tage des 15-jährigen Krieges im Libanon.
Evangelische Kirche von Explosion hart getroffen
Betroffen ist auch die vom Unglücksort nur knapp drei Kilometer entfernte National Evangelical Church of Beirut. Die schwere Holztür des Gebäudes wurde durch die Druckwelle gut zwei Meter in den Kirchenraum katapultiert. Alle Fenster sind zerstört, Kirchenbänke wurden durch herabfallende Teile zerschmettert.
Vorbereitungen für Hochzeit liefen gerade
"Ich habe die ganze Nacht mit der Gemeinde in Kontakt gestanden und es ist einfach nur erschreckend", sagt Uwe Gräbe. Er ist der Verbindungsreferent Nahost der Evangelischen Mission in Solidarität. Das einzige Glück sei, dass wohl niemand aus der Gemeinde verletzt wurde, obwohl in den Kirchenräumen zum Zeitpunkt der Explosion die Vorbereitungen für eine Hochzeit liefen.
Pfarrer beinahe von Rigipsplatte erschlagen
Besonderes Glück habe der Pfarrer der Gemeinde, Dr. Habib Badr, gehabt. "Ich habe mit ihm telefoniert und er sagte mir, dass er kurz vorher noch an seinem Schreibtisch im Gemeindehaus gesessen hatte", so Gräbe. Dann kam die Explosion und die Rigipsplatten des Gebäudes seien auf seinen Schreibtisch gekracht. Zu dem Zeitpunkt sei Badr aber glücklicherweise gerade auf dem Weg zur Kirche gewesen. "Er hat unglaubliches Glück gehabt, sonst wäre er einfach zerquetscht worden", sagt Gräbe.
Explosion war riesig und folgte wohl auf Feuer
Auf Videos in den sozialen Medien war am Dienstagabend eine riesige Druckwelle zu sehen - Autos flogen durch die Luft, Fenster zerbarsten, Häuser stürzten ein. Auf den Gehwegen und unter den Trümmern lagen Tote und Verletzte. Die Explosion im Hafengebiet von Beirut hatte die Verwüstung ganzer Stadtviertel verursacht.
Nicht gesichertes Ammoniumnitrat könnte Auslöser sein
Ursache für die Explosion waren offenbar große Mengen Ammoniumnitrat, die laut Ministerpräsident Diab seit Jahren ungesichert in einem Lagerhaus aufbewahrt wurden. Möglicherweise hatte ein Feuer die Bestände zur Explosion gebracht, berichten mehrere Medien.
Libanon hat kaum Ressourcen für Aufräumarbeiten
Wie lange es dauert die Schäden zu beseitigen, ist noch unklar. "In der derzeitigen Situation ist das für den Libanon eine kaum zu bewältigende Aufgabe", sagt Gräbe. Schließlich befände sich Beirut in einer tiefen Dauerkrise. Eine hohe Arbeitslosigkeit, wirtschaftlich am Boden, die zweite Corona-Welle und Dauerspannungen mit Israel hätten das Land fest im Griff. "Bis hier Fensterscheiben und Gebäude repariert werden können, wird viel Zeit vergehen", vermutet Gräbe.
Infobox zur Hilfsaktion der EKHN:
Die evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stellt 15.000 Euro Soforthilfe für die Near East School of Theology (NEST) bereit. Das Gebäude der Partnereinrichtung wurde schwer beschädigt. Die Schule arbeitet mit der EKHN seit vielen Jahren eng zusammen. Seit 19 Jahren lässt die EKHN dort regelmäßig eigene Pfarrerinnen und Pfarrer im interreligiösen und interkulturellen Dialog ausbilden. Die NEST bildet im zu einem erheblichen Teil christlich geprägten Libanon Pfarr-Nachwuchs aus.
Spenden werden erbeten an:
Evangelische Bank Kassel
BIC: GENODEF1EK1
IBAN: DE27 5206 0410 0004 1000 00
Betreff: Spende Beirut
Infobox: Wer ist die Evangelische Mission in Solidarität?
Die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Stuttgart.
Vor dem Jahr 2012 trug die EMS den Namen „Evangelisches Missionswerk in Südwestdeutschland“
Die EMS versteht sich als ein ökumenisches Netzwerk für Mission und internationale kirchliche Zusammenarbeit. Zu diesem Netzwerk gehören Kirchen und Missionsgesellschaften in Afrika, Asien, Europa und dem Nahen Osten.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins.