Mit Großplakaten tritt die EKHN für den Karfreitag als stillen Feiertag ein
„Der Tag ist wichtig!“
Ralf Kopp
26.03.2012
krebs
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Kirchenpräsident Volker Jung enthüllte am Montag (26. März 2012) an der Katharinenkirche in Frankfurt das erste der bis zu acht Meter hohen Banner. In den nächsten Tagen wird das Motiv der blutigen Hand, deren Finger zu einem Siegeszeichen geformt sind, an weiteren 61 evangelischen Gebäuden in 54 Orten sowie an 131 Litfasssäulen in Gießen, Mainz, Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt zu sehen sein. Kirchengemeinden können das Motiv auch in kleineren Formaten aushängen und Informationsmaterial dazu verteilen. Die EKHN hofft auf eine rege Diskussion auf der Website karfreitag.de, die eigens für diese Aktion gestaltet wurde. Ihre zentrale Aussage: „Der Tag ist wichtig.
Opfer?
Die Plakate und Banner tragen zudem die Schrift „Opfer?“. Das, so erläuterte Jung, sei ein Wort aus der Alltagssprache und zugleich ein wichtiger Begriff des christlichen Glaubens. Am Karfreitag sei Jesus Christus ans Kreuz geschlagen und damit hingerichtet worden – darauf weise die durchbohrte, blutige Hand hin. Christus sei Opfer von menschlichem Hass und Gewalt geworden. Das Kreuz steht darum dafür, dass Gott sich mit den Menschen verbunden habe, die – in welcher Form auch immer – Opfer geworden sind. Christen sähen den Tod Jesu am Kreuz aber immer zugleich im Licht seiner Auferstehung und damit der Überwindung von Gewalt, Leid und Tod. Dies sei auch als Auftrag zu verstehen, allem entgegenzutreten, was Menschen zu Opfern macht. Der Karfreitag habe damit für Christen drei Bedeutungen. Er sei zum einen Gedenktag an den gewaltvollen, unschuldigen Tod Jesu, zum zweiten ein Tag der Hoffnung auf ein Ende aller Gewalt und aller Opfer und zum dritten auch ein Trauertag für die Opfer aller Art, die es einstweilen weiterhin gebe. Dazu zählten die Opfer von Gewalt und auch andere Opfer wie zum Beispiel Verkehrsopfer oder sogar die Opfer von Fluglärm. Der Karfreitag biete auch für Nichtchristen eine Chance, darüber nachzudenken, wo Menschen einander zu Opfern machen und unschuldiges Leid verursachen.
Kulturelle Errungenschaft – auch für Nichtchristen
Jung bezeichnete die Feiertage und damit auch den Karfreitag als „kulturelle Errungenschaft“, die auch für nicht religiöse und anders religiöse Menschen eine Bereicherung sein können. So berühre der Karfreitag „die universellen menschlichen Themen des Leidens, des Todes und des Mitgefühls“. Jung warb dafür, den Karfreitag als stillen Feiertag bewusster zu gestalten. Dies sei keine Einschränkung der Freiheit, sondern eine persönliche Bereicherung: „Wir haben viele Tage zum Arbeiten, auch viele zum Feiern. Wir haben nur wenige Tage, die uns an den Ernst des Lebens heranführen. Wenn wir sie nicht hüten und gestalten, dann nehmen wir uns etwas. Dann werden wir nicht reicher an Spaß, sondern ärmer an Tiefgang.“, sagte Jung wörtlich. Zugleich warnte er davor, den Karfreitag lediglich als zusätzlichen freien Tag zu sehen: „Wer diesen Tag inhaltlich entkernen will, wird ihn nicht als freien Tag gewinnen, sondern als Feiertag verlieren.“
Mit der Aktion reagiert die EKHN auf Kontroversen, die es im vergangenen Jahr insbesondere in Frankfurt, aber auch an anderen Orten gegeben hatte. Viele Menschen ließen damals erkennen, dass sie die Feiertage – auch den Karfreitag – als Tage zur freien Verfügung sehen und kritisierten die Beschränkungen, die ihnen das Feiertagsgesetz dabei auferlegt. Andere fragten kritisch, ob ein rein christlich geprägter Feiertag in einer pluralistischen Gesellschaft noch zeitgemäß ist.
Zahlen, Daten, Fakten
Das Bildmotiv hat der Darmstädter Foto- und Filmkünstler Ralf Kopp gestaltet. (www.ralfkopp.com). Die EKHN verbreitet es auf 50.000 Postkarten, 50.000 Leporellos, 6.500 Plakaten, 14.000 Handzetteln und 3.000 Handreichungen mit weiterführenden Texten. Sie sind auf de website www.karfreitag.de abrufbar. Die Seite wurde der EKHN in ökumenischer Verbundenheit vom katholischen Bistum Passau überlassen.