Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der EKHN zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular und auf facebook sind wir offen für Ihre Anregungen.

Menümobile menu

Beide hessische Diakoniewerke feierten gemeinsam

Diakoniegottesdienst im Zeichen der Kinderarmut

Erstmals feierten die beiden Evangelischen Kirchen in Hessen und ihre Diakonischen Werke im Diakoniemonat September in der Elisabethkirche in Marburg gemeinsam einen Gottesdienst.

Dabei stand das Thema „Kinderarmut“ im Mittelpunkt. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, hielt die Predigt. Ihm zur Seite standen Propst Helmut Wöllenstein für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau, Dr. Wolfgang Gern, sowie der Landespfarrer für Diakonie, Oberlandeskirchenrat Dr. Eberhard Schwarz vom Diakonischen Werk in Kurhessen-Waldeck. Mit dabei waren auch zwei Mitglieder einer Hip-Hop Band, die sich in drei vorgetragenen Liedern mit dem Thema aus ihrer Sicht auseinandersetzten. Armut hat viele Gesichter – und immer mehr Kindergesichter. Mindestens 11,5 Millionen Menschen in Deutschland leben unter der Armutsgrenze. Und arme Leute haben arme Kinder: Für drei Millionen Kinder und Jugendliche ist das der Alltag. Besonders bedroht von Armut sind Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, also Frauen und Männer, Väter und Mütter, deren Einkommen nicht ausreicht, um sich und ihre Angehörigen ausreichend zu versorgen. In seiner Einführung verwies Landespfarrer Dr. Eberhard Schwarz auf diese Fakten und ergänzte: „Wir brauchen eine beitragsfreie soziale Infrastruktur, die es auch Familien mit geringem Einkommen erlaubt, am Leben teilzuhaben ohne Angst vor Stigmatisierung oder Ausgrenzung haben zu müssen. Wir brauchen tatsächliche Lernmittelfreiheit. Und wir brauchen eine Gesamtkonzeption einer Familienpolitik, bei der entscheidend sein wird, was und wer gefördert wird.“

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung (EKHN) nahm in seiner Predigt diese Aspekte auf und bezeichnete Sparbeschlüsse, die zu Lasten der Familien gehen, die Transferleistungen beziehen, als „falsches Signal“ und sagte wörtlich: „Armut grenzt aus. Armut verhindert Teilhabe an den Chancen und Möglichkeiten, die es in dieser Gesellschaft gibt. Für viele ist Armut ein Teufelskreis. Armut verhindert Bildung. Mangelnde Bildung verschließt den Weg in gut bezahlte Arbeit. Schlechte bezahlte Arbeit oder keine Arbeit bedeutet wieder Armut.“ Christinnen und Christen seien herausgefordert, sich für den Schutz und die Rechte von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Dazu gehöre eine an den Bedürfnissen der Kinder orientierte Berechnung der Hartz IV-Regelsätze und ein Bildungssystem, das nicht nur eine theoretische Chancengerechtigkeit, sondern auch eine reale Teilhabegerechtigkeit biete.

Das großartige Gottesgeschenk des Lebens

Ausgehend von dem Jesuswort „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann werdet ihr das Reich Gottes nicht empfangen.“ rief Jung im Weiteren dazu auf, die Welt mit den Augen der Kinder zu sehen. Dies sei „kein sozialromantisch verklärter Blick“. Es sei „der Blick für das wirkliche Leben mit seinen Herausforderungen und Härten“, aber auch auf „das großartige Gottesgeschenk des Lebens inmitten einer wunderbaren Welt“.

Wenn das Vertrauen ins Leben zerstört wird

Kinder hätten Erwachsenen etwas voraus: „Vertrauen ins Leben und damit auch Vertrauen auf Gott.“, predigte Jung. Es verletze sie tief, wenn dieses Vertrauen zerstört werde, etwa durch sexueller Gewalt insbesondere von Menschen, zu denen die Kinder Vertrauen gehabt hätten.
Viel Vertrauen in Menschen und in Gott sei auch bei Kindern in der Heimerziehung bis in die 70er Jahre hinein zerstört worden, auch in Einrichtungen von Kirche und Diakonie. Heute werde das „mit großem Erschrecken und Entsetzen“ festgestellt. „Warum wurde so wenig nach dem Wohl der einzelnen Kinder gefragt? Warum war die Wertschätzung, die Jesus den Kindern entgegenbrachte, so wenig im Blick?“, fragte Jung. Es sei gut, dass dies nun aufgearbeitet werde. Das schärfe den Blick für alles, was Kindern das Vertrauen raube.

Hintergrund: Diakoniemonat

In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ist der September traditionell der Monat der Diakonie. Die evangelischen Kirchengemeinden in Hessen sind aufgerufen, sich besonders im Diakoniemonat der diesjährigen Kampagne „Armut bei Kindern“ zu widmen. Die Kampagne in diesem Jahr steht unter dem Motto „Ich brauche dich. Arme Kinder in einer reichen Gesellschaft“.

Ich merke, der weite Raum
entsteht nicht in mir und durch mich.
Er entsteht, weil andere da sind,
die mir Räume eröffnen,
gnädig umgehen mit meinen Schwächen,
sich einsetzen für einen menschenwürdigen Umgang
mit allen Menschen.

(Melanie Beiner zu Psalm 31,9)

to top