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Tauffest

Getauft werden wie einst Jesus

Stephanie Kunert, Evangelisches Dekanat DreieichSaphira Alexander hat es ihrem großen Bruder vorgemacht: Die Fünfjährige ließ sich von Pfarrer Harald Kopp ins kühle Nass eintauchen.Saphira Alexander hat es ihrem großen Bruder vorgemacht: Die Fünfjährige ließ sich von Pfarrer Harald Kopp ins kühle Nass eintauchen.

Im Langener Waldsee wurden 65 Menschen getauft. Einige entschieden sich für die Taufschale. Die Mehrzahl aber, trotz niedriger Temperaturen, für das Eintauchen im See.

 „Die Taufe ist die Zusage von Gottes Segen: Du bist angenommen – so, wie du bist“, stellte Dekan Reinhard Zincke in seiner Predigt beim zweiten Tauffest im Evangelischen Dekanat Dreieich fest. „Und du bist aufgenommen in die Gemeinschaft derer, die sich auf Jesus Christus berufen.“ Das Interesse an dem kirchlichen Fest mit dem besonderen Rahmen ist ungebrochen: 65 Täuflinge und ihre Familien nahmen die Einladung zur Taufe unter freiem Himmel an, das sind 16 mehr als vor vier Jahren. Trotz des schlechten Wetters waren rund 1.000 Besucher an den Langener Waldsee gekommen. 

Eintauchen im Wasser, trotz niedriger Temperaturen

Die Feierlichkeiten begannen mit einem Gottesdienst, den Präses Frauke Grundmann-Kleiner, Pfarrerin Martina Schefzyk und Dekan Reinhard Zincke gemeinsam gestalteten. Die musikalische Begleitung hatte wieder die Band „Colours of Life“ unter der Leitung von Pfarrer Dr. Jürgen Schefzyk übernommen. Die Kollekte in Höhe von 1.250 Euro ist für Nepal bestimmt. Insgesamt neun Pfarrerinnen und Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden aus Dreieich, Egelsbach, Langen und Neu-Isenburg vollzogen die Taufhandlungen an verschiedenfarbigen Stationen am Ufer. Sie tauften zum einen auf traditionelle Weise mit einer Taufschale am See, die Mehrzahl der Täuflinge entschied sich jedoch trotz der niedrigen Temperaturen für ein Eintauchen im Wasser. Danach ging die Feier mit allen Gästen bei Musik, Essen und Trinken in einem großen Zelt am Ufer weiter.

„Vincent liebt das Wasser, und wir sind alle gern im Freien“

Aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet kamen die Täuflinge, unter ihnen sechs Erwachsene und vier Babys unter einem Jahr. Knapp die Hälfte stammt direkt aus dem Dekanat Dreieich, andere nahmen einen längeren Anreiseweg aus dem Taunus, dem vorderen Odenwald oder der Wetterau in Kauf. So auch Familie Watolla aus Heuchelheim bei Gießen, dem früheren Wirkungskreis von Pfarrerin Christiane Musch aus Langen. „Vincent liebt das Wasser, und wir sind alle gern im Freien“, erläutert Aldona Watolla, warum ihr siebenjähriger Sohn im See getauft werden wollte. „Außerdem stellt ein Fest in einer so großen Gemeinschaft, die über die eigene Verwandtschaft hinausgeht, für uns den idealen Rahmen für seine Taufe dar.“ Vincent nahm das Ereignis bewusst wahr. „Er weiß aus den biblischen Geschichten, wie die ersten Christen getauft wurden, und findet es toll, dass er das auch so erleben konnte.“

Mutter und Tochter lassen sich gemeinsam taufen

Unter den Täuflingen sind auch Mütter, die diesen Schritt gemeinsam mit ihren Kindern gehen, wie Valentina Kremer. „Mit Gottes Segen kommt man besser durchs Leben“, sagt der 60jährigen ihre Lebenserfahrung. „Ein solch lebendiger Glaube passt zu uns!“ Die Dietzenbacherin ließ sich gemeinsam mit ihrer 30jährigen Tochter Irina von Pfarrerin Martina Schefzyk im See taufen. Die Theologin aus Götzenhain weiß: „Es ist ein sehr bewegendes Erlebnis mit einer tiefen religiösen Bedeutung, über die sich die Menschen viele Gedanken machen.“ Sie ist bereits zum zweiten Mal mit von der Partie. „In einer Zeit, in der die Menschen mit Kirche und Tradition zunehmend weniger anfangen können, ist es sehr wichtig, solche besonderen symbolischen Zeichen zu setzen“, ist Schefzyk überzeugt.

„Ich finde es schön, wenn die Kirche auch einmal Neues wagt“

Dem kann ihr Kollege Steffen Held aus Langen nur zustimmen: „Ich finde es schön, wenn die Kirche auch einmal Neues wagt, sich öffnet und zu den Menschen raus geht“, sagt er. „Wir sollten unsere Möglichkeiten für kirchliche Feste in unterschiedlichen Rahmen nutzen, das passt auch dazu, wie vielgestaltig Familien heutzutage sind“. Er taufte unter anderem den zehnjährigen Benjamin und dessen neunjährige Schwester Lilly aus Langen gemeinsam mit dem gleichaltrigen Cousin Marlon. Die Paten der Geschwister sind deren ältere Brüder – einen davon hat Held in diesem Jahr konfirmiert. Der Vater der beiden fungiert wiederum als Patenonkel seines Neffen. „Wir haben eine richtig große Taufgesellschaft“, bekennt Mutter Heike Thierolf. „Als Langener haben wir einen direkten Bezug zum See und die Kinder freuten sich darauf, in der Natur getauft und im Waldsee untergetaucht zu werden.“

„Simon fand die Idee der Taufe im See spektakulär“

Auch Familie Alexander aus Langen nutzte – wie noch fünf andere Familien – die Gelegenheit zur Taufe von zwei Kindern. Pfarrer Harald Kopp taufte den zehnjährigen Simon gemeinsam mit dessen fünfjähriger Schwester Saphira im See. „Ich selbst wurde auch im Alter von zehn Jahren von Pfarrer Dr. Tharwat Kades getauft“, erinnert sich Mutter Jennifer Alexander. „Simon fand die Idee der Taufe im See spektakulär, diese Erfahrung wollte er gerne machen“, sagt sie. Tochter Saphira entschloss sich nach anfänglichem Zögern auch dafür, „wie Jesus getauft zu werden“. Das Gros der Täuflinge bewegt sich in der Altersgruppe von einem bis zehn Jahren, drei Teenager waren auch dabei. So Victoria Lena, die 2011 die Taufe ihres älteren Bruders miterlebte. „Es war alles so schön und feierlich, da habe ich gewartet, bis es diese Möglichkeit wieder gibt und mich dann gleich angemeldet“, bekennt die 15jährige aus Neu-Isenburg. Pfarrerin Mechthild Dietrich-Milk taufte sie im Wasser.

Erstes Tauffest war 2011

Beim ersten Tauffest 2011 waren ebensoviele Besucher an den Langener Waldsee gekommen, um dabei zu sein, als 47 Kinder vom Baby bis zum Jugendlichen sowie zwei Erwachsene am und im See getauft wurden. „Die Erfahrung von damals hat sich auch jetzt wieder bestätigt, dass sich insbesondere die Menschen angesprochen fühlen, die sich bislang nicht zu einer Taufe entschließen konnten“, erklärt Frauke Grundmann-Kleiner, Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands. „Es ist einfach eine ganz eigene Atmosphäre hier.“

„Warum bin ich eigentlich nicht getauft?“

„Viele Menschen warten heute mit der Taufe, bis ihr Kind älter ist“, ergänzt Dekan Reinhard Zincke. Später brauche es dann häufig einen Anstoß, um sich mit dem Thema neu auseinander zu setzen und sich die Frage zu stellen: „Warum bin ich eigentlich nicht getauft?“ Es habe sich gezeigt, dass für Heranwachsende die Taufe unter freiem Himmel ein tiefgehendes und bleibendes Erlebnis ist.
Mit der Neuauflage des Tauffests konnte die evangelische Kirche in der Region wieder Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einen ganz besonderen Rahmen bieten, sich für die Taufe zu entscheiden.

Zum Video auf Youtube: Tauffest in Langen
[Stephanie Kunert]

Ich merke, der weite Raum
entsteht nicht in mir und durch mich.
Er entsteht, weil andere da sind,
die mir Räume eröffnen,
gnädig umgehen mit meinen Schwächen,
sich einsetzen für einen menschenwürdigen Umgang
mit allen Menschen.

(Melanie Beiner zu Psalm 31,9)

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