Indonesien
Evangelisches Gemeindeleben in den Tropen
Uwe seibert
14.10.2015
bs
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Feedback
„Wenn jemand krank ist, dann gehen fast alle hin und unterstützen ihn – und zwar nicht nur um spirituell beizustehen, sondern auch ganz konkret und tatkräftig“, erinnert sich Elisabeth Steinhard. 23 Jahre hat sie als Missionsschwester der EKHN in indonesischen Gemeinden gearbeitet. Alleine gelassen werde dort niemand. Dieses Verantwortungsgefühl innerhalb der evangelischen Gemeinschaft beeindrucke sie bis heute sehr. Die Gemeindemitglieder fühlten sich nicht nur im geistlichen Sinne miteinander verbunden. Es gehe vor allem auch darum, sich als Christen im Alltag zu stärken, sagt Steinhard. Besonders eindrucksvoll drücke sich das in einer Art Lebens- und Leidensgemeinschaft aus.
Den Protestantismus brachten auch Missionare der EKHN nach Indonesien
Der Anfang des indonesischen Protestantismus machten Missionare im 19. Jahrhundert. „Der erste war der evangelische Missionar August Theis. Er wird bei der Volksgruppe der Simalungun im Norden Indonesiens als erster Bote des Evangeliums verehrt“, sagt Uwe Seibert, Referent für Mission und Ökumene im Dekanat Dillenburg. Theis kam ursprünglich aus Haiger. Durch ihn ist eine heute 200.000 Mitglieder zählende Kirche, die GKPS, entstanden. Diese Dachorganisation vereint alle kleinen Gemeinden der Simalungun. Die GKPS (Gereja Kristen Protestan Simalungun) ist eine von zwei Partnerkirchen in Indonesien, mit denen die EKHN verbunden ist. Zudem pflegt die EKHN Beziehungen zur Gereja Masehi Injili di Minahasa (GMIM) in der Region Minahasa.
Die Gemeindeleben findet hauptsächlich in privaten Haushalten statt
Das Gemeindeleben im Norden Indonesiens unterscheidet sich erheblich von der europäischen Praxis. Zwar gehen auch die meisten christlichen Indonesier sonntags in die Kirche. Aber „die eigentliche Gemeindearbeit findet in Hauskreisen statt“, betont Steinhard. Unter der Woche träfen sich die Gemeindemitglieder vor allem privat zum Beten und Predigen. Theologisch begleitet werde die Arbeit dieser Hauskreise dabei durch wöchentliche Predigtimpulse aus der GKPS.
Indonesische Protestanten als Vorbild für Gemeindearbeit
Trotz des losen Verbandes der Gemeinden in der GKPS gibt es aber keine rückläufigen Mitgliederzahlen. Im Gegenteil: „Die Kirchenbänke sind jeden Sonntag brechend voll und zum Kindergottesdienst kommen Scharen von Kindern“, freut sich Steinhard. Das läge auch daran, dass viele Menschen in die Gemeindearbeit eingebunden werden. „Dort wird den Leuten vermittelt, dass sie gebraucht werden“, sagt Steinhard. Dieses Signal führe sogar die unterschiedlichen Volksgruppen innerhalb der indonesischen Gesellschaft zusammen. So gebe es ständig kirchliche Trauungen zwischen unterschiedlichen Sippen und Stämmen. „Entscheidend ist dann nur, dass jede Sippe mit ihren speziellen Sitten nicht zu kurz kommt“, erklärt Steinhard. Deshalb würden zu Trauungen und Beerdigungen auch nach der Kirche nochmal separate Feiern stattfinden. Von diesem Gemeinschaftsgefühl könne die ein oder andere Gemeinde in Europa noch etwas lernen, so Steinhard.
Die GKPS ist die Partnerkirche der EKHN in Indonesien
Mit der EKHN pflegt die GKPS einen regelmäßigen Austausch. Erst dieses Jahr besuchte eine kleine Delegation der EKHN das Gebiet der Simalungun. Mit dabei war auch Uwe Seibert, der zwei Wochen lang Leben, Land und Leute in Indonesien und die Arbeit der Partnerkirche kennenlernen konnte. Ihn beeindruckten die vielen sozialen Programmen der GKPS, wie zum Beispiel das Ausbildungszentrum für Jugendliche. „Bemerkenswert war auch der Gedenktag an den evangelischen Missionar August Theis, der immer am 2. September gefeiert wird“, berichtet Seibert. Als Gäste aus der Heimat des Missionars sei die Delegation der EKHN besonders herzlich empfangen worden.