Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der EKHN zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular und auf facebook sind wir offen für Ihre Anregungen.

Menümobile menu

Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger

Leistung braucht Werte und Würde

Christian WeiseTheo ZwanzigerTheo Zwanziger

Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball Bundes, Dr. Theo Zwanziger, sprach beim Jahresempfang der Evangelischen Dekanate Bad Schwalbach und Idstein im Taunusstein über die Frage: „Ist Leistung alles?“

Taunusstein. Dabei habe man zu einem großen Teil selbst in der Hand, wie zufrieden man sei, so Zwanziger: „Man darf sich die Messlatte nicht zu hoch legen, so dass man ständig nur drunter her läuft.“ Ohne Leistung gehe es aber nicht, machte Zwanziger deutlich, aber „wir brauchen die Balance. Wir müssen Menschen sein dürfen.“ Bezugnehmend auf ein Wort des Apostel Paulus in dessen Brief an die Korinther, betonte der ehemalige Regierungspräsident, dass es nie nur um das pure Gewinnen gehen könne, sondern vor allem um Würde und Werte. „Strengt euch an, arbeitet so, dass ihr euch dieses Siegespreises als würdig erweist,“ übersetzte er den Spruch des Apostel Paulus. Bei der Leistung komme es nämlich immer darauf an, dass man ihrer würdig bleibe. „Da müssen Werte dazu kommen;“ folgerte Zwanziger daraus im Bürgerhaus „Taunus“. Dann könne man auch einen dritten Platz wie ein Sieger feiern, sagte er zu den 150 Zuhörer in Anspielung an die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. 

Fragliches Menschenbild

Er schwärmte davon, dass er jetzt wieder mehr Zeit habe, beim Kinder- und Jugendfußball dabei zu sein. Es sei herrlich den „Bambinis“ beim Fußballspielen zuzuschauen - wenn nur die Eltern und Großeltern nicht da wären. Da jubelten einerseits die Kinder auf dem Platz, selbst wenn der Ball ins eigene Netz ging, gleichzeitig aber trieben die Eltern ihre Kinder zu immer mehr Leistung an. „Was ist das für ein Menschenbild, wenn man mit sechs Jahren schon zehn Tore schießen muss und ein Versager ist, wenn man beim nächsten Spiel nicht elf schafft?“, fragte er kritisch. „Lasst doch die Kinder spielen!“ Wir überfordern unsere Kinder, resümierte der erfahrene Sportfunktionär. 

In der Frage, wie die Gesellschaft sich weiter entwickeln können und ob Leistung immer Lohn brauche, hob Theo Zwanziger die Bedeutung der Arbeit der vielen Ehrenamtlichen hervor. „Ohne ehrenamtlich Tätige könnte unser Land nicht leben. Das sind die eigentlichen Leistungsträger!“, sagte er unter dem Beifall der Zuhörer. Leider würde Menschen, denen Dank als Lohn reiche und die etwas Wertvolles für die Gesellschaft zu leisten, viel zu oft als „die Dummen“ gesehen. „Klar, das sind nicht die Absahner.“ Man müsse Ehrenamtliche, die mit „Liebe bei der Sache sind“ und qualitativ gute Arbeit leisten, auch mal außerhalb von besonderen Anlässen danken. Und es sei an der Zeit die despektierliche Haltung aufzugeben, denen man ihnen immer wieder entgegenbrächte, nur weil sie „vielleicht nicht die Fernsehpräsenz hätten“, wie manch’ ein Funktionär oder Politiker. 

Anerkennung von Leistung auf allen Ebenen

Zwanziger forderte die Menschen auf, mehr Demut zu üben. „Die Anerkennung von Leistung auch im Kleinen ist wichtig!“. Man solle nicht immer nur nach oben zu den Großen schielen. Im Fußball heißt das, nicht immer nur zur 1. Bundesliga der Männer zu schauen, und alles daran zu messen, sondern eben auch zu den Frauenfußball oder zu den anderen unteren Ligen - und deren Leistung anzuerkennen. 

Denn alles andere sei sonst schon eine Form von Diskriminierung, der es gelte, auf allen Ebene entgegen zu wirken. „Wir brauchen den Mut Martin Luthers. Ich wünsche mir mehr mutige Menschen!“, rief er den Zuhörenden zu. Mehr Menschen die in verschiedensten Situationen beweisen, dass ein Zustand so nicht weiter gehen könne. Dazu müsse man auch die Vorbilder in die Pflicht nehmen. Jeder Teil der Zivilgesellschaft müsse dabei Verantwortung übernehmen. Das gehe nur mit Mut, Klarheit und Bewusstseinsbildung“, sagte Zwanziger unter großen Beifall. 

Große musikalische Klasse

Großen Beifall erhielten auch die beiden jungen Violinistinnen Johanna Sophie Christmann (14 Jahre) und Josefine Racky (13 Jahre) die einfühlsam von Yukiko Wachi am Flügel begleitet wurden. Johanna Christmann spielte den ersten Satz aus Vivaldis Violinkonzert „L’Estate“ so gekonnt und mitreißend, dass es den Zuschauern den Atem verschlug. Josefine Racky spielte ein Thema zu „Schindlers Liste“ so ergreifend und emotional, dass auch hier die Besucher ihre Begeisterung am Schluss deutlich zu Gehört brachten.

Es war mittlerweile der siebte Jahresempfang der beiden Dekanate und des Diakonischen Werkes Rheingau-Taunus. „Der Jahresempfang wird immer bedeutender“ für die Region, betonte Landrat Burkhard Albers. Das zeige allein, dass immer mehr Menschen aus Politik, Kirche und Gesellschaft, kämen.

Wer eins ist mit sich selbst, ist stark.
Aber wer ist das?

to top