Bibel auf Bierdeckel
Luther und das Bier
Deutscher Brauerbund
25.10.2016
evb
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Martin Luther kannte und mochte Bier: „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken.“ Wobei im 16. Jahrhundert das Wasser nicht immer gesünder war. „Bier war ein keimfreies Getränk. Es war nicht so hochprozentig und wurde auch schon recht früh von Kindern getrunken, “ berichtet der Kirchmeister Bernhard Naumann, der als Luther verkleidet durch seine Heimatstadt Wittenberg führt.
Luther besaß das Bierbraurecht
Luther lebte und wirkte mehr als 30 Jahre im ehemaligen Augustinerkloster in Wittenberg, wo er auch Vorlesungen hielt. Das Kloster wurde zwar 1522 aufgelöst, aber Luther und Philipp Melanchthon lebten weiterhin dort. 1525 schenkte der Kurfürst Luther das Gebäude zur Hochzeit. „Das Kloster, also das Gebäude, besaß das Bierbraurecht, “ weiß Naumann. „Und das haben Luthers übernommen.“
Die Familie Luther durfte also nicht nur Bier für den Eigenbedarf brauen, sondern in Maßen auch verkaufen. Allerdings lief es eher andersherum, denn der Haushalt gab „jährlich 300 Gulden für Fleisch, 200 Gulden für Bier und 50 für Brot“ aus. Was nicht zuletzt daran gelegen haben mag, dass der Haushalt Luthers mit seinen sechs eigenen Kindern, zahlreichen Nichten und Neffen, den Hausangestellten und den eingemieteten Studenten recht groß war. Naumann schätzt sie auf ca. 40 Menschen. „Und die saßen wirklich alle an einem Tisch, mit Luther am Kopfende. Selbst der kleinste Hausangestellte hatte einen Platz an der großen Tafel. Das war sehr ungewöhnlich.“
Bierbrauen war Frauensache
Chefin im Hause und über das Gesinde sei Luthers Ehefrau Katharina von Bora gewesen. Als entlaufene Nonne könnte sie das Bierbauen im Kloster gelernt haben oder im Hause Cranach, wo sie anschließend gelebt hatte. Denn auch die Cranachs besaßen das Bierbraurecht. „Bierbrauen war damals genau wie der gesamte Haushalt Frauensache, “ bekräftigt Naumann. Das bestätigt auch Ulrich Meiser vom Einbecker Brauhaus: „Katharina hat gebraut. Allerdings war das ein Dünnbier, das ungefähr halb so stark war wie das normale Bier.“ Geschmeckt hat es Luther trotzdem.
1534 schreibt er ihr aus Dessau: „Gestern musste ich daran denken, dass ich ein sehr gutes Bier daheim habe und dazu eine schöne Frau (oder sollte ich sagen Herren). Und du tätest wohl, dass du mir den ganzen Keller meines Weins herüber schicktest, und eine Flasche deines Biers.“
Bockbier für besondere Anlässe
„Zu besonderen Anlässen aber hat Luther das Einbecker Bier getrunken, “ berichtet Naumann. „Das war als gutes Starkbier bekannt und sehr beliebt zu damaligen Zeiten.“ Dieses naturtrübe Bockbier musste für die langen Transportwege nach Wittenberg zu Luthers Hochzeit, zum Wormser Reichstag oder nach Leipzig zu Luthers Disput mit Johannes Eck haltbar gemacht werden und war dementsprechend hochprozentiger. „Der beste Trank, den einer kennt, wird Ainpöckisch Bier genennt, “ erklärte der Reformator, als er vom Herzog von Braunschweig 1521 eine silberne Kanne des Bockbiers erhielt– kurz nachdem er für vogelfrei erklärt wurde. Dennoch warnte er auch vor übermäßigem Genuss: „Bier macht die Menschen toll und töricht, so dass sie sich hauen, stechen und ermorden. Das ist aber nicht die Schuld des Bieres, wenn du ein Bierschlauch und ein Trunkenbold bist.“
Das gute Verhältnis Luthers zum Einbecker Bier beruht auf Gegenseitigkeit. „Wir verehren Luther seit jeher, “ erklärt Ulrich Meiser vom Einbecker Brauhaus. Deshalb gibt es zum Reformationsjahr Luthers Lieblingsbier - nach Originalrezept – in einer Jubiläumsedition mit Luther-Logo. Zudem plant der deutsche Brauerbund einen parlamentarischen Abend zum Thema Reformation auf dem Kirchentag in Berlin.