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Taufe: Theologe für mehr Innovationen

Mehr als Wasser und gute Worte

Dorothea Jacob / pixelio.deWasser

Sie ist beliebt bei Alt und Jung aber offenbar trotzdem in der Krise: die Taufe. Der Münsteraner Theologe Christian Grethlein schlägt Alarm und sieht Handlungsbedarf rund um das urchristliche Ritual.

EKHN/RahnStudientag der Kirchenleitung 2014 mit Christian Grethlein

Wasser, Worte und eine wohliges Ambiente: das ist die Taufe. In Umfragen verbinden 90 Prozent der Kirchenmitglieder positive Aspekte mit ihr. So ist es kein Wunder, dass die Kirche bis heute auf eine 2000 Jahre alte Tradition setzt und sie als Tür zur Kirchenmitgliedschaft versteht. Doch über dem alten Ritus mit Worten und Wasser brauen sich graue Gewitterwolken zusammen. Die Taufe ist beliebt, aber trotzdem längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Grund genug für die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, bei ihrem traditionellen Studientag die Taufe zum Thema zu machen.

Taufe als angeschlagenes Erfolgsmodell begreifen

In der Evangelischen Akademie in Frankfurt plädierte der Münsteraner Theologe Christian Grethlein am Freitag  für eine stärkere Konzentration in der Gemeindearbeit auf die Taufe und ihre sozialen Zusammenhänge. Der Professor für Praktische Theologie erklärte, dass es auffällig sei, dass sich vor allem Jüngere für die Taufe interessierten. Daneben seien Tauffeste, bei denen mitunter bis zu 1000 Menschen zusammenkämen, zunehmend auch bei denen populär, die nicht jeden Sonntag zu den Besuchern einer Kirche zählten. Auch theologisch ist die Taufe nach Grethlein ein Erfolgsmodell. Die großen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrhunderte um die Taufe zwischen den christlichen Glaubensrichtungen gehörten der Vergangenheit an. Die meisten Konfessionen erkennen die Taufe gegenseitig an.

Alleinerziehende mehr ins Zentrum rücken

Trotzdem stehe das Ritual heute vor großen Herausforderungen. Längst sei die Taufe trotz aller Beliebtheit keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern eine Option. Zudem lebten derzeit sechs Millionen Menschen in Deutschland, die getauft seien, aber keiner Kirche mehr angehörten. Bis heute würden Alleinerziehende sozial geächtet, wenn sie Kinder taufen lassen wollten. Nur ein Viertel von ihnen brächten ihre Kinder deshalb noch ans Taufbecken. Das habe auch historische Gründe. So sei es über Jahrhunderte auch in der evangelischen Kirche Brauch gewesen, bei den Taufen von Kindern Lediger das Thema Unkeuschheit ins Zentrum der entsprechenden Predigt zu stellen. Außerdem hätten sie für das Abhalten des Taufgottesdienstes einen höheren Obolus als die Verheirateten entrichten müssen.

Tauffeste als Innovation verstehen

Dabei stünde die Taufe von Anfang an nicht für den Ausschluss, sondern eine „gemeinschaftliche Feier“. Deshalb müsse die Taufe auch über den Kirchenraum hinaus wirken. Das Neue Testament bezöge die Taufe bereits auf den sozialen Raum und nicht alleine auf die christliche Gemeinschaft. Grethlein plädierte für „innovative Modelle“ und eine „neue Offenheit“ bei der Taufe. Als Beispiel nannte er Tauffeiern, die es auch sozial Schwächeren ermöglichten, den Ritus im Rahmen eines  größeren Festes abzuhalten. Die Taufe solle grundsätzlich künftig stärker einen „barrierefreien Vollzug“ für alle möglich machen. Das Ritual in einer  abgeschlossenen Taufkapelle bleibt für Grethlein eindeutig zu wenig.

 

 

Wer eins ist mit sich selbst, ist stark.
Aber wer ist das?

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