Schicksalsschlag
Mit Video: „Nach einem Schlaganfall: Niemals aufgeben“
Esther Stosch
03.04.2018
esz
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Von Thomas Wißner (Evangelische Sonntags-Zeitung)
Vor sechs Jahren erlitt Pfarrer Merten Teichmann einen Schlaganfall. Die Diagnose war niederschmetternd, aber der Seelsorger kämpfte sich seinen Weg zurück. Teichmann ist offiziell „Pfarrer im Wartestand“.
Im April 2012 wurde der damalige Gemeindepfarrer der Kirchengemeinde Rodheim-Vetzberg „aus dem Dienst herausgerissen“, wie es Dekan Frank-Tilo Becher formulierte. Er erlitt einen schweren Schlaganfall. Seiner Tätigkeit als Pfarrer konnte er nicht mehr nachgehen, der Rollstuhl drohte und Ärzte sprachen von einem Pflegefall.
Künstliches Koma nach Schlaganfall, danach Reha
Auch wenn sich der verheiratete Vater von mittlerweile erwachsenen Zwillingen zurück ins Leben kämpfte, so fiel die Arbeit schwer, waren Defizite vorhanden. „Nach dem schweren Schlaganfall bin ich nicht mehr beziehungsweise noch nicht in der Lage, diese volle Stelle mit ihrer Komplexität und den formal 54 erwarteten Wochenstunden auszufüllen“, hatte er bei seiner Verabschiedung im November 2014 seiner Kirchengemeinde im Pfarrbrief geschrieben. Auch heute sagt er, dass er sich einer vollen Pfarrstelle nicht gewachsen fühlt.
In den vergangenen Jahren hat er um seine berufliche Zukunft gekämpft. 2017 war der 52-Jährige in der Kirchengemeinde Großen-Linden tätig und stand Gemeindepfarrer Axel Zeiler-Held und Pfarrerin Edith Höll zur Seite. Wann er wieder zu 100 Prozent hergestellt sein würde, das konnte niemand sagen. Deshalb haben Kirchenleitung und -verwaltung die Wiedereingliederung nicht verlängert.
Berufliche Zukunft bis Ende 2018 gesichert
Teichmann ist aktuell im Wartestand. Das bedeutet, dass er die Möglichkeit hat, sich bis Ende 2018 so weit zu regenerieren, dass er wieder voll arbeiten kann. Während dieser Zeit arbeitete er etwa in der Klinikseelsorge und auch schon in der Gemeinde.
Heute ist Teichmann ein Mann, der weitgehend gesundet ist, wieder Tischtennis und Klavier spielen kann, obwohl vor fünf Jahren die Prognose noch lautete „das wird nichts mehr“. Intensivstation, Reha und unzählige Therapien, aber auch ein starker Wille und die Kraft Gottes haben dazu beigetragen, dass Teichmann heute voller Stolz sagt: „Es ist wieder geworden.“
„Das Entscheidende war bestimmt der unbedingte Wille“
Der offene Umgang mit dem Schicksalsschlag ist womöglich auch ein Faktor für die Genesung. Aber auch das Ziel, im kommenden Jahr dienstlich weiter voranzukommen und einen halben Dienstauftrag alleinverantwortlich zu erhalten. „Das Entscheidende war bestimmt der unbedingte Wille, wieder in den Beruf zurückzukehren, in dem ich so viele Jahre mit Leib und Seele gearbeitet habe. Die Seele war wohl immer soweit und hat dann den Leib mitgezogen, wenn man das so ausdrücken kann.“
Viele Menschen haben zur Genesung beigetragen
„Nicht weniger wichtig waren Menschen – allen voran meine Frau – die mich stabilisiert, an mich geglaubt und unterstützt haben. Es waren auch Kollegen, Dekan und Propst, nahe Freunde natürlich, aber auch erstklassige Therapeuten“, sagt Teichmann. Mit ihnen allen an der Seite habe es sich leichter gekämpft.