Helmut Gärtner zum 90. Geburtstag
Physikprofessor, Synodenpräses und Organist im Odenwald
Jürgen Winkler
23.03.2022
red
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Der frühere Präses der Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Helmut Gärtner, wäre am 23. März 90 Jahre alt geworden. 1986 hatte sich der Professor für Experimentalphysik gegen den langjährigen Präses des Synode, Bundesarbeitsgerichts-Präsident Otto Rudolf Kissel, durchgesetzt. Im Jahr 1992 wurde Gärtner mit überwältigender Mehrheit wieder zum Präses gewählt. Er erhielt bei nur eine Enthaltung und einer Nein-Stimme von 185 abgegebenen Stimmen das bis dato beste Ergebnis, das je ein Präses erreichte. Gärtner starb in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1994 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 61 Jahren.
Kirchliche Basis war der Odenwald
Der gebürtige Darmstädter lebte seit 1985 im Odenwald. Seine kirchliche Basis war die Johannesgemeinde in Beerfurth, wo er im Kirchenvorstand war und sich als „Hilfsorganist“ betätigte, wie er es selbst nannte. Dabei arbeitete er auch eng mit Pfarrerin Marianne Queckbörner zusammen, die als erste hessen-nassauische Pfarrerin mit gesamtkirchlicher Leitungsverantwortung ihrerseits Kirchengeschichte schrieb. Helmut Gärtner war insgesamt Mitglied der Fünften (1974 bis 1980), Sechsten (1980 bis 1986) und Siebten (1986 bis 1992) Kirchensynode. Er gehörte dem Theologischen Ausschuss an und war für fünf Jahre auch gewähltes Gemeindeglied in der Kirchenleitung der EKHN.
Schöpfung und Zukunft im Blick
Als Physikprofessor war Gärtner an der Gesamthochschule in Kassel tätig. In seinen Forschungsarbeiten stand er im engen Kontakt mit der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt-Wixhausen. Er begründete einen Gesprächskreis, in dem sich Wissenschaftler der GSI, der TH Darmstadt und aus Mainz mit Theologen trafen, um moderne Physik mit neuen theologischen Entwürfen zusammenzubringen. Gärtner galt als tatkräftiger und motivierender Präses, der das höchste Ehrenamt im Leitungsgefüge der EKHN von innen heraus lebte. Er wird von vielen bis heute auch als liebenswerter und von einem tiefen Glauben geprägter Christ beschrieben, der die Zukunft seiner Kirche und der gesamten Schöpfung im Blick hatte.
Gedächtnisschrift zu Helmut Gärtner erschienen
Anlässlich des 90. Geburtstages hat Gärtners Amtsnachfolger Karl Heinrich Schäfer auch eine Biographie über Helmut Gärtner vorgelegt. Auf 160 Seiten zeichnet Schäfer, früherer Direktor beim Hessischen Rechnungshof, Gärtners Wirken für die EKHN nach. Die Gedächtnisschrift mit seltenem Fotomaterial unter dem Titel „Helmut Gärtner – Zeuge der Freundlichkeit und Nähe Gottes zu den Menschen“ will darin vor allem dessen Wirken für die EKHN nachzeichnen. So erinnert sich der amtierende Präses der Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, in seinem Beitrag an Gärtner, der heikle Momente bei Synodaltagungen oft mit gemeinsamem Gesang entschärft habe. „Was ihn ausmachte, war seine überaus zugewandte und freundliche Art“, so Oelschläger. „Das Buch ist für alle interessant, die sich für die ausstrahlungsstarke Person von Helmut Gärtner interessieren. Es ist aber auch eine Fundgrube für alle, die mehr über die Geschichte der EKHN und ihre Entscheidungsprozesse erfahren wollen“, schreibt Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung in seinem Vorwort.
Buchtipp
Karl Heinrich Schäfer: „Helmut Gärtner – Zeuge der Freundlichkeit und Nähe Gottes zu den Menschen“, Gedächtnisschrift für Präses Prof. Dr. Helmut Gärtner zum 90. Geburtstag am 23. März 2022, Justus von Liebig Verlag, Darmstadt 2021, 160 Seiten, 19,80 Euro.
Online: liebig-verlag.de/produkt/helmut-gaertner-zeuge-der-freundlichkeit-und-naehe-gottes-zu-den-menschen/