Frühere Pröpstin wird 75
Trösken: Streitbar und den Menschen zugewandt
Evangelisches Medienhaus/Kohlhepp
03.04.2017
vr
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Darmstadt, 3. April 2017. Am kommenden Freitag (7. April) begeht die frühere evangelische Pröpstin für Rhein-Main, Helga Trösken, ihren 75. Geburtstag. Die Theologin war vor 30 Jahren die erste Frau, die in ein geistliches Leitungsamt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gewählt wurde. Mit Trösken kam damit in Deutschland erstmals eine Pfarrerin in eine hohe evangelische Leitungsposition - noch fünf Jahre vor der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. Helga Trösken war dann bis 2006 Pröpstin für Rhein-Main und für über 350.000 evangelische Kirchenmitglieder rund um Frankfurt zuständig.
Weltweiter Vorbildcharakter
Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrike Scherf, bezeichnete Trösken als eine „außergewöhnliche evangelische Persönlichkeit, die mit ihrem Handeln und Einstehen in der Kirche Maßstäbe“ gesetzt habe. So sei ihr als Frau in einem kirchlichen Leitungsamt zu Beginn „nicht unerheblich Misstrauen entgegengesetzt worden.“ Doch „ihre Beharrlichkeit und inhaltlichen Impulse“ hätten dazu geführt, das „Propstamt neu zu profilieren“. Gerade angesichts der aktuellen Debatten um die Rolle der Frauenordination in anglikanischen oder osteuropäischen evangelischen Kirchen sei dies von bleibender Bedeutung. Scherf: „In weltweiter ökumenischer Perspektive bleibt Helga Trösken in Fragen der Gleichberechtigung ein Vorbild.“
Sozialdiakonisches Engagement
Als herausragend nannte Scherf auch das sozialdiakonische Engagement Tröskens, das während ihrer Amtszeit als Pröpstin nicht unwidersprochen blieb. Ihr Einsatz für „die Frauen und Männer an den Rändern der Gesellschaft fußte auf einem klaren Verständnis des Botschaft Christi, sich für Menschen in Not einzusetzen“, so Scherf. So habe Trösken stets betont, dass „Gott auch für die Gottlosen“ da sein müsse. Sie stehe damit ganz in der Tradition der hessen-nassauischen Kirche und ihres ersten Kirchenpräsidenten Martin Niemöller, der sich als „öffentlich streitbare und zugleich den Menschen zugewandte Persönlichkeit“ gezeigt habe.
Unmissverständliche Klarheit
Tröskens theologische Positionen waren nach Ansicht Scherfs oft von „unmissverständlicher Klarheit“ und sorgten nicht selten für Kontroversen. Unvergessen blieben zudem ihre anregenden Predigten unter anderem im Rundfunk, ihre engagierte Mitarbeit in den Leitungsgremien, ihr Einsatz für die Verständigung mit Osteuropa und ihr besonderes Engagement bei den Frankfurter Kirchentagen. Scherf: „Ich wünsche Helga Trösken zu ihrem Geburtstag viel Kraft, Gesundheit und den Segen Gottes.“
Zur Person
Helga Trösken wurde am 7. April 1942 in Frankfurt-Fechenheim geboren. Von 1962 bis 1967 studierte sie Theologie in Frankfurt, Berlin, Heidelberg und Mainz. Nach der praktischen Ausbildungszeit als Vikarin in Dillenburg arbeitete sie ein knappes Jahr lang im Ökumenischen Institut in Bossey/Schweiz und beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf und absolvierte ein Praktikum in einer ökumenischen Gemeinde in London. Anschließend war Trösken von 1970 bis 1988 insgesamt 18 Jahre lang Gemeindepfarrerin in Langen/Hessen. Dann wählte die Synode der EKHN sie zur ersten Pröpstin, die zunächst für Frankfurt und später für die erweiterte Propstei für Rhein-Main zuständig war. Trösken war von 1997 bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im April 2006 auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Hintergrund: Propstei Rhein-Main
Das überwiegend in Südhessen und Rheinhessen liegende Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist in sechs Propsteien gegliedert. Die Propstei Rhein-Main umfasst acht Dekanate mit insgesamt 140 Gemeinden. Zu ihr gehören etwa 350.000 evangelische Kirchenmitglieder, denen über 300 Pfarrerinnen und Pfarrer zugeordnet sind. Die amtierende Pröpstin für die Propstei Rhein-Main ist Gabriele Scherle. Im Herbst 2017 werden die Propsteien Rhein-Main und Süd-Nassau in großen Teilen zusammengeführt und zur Propstei Rhein-Main vereinigt. Der Amtssitz liegt dann in Wiesbaden.