Bericht des Kirchenpräsidenten und der Kirchenleitung
Volker Jung stellt Arbeit der Kirchen in Corona-Krise in Mittelpunkt
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22.09.2020
pwb
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Nach den Schutzverordnungen von Hessen und Rheinland-Pfalz vom 16. März hatten in den Kirchen keine gottesdienstlichen Versammlungen mehr stattfinden können. Sie blieben aber für das Gebet Einzelner geöffnet. In Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen galten Betretungsverbote. Seelsorgende hatten grundsätzlich immer Zugang, der allerdings in der Praxis in einzelnen Einrichtungen aus Schutzgründen nicht ermöglicht oder nicht angefragt wurde.
Liebe als zentraler Maßstab
Eine so noch nie gekannte Situation, in deren Angesicht sich drängende Fragen stellten: „Welche Maßnahmen sind angemessen? Was bedeutet dies für unsere Gemeinden? Was ist mit den Menschen, die allein sind? Was ist unsere Aufgabe als Kirche?“. Zentraler Maßstab für gewissenhaftes, abwägendes und klares kirchliches Handeln sei es nicht gewesen, sich auf Prinzipien oder Interessen zu berufen, sondern „die Liebe und damit das, was dem Leben dient“, so Jung. Unverzüglich habe man am Paulusplatz einen Krisenstab gebildet, der anfangs nahezu täglich zusammenkam. Bis heute ginge es in diesem darum, die Entwicklung zu verfolgen, aktuelle Fragen zu beraten, die jeweiligen Landesverordnungen in die kirchliche Arbeit hinein zu übersetzen und dann Gemeinden, Dekanate und Einrichtungen zu informieren bzw. Gestaltungshinweise zu geben. Ziel in der ersten Phase war es, einen exponentiellen Anstieg der Infektionen und eine Katastrophe zu verhindern.
Kirche im Spannungsfeld
Die Einschränkungen im Hinblick auf Gottesdienste und Seelsorgemöglichkeiten seien schmerzhaft gewesen. Hier habe es auch Kritik an der Positionierung und der Arbeit der Kirchen gegeben. Wer aber auf das schaue, was in Gemeinden und Einrichtungen beispielsweise in der Seelsorge wirklich geleistet wurde, müsse zu einem anderen Schluss kommen. Sie hätten im „Spannungsfeld von Zuwendung, Gefährdungspotential und Schutz“ gestanden und mit ihrem verantwortungsvollen Handeln dazu beigetragen „eine wirkliche Katastrophe zu verhindern“.
Dank: Großes Engagement in der Krise
In vielen Gemeinden sei sehr aktiv beispielsweise per Telefon Verbindung zu Menschen gehalten worden, die alleine zuhause waren. Seelsorgende seien - wo möglich - in den Einrichtungen tätig gewesen. Es seien nachbarschaftliche Hilfedienste organisiert worden. Andachten und Gottesdienste seien im Freien oder auch vermehrt digital gestaltet worden. Dabei sind nach Worten des Kirchenpräsidenten neue Formen entstanden, die auch neue Menschen erreicht haben. Jung: „Dankbar bin ich für das große, vielfältige, kreative und – das gilt auch in einem theologisch tiefen Sinn – geistvolle Engagement in unserer Kirche“.
Lebensrelevanz
Jung kritisierte zugleich die einseitige Fixierung vieler auf das Thema „Systemrelevanz“ der Kirchen in der Corona-Krise. „Unsere Botschaft und unsere Arbeit haben Lebensrelevanz“. Auch in der Krise müsse menschliches Leben in seiner Gesamtheit – nicht nur leibliche und ökonomische Bedürfnisse – im Blick behalten werden. Dazu könne die Kirche Wichtiges beitragen. Jung: „Sie hilft, mit Spannungen und in Unsicherheit zu leben.“
Quelle: Drucksache Nr. 04/20