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Muslimischer Fastenmonat beginnt

Evangelischer Gruß zum Ramadan: Coronakrise jetzt gemeinsam meistern

wikimedia/gemeinfreiAussenansichtDie Nuur-ud-Din-Moschee in Darmstadt

Am Donnerstag beginnt der Fastenmonat Ramadan. Traditionell grüßen die evangelischen Kirchen dann die Moscheegemeinden zu ihrem wichtigsten Fest. So bleibt es auch in der Coronakrise. Sie hat beide Religionen an einem Punkt gehörig geschockt. Und war da eigentlich was mit Hanau?

Anlässlich des Donnerstagabend beginnen Ramadan haben die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, sowie der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, Vertretern islamischer Verbände und Gemeinden in einem gemeinsamen Schreiben Grüße zum Fastenmonat übermittelt. In dem Brief zum Fest im Jahr 2020 erklären die die beiden Leitenden Geistlichen, dass die Auflagen zum Schutz gegen die Verbreitung des Coronavirus mit den Begrenzungen der öffentlichen Religionsausübung ein „Schock“ für alle Glaubensgemeinschaften gewesen seien.

Krise gemeinsam meistern

Zugleich könnten die Einschränkungen aber auch neue Möglichkeiten eröffnen. So sei es hilfreich, „das eigene Leben, das Miteinander, aber auch die Gesellschaft insgesamt mit anderen Augen“ zu sehen. „Wir können nur hoffen, dass wir diese Krise, die uns alle schwer trifft, als Gesellschaft gemeinsam gut meistern. Und dass es uns gelingt, das zu entdecken, was wir ändern müssen, um die Gemeinschaft miteinander zu stärken“, so Jung und Hofmann.

Gegen Rassismus einsetzen

In ihrem Schreiben gehen die beiden auch auf das rassistische Attentat in Hanau aus dem Februar ein, bei dem zehn Menschen getötet wurden. „Manche mahnen, es würde in dieser Krise in Vergessenheit geraten. Wir wollen mit dafür sorgen, dass es nicht vergessen wird und uns weiter gegen Rassismus jeglicher Art in unseren eigenen Reihen wie in der Gesellschaft einsetzen.“, so Hofmann und Jung.

Hintergrund Ramadan

Der Fastenmonat Ramadan ist tief im Islam verwurzelt. Er gilt als Gebot Gottes und ist eine der fünf Glaubenssäulen des Islam. Mit dem Ramadan verbinden sich im religiösen Jahreskreis die wichtigsten Feste, wie das große Fastenbrechen zum Ende der etwa vierwöchigen Zeit. Gläubige sind im Monat Ramadan aufgerufen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr zu verzichten. Nach Eintritt der Dunkelheit wird in oft großen Feiern das Fastenbrechen zelebriert. Kinder und alte oder kranke Menschen sowie Schwangere sind vom Fasten ausgenommen. In diesem Jahr beginnt der Ramadan am 23. April und dauert bis 22. Mai. Da er nach dem Mondkalender berechnet wird, der nur 354 Tage umfasst, verschiebt er sich jedes Jahr um etwa zehn Tage gegenüber dem üblicherweise heute genutzten Sonnenkalender. Weltweit bekennt sich etwa eine Milliarde Menschen zum Islam. In Deutschland leben nach einer Studie des Bundesinnenministeriums etwa viereinhalb Millionen Muslime.

Das Schreiben zum Ramadan 2020 im Wortlaut

In diesen für uns alle so herausfordernden Tagen beginnt der Ramadan. Die gegenwärtigen Auflagen haben eine Einschränkung der Religionsfreiheit zur Folge, die wir uns nie haben vorstellen können. Das haben wir schmerzlich an Karfreitag und Ostern gespürt und das trifft nun Sie in den muslimischen Gemeinden im Fastenmonat.

Sie und Ihre Glaubensgeschwister werden sich im Vorfeld Gedanken gemacht haben, wie der Fastenmonat in den Zeiten der Corona-Pandemie gestaltet werden kann. Das gemeinsame Fastenbrechen im großen Kreis der Familie, der Freunde, der Nachbarn und der Moscheegemeinde wird in diesem Jahr nicht dazu gehören. Nach einem ersten Schock über die Einschränkungen in vielerlei Hinsicht zeigt sich aber auch, dass sich neue Möglichkeiten eröffnen.

Die erzwungene körperliche Distanz erzeugt eine andere Form der Nähe. Familien, Nachbarn, Freunde und Gemeinden suchen und finden neue Wege der Kommunikation. Fastenzeiten wie der Ramadan oder auch die Passionszeit vor Ostern zeigen den Menschen seit alters her, dass Verzicht nicht einfach Verlust bedeutet. Diese Zeiten dienen dazu, das eigene Leben, das Miteinander, aber auch die Gesellschaft insgesamt mit anderen Augen zu sehen und auch manche Kurskorrektur vorzunehmen.  Wir können nur hoffen, dass wir diese Krise, die uns alle schwer trifft, als Gesellschaft gemeinsam gut meistern. Und dass es uns gelingt, das zu entdecken, was wir ändern müssen, um die Gemeinschaft miteinander zu stärken.

Das schreckliche Attentat in Hanau liegt noch nicht weit zurück. Manche mahnen, es würde in dieser Krise in Vergessenheit geraten. Wir wollen mit dafür sorgen, dass es nicht vergessen wird und uns weiter gegen Rassismus jeglicher Art in unseren eigenen Reihen wie in der Gesellschaft einsetzen.

In den vergangenen Jahren haben Vertreterinnen und Vertreter unserer Kirchen gerne an den Iftar-Feiern als Gäste teilgenommen. Auch wenn wir in diesem Jahr auf Grund der Ausnahmesituation unsere Verbundenheit auf diese Weise nicht sichtbar zum Ausdruck bringen können, so sind wir doch im Geist und mit unseren Gebeten bei Ihnen und den muslimischen Gemeinden. Wir wünschen Ihnen und denen, die Ihnen nahestehen, eine gesegnete Fastenzeit.

Wer eins ist mit sich selbst, ist stark.
Aber wer ist das?

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