Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Lesbisches Paar

© gettyimages, lumi nola

Auch lesbische Paare können sich evangelische trauen lassen
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Was steht in der Bibel zu Homosexualität?

veröffentlicht 20.10.2023

von Martin Vorländer

Moderne Fragen zur Homosexualität beantwortet die Bibel nicht. Sie beschreibt aber Gefühle der Zuneigung zu einem Menschen des gleichen Geschlechts und kritisiert bestimmte sexuelle Praktiken.

Homosexualität, schwul, lesbisch – das sind moderne Bezeichnungen, die die Bibel nicht kennt. Im 3. Buch Mose steht: „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so ist das ein Greuel und beide sollten des Todes sterben.“ (3. Mose 20, 13)  

Anweisungen der Bibel im geschichtlichen Zusammenhang

Im selben 3. Buch Mose steht geschrieben: Das Essen von Lebewesen aus dem Wasser ohne Schuppen und Flossen, also zum Beispiel Muscheln oder Scampi, ist ebenfalls ein Greuel. (3. Mose 11, 10) Soll also des Todes sterben, wer eine Frutta di Mare-Platte im Italienurlaub bestellt? Blutwurst gehört auch zu den Greueltaten – schlechte Nachricht für die hessische Schlachtplatte! (3. Mose 19, 26) Das heißt: Heute gehen Theolog:innen im Sinne der historisch-kritischen Auslegung davon aus, dass manche biblischen Anweisungen auch zeitgebunden sein können.  

Bei der Auslegung der Bibel wurde Homosexualität oft mit Tempelprostitution, Vergewaltigung oder Knabenliebe gleichgesetzt. Damit hat gleichgeschlechtliche Liebe jedoch nichts zu tun. 

Der Apostel Paulus geht davon aus, dass Frauen und Männer sich aus Gottlosigkeit dem eigenen Geschlecht zuwenden (Römer 1, 26). Der Mensch liebe nur sich selbst. Das sei Sünde. So versteht Paulus Homosexualität. Eine Frau liebt eine Frau. Ein Mann liebt einen Mann. Nicht aus Selbstliebe, sondern weil der andere anders ist – das kommt im Weltbild des Paulus nicht vor. 

Bibel beschreibt Zuneigung zwischen Menschen gleichen Geschlechts

Die Bibel kennt allerdings starke Zuneigung zwischen Menschen gleichen Geschlechts. So sagt Rut zu ihrer Schwiegermutter Noomi: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch.“ (Rut 1, 16) Erstaunlicherweise sind diese Worte von Frau zu Frau als Trauspruch heute für Braut und Bräutigam beliebt.  Auch David zeigt starke Gefühle, er weint über seinen verstorbenen Freund Jonatan: „Deine Liebe ist mir wundersamer gewesen, als Frauenliebe ist.“ Welche Art von Liebe damit gemeint ist, bleibt offen. 

Gleichgeschlechtliche Trauungen: In der EKHN eine beschlossene Sache

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) macht bei Trauungen keine Unterschiede – egal ob ein heterosexuelles oder ein homosexuelles Paar nach dem Standesamt vor den Traualter tritt. In der EKHN werden verheiratete Paare, ihr Geschlechts spielt dabei keine Rolle, in einem feierlichen und persönlichen Gottesdienst in der Kirche „vor Gott und der Gemeinde“ getraut. 
Im Jahr 2018 hat das die Synode, das höchste und entscheidende Gremium der EKHN, so beschlossen und damit damals der sogenannten „Trauung für alle“ ihren Segen gegeben. 
Aber bereits seit 2002 hatten gleichgeschlechtliche Paare in Hessen-Nassau die Möglichkeit, in einer evangelischen Kirche vor den Traualtar zu treten und ihre Verbindung in einem Gottesdienst segnen zu lassen. Diese Gottesdienste zur „Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren“ wurden dann ab 2013 formell den traditionellen Trauungen weitgehend gleichgestellt. Auch Segnungen wurden in den Kirchenbüchern eingetragen und beurkundet. Seit 1. Januar 2019 gibt es nun keine Unterschiede mehr zwischen Segnungen und Trauungen. Alle „Gottesdienste anlässlich einer Eheschließung“ heißen und sind offiziell Trauungen.

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