
Hans Georg Berg
Dr. Eva Renate Schmidt
veröffentlicht 01.05.2024
von Britta Jagusch
Als „erste Frau“ setzte Dr. Eva Renate Schmidt viele kirchliche und theologische Schritte. Sie war Direktorin des Burckhardthauses, Gründerin und erste Studienleiterin für Gemeindeberatung und Fortbildung in der EKHN und stellvertretende Präses der Synode.
Pionierin im Ehrenamt
Als „erste Frau“ setzte Dr. Eva Renate Schmidt viele kirchliche und theologische Schritte. In einem badischen Pfarrhaus geboren – studierte sie als erste Frau in ihrer Familie Evangelische Theologie. 1954 wurde sie als eine der ersten Frauen nach dem Krieg ordiniert. 1965 wurde sie Direktorin des Burckhardthauses in Gelnhausen und ab 1973 war sie Gründerin und erste Studienleiterin für Gemeindeberatung und Fortbildung in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Mitglied der Kirchenleitung
Ihr Versuch, als Frau in ein kirchenleitendes Amt gewählt zu werden, scheiterte 1986 als sie für das Amt der Stellvertretung des Kirchenpräsidenten kandidierte. Aber noch im gleichen Jahr wurde sie zur stellvertretenden Präses der Kirchensynode gewählt. In dieser Funktion war sie auch vier Jahre lang Mitglied der Kirchenleitung. Bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand 1992 übte sie dieses Amt aus, das ihr oft einen ganz anderen Blick auf kirchliche Strukturen erlaubte – eben nicht mehr als Gegenüber sondern als Teil der Leitung.
Soziologin und Supervisorin
Ihr großes Interesse an Strukturen und deren Einfluss auf das Erscheinungsbild und das Agieren von kirchlichen Institutionen hängt eng zusammen mit den Studien, die sie über die Theologie hinaus absolvierte. Zuerst arbeitete sie mit jungen Arbeiterinnen in Mannheim. In England und den USA studierte Eva Renate Schmidt Volkswirtschaft und Soziologie. Sie ließ sich als Supervisorin in Klinischer Seelsorgeausbildung, Organisationsentwicklung und Gruppendynamik sowie zur Gestalttherapeutin ausbilden.
Leiterin der Gemeindeberatung
Von 1973 bis zu ihrem Ruhestand 1992 war sie Leiterin der Gemeindeberatung in der EKHN und hat diese als Theologin und Organisationsberaterin in der Ausbildung und Weiterbildung maßgeblich geprägt. Sie war mit der Gründung der Gemeinde-und Organisationsberatung zugleich Impulsgeberin für andere Landeskirchen. Insbesondere ihr Buch „Beraten mit Kontakt“, das sie zusammen mit Hans Georg Berg herausgegeben hat, gilt als Standardwerk der innerkirchlichen Beratungspraxis. Themen wie „Leitung von Frauen und Männern in der Kirche“, „Leitung und Macht“, „Umgang mit Zeit“, „Was Strukturen predigen“ setzten neue Akzente.
Ehrendoktorwürde verliehen
In der Schweiz bot Eva Renate Schmidt Seminare für Frauen in Führungspositionen an. 1992 wurde sie von der Universität Bern für ihre Leistungen mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Bei der Feier erhielt sie große Verstärkung aus der EKHN.

Hans Georg Berg
Förderung der Feministischen Theologie
Ihr besonderes Engagement galt der Feministischen Theologie, die sie in ihren unterschiedlichen Funktionen förderte. So ist es auch ihrem Einsatz zu verdanken, dass der Verein zur Förderung der Feministischen Theologie in der EKHN gegründet wurde. Die von ihr zusammen mit Mieke Korenhof und Renate Jost herausgegebenen Bände „Feministisch gelesen“ sind nach wie vor aktuell. 2006 war sie Mitherausgeberin der „Bibel in gerechter Sprache“ (BigS) für eine geschlechtergerechte Bibelübersetzung und Erkenntnisse aus dem christlich-jüdischen Dialog.

privat
Das könnte dich auch interessieren

Orange Days: Diakonie Hessen fordert mehr Schutzplätze für Mädchen
Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November mahnt die Diakonie Hessen: Mädchen und junge Frauen brauchen einen Rechtsanspruch auf geschlechtsspezifische Schutzräume. Die bestehenden Angebote sind überlastet und unterfinanziert – gleichzeitig zeigen Einrichtungen wie die Mädchenwohngruppe der Hephata Jugendhilfe, wie ein sicherer Ort aussehen kann.

Meilensteine und Initiativen der Frauenbewegung
Die Geschichte zeigt, wie Frauen Kirche und Gesellschaft verändert haben. Gerade im November, wenn die Orange Days weltweit auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen, lohnt sich der Blick in die Vergangenheit: Welche Schritte sind Frauen in der EKHN gegangen, um Gleichstellung, Teilhabe und Menschenrechte durchzusetzen?

Persönlichkeiten der Frauenbewegung in der EKHN
Bis zum 10. Dezember macht die UN-Kampagne "Orange the World" auf die Situation von Frauen aufmerksam. Auch in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau haben Frauen viel bewegt: im Ehrenamt, in der Synode, als Gemeindeberaterin, Pfarrerin oder Pröpstin. Wir stellen Frauen vor, die die Kirchengeschichte maßgeblich mitgeprägt haben.
