© aeu, Julia Reisinger
Von Unternehmern lernen
veröffentlicht 01.10.2024
von Hans Genthe
Erwarte das Unerwartbare. Mit diesem Satz beschreibt Christian Kopp, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, einen Kernpunkt des christlichen Glaubens. Diese Haltung brauchten auch die Mitarbeitenden der Kirchen in den aktuell bewegten Zeiten.
Mitgliederschwund und drastisch zurückgehende Mittel beschäftige die Kirchen zurzeit über alle Maßen. „Vor lauter Beschäftigung mit unseren Regelungen und Strukturen kommen wir kaum zum Arbeiten“, sagte Christian Kopp am 25. September 2024 auf dem Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelische Unternehmer in Frankfurt am Main. Lust auf Gestaltung habe er von Unternehmerinnen und Unternehmern gelernt. Denn gerade in der Wirtschaft käme es darauf an, schnell auf unerwartete Ereignisse zu reagieren.
Video: Bischof Kopp spricht über das Unerwartbare
Um externe Video-Inhalte wie YouTube anzuzeigen, benötigen wir Ihre Einwilligung. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Kirche muss sich auf ihre Schwerpunkte konzentrieren
So plädierte Kopp für eine „radikale Konzentration auf unseren Auftrag“, der uns gegeben sei. Die Religiosität sei in den westlichen Ländern „geradezu am verdunsten“. Für die Kirche käme es darauf an, sich auf ihre Schwerpunkte zu konzentrieren. Dazu zählte Kopp insbesondere die Seelsorge und den Gottesdienst. Dieser müsse allerdings an Qualität zulegen. Nichts sei langweiliger als immer das gleiche zu hören.
An der Kirchensteuer als Solidarbeitrag hält Kopp fest. Auf kritische Nachfragen aus dem unternehmerischen Publikum nannte Kopp die Kirchensteuer die gerechteste Form der Finanzierung. Aber die Struktur der Kirche müsse verändert werden, „simplifiziert werden“, sagte Kopp. „Wir leben vom Unerwarteten.“ Die Aufgabe der Kirche sei es, die Menschen in diese Haltung hineinzuführen.
Mut der Kirche Dinge aufzugeben und Neues zu beginnen
Birgit Pfeiffer, Präses der EKHN-Synode, stimmte dem bayerischen Bischof zu: die Kirche müsse schlanker, effizienter unterwegs sein. „Wir haben viele kluge Menschen in der Synode, die darauf warten, dass sich die Verwaltung und die Prozesse verschlanken.“
Video: Präses Pfeiffer spricht über Impulse, die Kirche von Unternehme aufgreifen könnte
Um externe Video-Inhalte wie YouTube anzuzeigen, benötigen wir Ihre Einwilligung. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
In ihrem Grußwort bestätigte sie, dass „wir mit unserer Gremienstruktur und demokratischen Verfasstheit eher ein großer Tanker sind, bei dem jede Kursänderung sich nur langsam vollzieht und auswirkt.“
Von evangelischen Unternehmerinnen und Unternehmern könne die evangelische Kirche lernen „den Mut, Dinge aufzugeben und Neues zu beginnen, das Zutrauen in die Kompetenzen vor Ort und die Fähigkeit, Entscheidungsspielräume zu lassen und nicht alles bis ins Detail von oben herab zu regeln.“
Das könnte dich auch interessieren
Synode hat gewählt: Christiane Tietz wird neue Kirchenpräsidentin
In einer Sondersitzung hat die Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) heute die aus Frankfurt stammende Theologin Christiane Tietz zur neuen Kirchenpräsidentin gewählt. Sie wird auf Volker Jung folgen und das Amt am 1. Februar 2025 übernehmen.