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Kraftquelle Musik
veröffentlicht 26.10.2023
von Impulspost-Redaktion
Musik ist eine wichtige Kraftquelle, um im Leben Halt zu finden. Sie wirkt auf Menschen, sie bewegt etwas im Menschen, sie schafft Zugang zu Emotionen. Mit Musik kann Freude und Glück ausgedrückt werden, aber auch Traurigkeit und Trauer hervorrufen.
„Musik macht, dass es doppelt wehtut, Musik macht, dass es nicht mehr so schmerzt; Sie ist die Todsucht und ist meine Besinnung, wenn sie mir in die Seele fährt.“
Sänger Ingo Pohlmann - Die Welt, 28. November 2008
Bibelverse, die sich mit Musik beschäftigen
Schon in der Bibel gibt es zahlreiche Bibelverse, die sich mit Musik beschäftigen und sowohl Freude als auch Trauer ausdrücken.
Sie jauchzen mit Pauken und Harfen und sind fröhlich mit Pfeifen.
Hiob 21,12
Meine Harfe ist eine Klage worden und meine Pfeife ein Weinen.
Hiob 30,31
Zehn Lieder, die Halt geben und Mut machen – trotzdem
Eine Zusammenstellung aus Chorälen, Pop-Songs und neuen geistlichen Liedern von Pfarrer und Liedermacher Eugen Eckert:

© Medienhaus der EKHN / Karsten Fink
Pfarrer Eugen Eckert über die Kraft der Musik in schweren Zeiten
„Es gibt einen Grund, der mich hält“
Es gibt Ereignisse im Leben, die uns von heute auf morgen aus der Bahn werfen, uns die Kraft rauben. Im Gespräch mit Stefanie Bock erzählt der Frankfurter Pfarrer und Liedermacher Eugen Eckert, was ihm in schweren Zeiten Kraft gibt und welche Erlebnisse ihn geprägt haben.
Der Verlust der Arbeitsstelle, eine schwere Krankheit, Einsamkeit, Zweifel: Es gibt Zeiten in unserem Leben, die uns an unsere Grenzen bringen. Was gibt Ihnen Halt?
Eckert: Kennen Sie die Bach-Motette „Jesu, meine Freude“? Darin heißt es ganz widerborstig: „Trotz dem alten Drachen, Trotz dem Todesrachen, Trotz der Furcht dazu! Tobe Welt, und springe; ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh. Gottes Macht hält mich in acht, Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie noch so brummen“. Zu unfassbar kraftvollen Tönen ist das ein Text, der sagt: Ich nehme wahr, was an Problemen um mich herum geschieht. Ich bin nicht sicher, ob ich diese Stürme überstehen kann. Ich weiß nicht, was am Ende herauskommt. Aber es gibt einen Grund, der mich hält. Das ist genau die Kernaussage, mit der ich mein Leben gestalte.
Kennen Sie kein Hadern?
Eckert: Doch, aber Hadern bringt ja nicht weiter. Ich habe gerade mit einer jungen Frau zu tun, die unheilbar an Brustkrebs erkrankt ist. Sie sagt: Jetzt bleibt mir noch Zeit. Sie steckt ihre Kraft nicht in Hadern, Fluchen, Schimpfen, sondern nutzt die Möglichkeit, jetzt das zu machen, was ihr wichtig ist. Das beeindruckt mich.
Woher nehmen Sie ihr großes Vertrauen in Gott?
Eckert: Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, gehalten und getragen zu sein. Die wird aber immer wieder auf die Probe gestellt. Vor Kurzem erst wieder: Ich gehe in eine Muckibude zum Trainieren. Einige der Mitglieder wissen, dass ich Pfarrer bin. Plötzlich fragt mich einer in der Umkleide: Was ist denn nun mit Deinem Gott? Warum kann der nicht Putin einfach sterben lassen und der Ukrainekrieg ist zu Ende. Da habe ich gefragt: Würdest Du das auch für Dich selbst wollen, dass Gott mit uns wie mit Marionetten spielt? Der eine Mensch wird fallengelassen, aus welchen Gründen auch immer, und mit dem anderen wird weitergespielt?
Das wollte er sicher nicht oder?
Eckert: Nein, wollte er nicht. Die Frage nach dem Vertrauen ist viel komplexer. Wir sind Geschöpfe, denen Gott Freiheit schenkt. Daraus resultiert aber auch Verantwortung. Wir haben das Recht und die Möglichkeit, zwischen „ja“ und „nein“ unser eigenes Leben selbst zu gestalten. Und natürlich kommen Dinge über uns, die wir uns nicht wünschen. Dann aber gleich zu fragen: „Warum lässt Gott das zu? Warum greift Gott nicht durch?“ ist für mich sehr fragwürdig.
Frage: Warum das?
Eckert: Vieles, worunter wir leiden, ist von Menschen selbst geschaffen. Zum Beispiel der Ukrainekrieg oder die Folgen der Klimakrise: Hitze, Trockenheit, Migrationswelle. Das hat mit Gott primär nichts zu tun, sondern damit, dass wir Menschen unsere Möglichkeiten missbrauchen aus Machtstreben und Egoismus.
Ist da Halt im Glauben zu finden möglich? Und haben Sie ein Beispiel?
Eckert: Vieles, worunter wir leiden, ist von Menschen selbst geschaffen. Zum Beispiel der Ukrainekrieg oder die Folgen der Klimakrise: Hitze, Trockenheit, Migrationswelle. Das hat mit Gott primär nichts zu tun, sondern damit, dass wir Menschen unsere Möglichkeiten missbrauchen aus Machtstreben und Egoismus.
Ich habe Theologie unter anderem in Mainz studiert, u.a. bei der wunderbaren Neutestamentlerin Luise Schottroff. Auch durch die Zusammenarbeit bei Kirchentagen wurden wir Freunde. Als sie vor einigen Jahren unheilbar an Krebs erkrankte, gehörte ich zu denen, die sie jeden Tag begleitet haben, jeweils mit einem 24 Stunden Dienst. Dabei haben wir viel geredet. Wir haben auch gelacht, selbst angesichts des Todes. Als eines Tages auch die Frage nach Sterbehilfe im Raum stand, sagte die befreiungstheologische und feministische Professorin zu mir „Das kommt für mich nicht in Frage, Eugen. Ich bin so fromm, dass ich sage, Gott hat mir das Leben geschenkt und wird sich mein Leben nehmen, wenn die Zeit dafür da ist.“ Eine ganz große Haltung. Ich hatte von dieser Frau schon so unglaublich viel gelernt. Und nun auch den Umgang mit dem Sterben. Solche Menschen haben mein Leben geprägt.

© GettyImages / DragonImages
Wer hat Sie noch geprägt?
Eckert: In diesem Jahr jährt sich zum 40. Mal der Todestag der Familie Jürges, die durch den Absturz eines Starfighters während einer Flugshow in Frankfurt getötet worden ist. Martin Jürges hat mir in meinen Engagements für eine Offene Jugendarbeit und die Musik mit meiner Band ganz viel Vertrauen entgegengebracht. Nach seinem Tod war ich verzweifelt. Mitten im „Frieden“ hatte eine Kriegsmaschine meine Freunde getötet. Doch da war auch dieses „Trotzdem“: Sein Tod war für mich geradezu ein Appell, ganz entschlossen Theologie zu studieren. Ich dachte, wenn dieser Pfarrer, der mich so geprägt hat, jetzt nicht mehr weiterarbeiten kann, muss ich in diese Lücke springen. Es war also Traurigkeit, Verzweiflung und ein Aufbegehren gleichzeitig.
Gibt es eine biblische Figur, die Vorbild sein kann?
Eckert: Simeon – der Alte, der dasitzt und wartet. Der sagt, es wird diesen Tag der Wende geben. Ich vertraue auf Gott. Dabei verkriecht er sich nicht, erzählt das Lukasevangelium. Er zeigt sich jeden Tag öffentlich im Tempel. Und strahlt dabei Zuversicht aus. Und dann wird Jesus zur Beschneidung in den Tempel gebracht. Jesus zu sehen ist für ihn das, worauf er gewartet hat. Und Simeon sagt: Gott, jetzt haben meine Augen, das Heil Israels gesehen, jetzt kann ich sterben. Für mich ungeduldigen Menschen ist dieses Ausharren-Können mit innerer Überzeugung ein Hammer. Und natürlich, dass das Erhoffte auch eintritt.
Was bedeutet das für uns heute?
Eckert: Ein Beispiel. Ich gestalte musikalisch seit 25 Jahren Gottesdienste für Eltern, die ein Kind verloren haben. Sie finden an jedem zweiten Sonntag im November in der evangelischen Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt statt. Eine zentrale Bedeutung ist, sich miteinander zu erinnern. Den Namen des Kindes zu nennen. Und eine andere Bedeutung hat mit dem Warten-Können zu tun, mit dem Warten darauf, als Eltern, Geschwister und Familien den Schmerz aushalten zu können, selbst weiterzuleben zu können, mit einer tiefen, aber vernarbten Wunde. Das braucht Zeit. Aber es wird der Tag kommen, an dem Betroffene wissen: Ich kann mich erinnern, aber ich kann auch nach vorne schauen. Ich muss manchmal immer noch weinen. Aber ich kann auch wieder lachen. Trotzdem.

© Medienhaus der EKHN / Gels
„Singen entfaltet große Kraft. Vor allem das gemeinsame Singen. Ich bin nicht alleine, sondern mit anderen zusammen. “
Pfarrer und Liedermacher Eugen Eckert

© gobasil
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