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Vom Vaterunser zum Trotzdem Unser
veröffentlicht 27.11.2023
von Impulspost-Redaktion
Das Vaterunser gehört zum universalen Kern der christlichen Glaubenstradition: Es ist nicht nur das bekannteste Gebet und das einzige, das Jesus selbst zugeschrieben wird, sondern es wird weltumspannend von allen christlichen Konfessionen gebetet.
Vertraute Worte geben Halt und spenden Trost
In Gottesdiensten ebenso wie bei liturgischen Lebensübergängen und bei fast jeder Beerdigung. Immer wieder berichten Menschen, dass sie dieses Gebet gebetet haben in Situationen, in denen ihnen eigene Worte gefehlt haben. Dass diese vertrauten Worte Halt geben und Trost spenden konnten.
Das TROTZDEM wird zum Stolperstein
Indem diese Impulspost mehrfach das Wort „Trotzdem“ in das Vaterunser eingefügt hat, nimmt das vertraute Gebet die aktuellen Sorgen von Menschen in Krieg und Krisen, aber auch persönliche Stürme des Lebens auf und spricht auf ganz neue Weise in Situationen hinein, in denen Menschen Halt suchen. Das TROTZDEM wird so zum Stolperstein, der den Inhalt des Gebets auf diese Weise neu erschließen will und dabei Ängste und Zweifel ernst nimmt. Das geschieht bereits bei der Anrede, sodass TROTZDEM zu einem Namen Gottes wird. Das ist anstößig und soll es auch sein, denn es soll anregen, über Gott und den Zuspruch Gottes nachzudenken. Das entspricht dem Anliegen der Impulspost: Sie gibt Impulse zum Weiterdenken und Miteinandersprechen.
Das Vaterunser/ Trotzdem Unser im Impulsbrief und auf dieser Webseite ist schön gestaltet – eine Einladung es zu beten und dabei der Kraft des Gebets innerlich Raum zu geben. Das TROTZDEM christlicher Hoffnung trifft auf das Vaterunser und entwickelt eine neue, aktuelle geistliche Kraft.
Anregung zum Beten
Die Impulspost „ICH BIN DA – trotzdem“ möchte dazu ermutigen, sich diesem besonderen Gebet anzunähern und sich dabei für Gottes Wirken zu öffnen.
Probiere es aus: Bete das Vaterunser langsam und hörbar. Mache kurze Pausen bei dem Trotzdem. Lasse somit Gott Raum und Zeit für sein Wirken und seine Ermutigung.

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Vaterunser – Satz für Satz
Das Gebet der Gebete
Von Wolfgang Leyk, Evang.-Luth. Kirche in Bayern
„Herr lehre uns beten!“ bitten schon in der Bibel die Freunde Jesu ihren Meister. Seine Antwort ist klar, verständlich und umfasst alle Bereiche des Lebens – ein Gebet für den Hausgebrauch.
Das Vaterunser wirkt in viele Richtungen
Ein Schweizer Taschenmesser hilft in allen Lebenslagen. Genial, wie die Erfinder verschiedenste Werkzeuge auf engstem Raum so zusammengepackt haben, dass man es jederzeit aus der Tasche ziehen kann. Greifbar und tauglich für viele Situationen wünschte sich Jesus auch das Beten der Menschen. Orientiert an den wichtigen Gebeten, die er als frommer Jude kannte, lehrte er die Seinen ein Gebet, dessen besondere Bedeutung heute auch darin liegt, dass Christen seine Worte direkt auf Jesus zurückführen.
So öffnet das Vaterunser also nicht nur eine Aussicht auf den „Vater im Himmel“, es mobilisiert auch Erinnerungen an Jesus von Nazareth. Das Vaterunser wirkt in viele Richtungen. Es spricht allermenschlichste Bedürfnisse an und hat zugleich einen Blick für den großen, umfassenden Verlauf der Welt- und Heilsgeschichte. Dieses Gebet ist wie ein Modell für ein Leben, in dem Gegensätze zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfinden. Das könnte der Grund sein, warum Jesus empfahl, dieses Gebet immer wieder zu sprechen - vor allem dann, wenn uns die Worte fehlen.
Am Anfang des Vaterunsers öffnet sich eine ganze religiöse Welt
Gemischte Gefühle: Mit Vätern ist das so eine Sache. Man kann sie lieben, sich mit ihnen streiten oder sie bewundern. Auf kürzestem Raum bringt das Gebet zusammen, was wir uns oft widersprüchlich von Gott wünschen: Nähe, Sanftheit, aber auch Kraft und dass er anders ist als wir. Wenn wir beten, erhoffen wir Beruhigung und Trost, aber auch die Aussicht, dass sich etwas ändern kann. Wir brauchen einen Gott, der uns versteht. Gleichzeitig wollen wir ihm zutrauen, dass er irgendetwas für uns tun kann, was auch immer das sei.
Eine ganze Welt: Am Anfang des Vaterunsers öffnet sich eine ganze religiöse Welt: Unsere Seelen und Gefühle gehören zu ihr genauso wie die Aussicht auf einen viel weiteren Sinn. Wenn wir das Vaterunser sprechen, betreten wir diese andere Welt. In der evangelischen Kirche glauben wir eigentlich nicht, dass Gebete und Texte schon eine Wirkung entfalten, nur weil man sie gesprochen hat. Aber das Vaterunser kommt einem solchen Gedanken schon nahe. Schon beim Aussprechen könnten Dinge in Bewegung geraten in uns und um uns. Das Vaterunser ist dann mehr als ein Gebet zu Gott. Es ist auch ein Bekenntnis gegenüber der Welt.

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Weitere Artikel
Das Vaterunser ist das am weitesten verbreitete Gebet des Christentums. Weitere Artikel zum Gebet der Gebete und finden Sie auf der Website der Evang.-Luth. Kirche in Bayern
Im Neuen Testament wird es in den Evangelien nach Matthäus und Lukas überliefert (Mt 6,9–13 und Lk 11,2–4). Die Evangelisten erzählen, wie Jesus seine Jünger das Vaterunser zu beten gelehrt hat. Die ausführlichere Fassung von Matthäus ist bis heute in Gebrauch. Dort ist das Vaterunser Kernstück der Bergpredigt. Die knappere Version im Lukasevangelium wird auf der Reise von Galiläa nach Jerusalem angesiedelt. Aufgrund der Gemeinsamkeiten zwischen beiden Varianten nimmt die Bibelwissenschaft eine gemeinsame schriftliche Quelle an. Mehr zum Gebet Jesu, Geschichte und Liturgie erfährst du im Artikel von Carolin Stadtbäumer.

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