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Soziale Medien gegen Einsamkeit – Brücke oder Barriere?
veröffentlicht 14.05.2025
von Gabriela Hund, Gemeindepädagogin, Zentrum Seelsorge und Beratung, Eangelische Kirche in Hessen und Nassau, Darmstadt
Auf einer Konfirmandenfreizeit traf ich am Lagerfeuer auf eine Konfirmandin, die mit bewundernswerter Geschicklichkeit einhändig ihr Stockbrot drehte und mit der anderen Hand Nachrichten in ihr Smartphone tippte. Als ich sie einlud, das Smartphone wegzulegen und ganz bei uns am gemütlichen Feuer zu sein, antwortete sie mit Panik in der Stimme, sie könne unmöglich ihre Freundin „im Stich lassen“.
„Im Stich lassen“ bedeutete für sie, einfach mal zwei Stunden nicht zu antworten, auch wenn es nur um den Austausch einfacher Statusmeldungen ging. Mich erschreckte, dass sie nicht auf der Konfirmandenfreizeit präsent sein konnte, weil sie sich verpflichtet fühlte, ständig auf WhatsApp verfügbar zu sein. Hier erlebte ich die Social Media-Nutzung als Hindernis für echte Kommunikation.
Virtuelle Kontakte gegen die Einsamkeit
In meinem Umfeld sind einige Menschen schwer an Long Covid erkrankt. Ich sehe, wie sich die Betroffenen online vernetzen. Viele sind bettlägerig und zu krank, um Besuch zu empfangen. Nur virtueller Kontakt ist ihnen teilweise noch möglich. Mich beeindruckt sehr, wie diese schwerkranken Menschen es schaffen, sich aus der Einsamkeit ihrer Krankenzimmer heraus online zu vernetzen und gegenseitig zu tragen. Sie zeigen hohe gegenseitige Anteilnahme, tauschen sich über medizinische und sozialrechtliche Fragen aus und organisieren sogar politische Kampagnen.

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Studien zum Zusammenhang von Social Media und Einsamkeit liefern uneinheitliche Ergebnisse
Einige Schlaglichter
- Virtuelle und persönliche Kontakte ergänzen sich oft.
- Man unterscheidet meist klar zwischen echten Freunden und ‚Facebook-Freunden‘. Wer diese Unterscheidung verliert, riskiert, zu viel Persönliches an nicht vertrauenswürdige Personen weiterzugeben.
- Eine nordrhein-westfälische Studie zur Einsamkeit unter Jugendlichen zeigt, dass vor allem Jugendliche aus finanziell schwachen Verhältnissen fast ausschließlich Medien nutzen, ohne persönliche Verabredungen zu treffen. Das liegt oft daran, dass das Geld für Freizeitaktivitäten fehlt.
Hier einige weniger bekannte Social Media, die einen Beitrag gegen Einsamkeit leisten

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Impulspost „Du bist nicht allein allein"
Im Juni 2025 verschickt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wieder besondere Post an alle evangelischen Haushalte. Mit der Impulspost-Aktion „Du bist nicht allein allein“ möchte die EKHN Einsamkeit sichtbarer machen – und Wege aus ihr heraus aufzeigen.

Die Rolle der Freund*innen
Freunde sind jene Menschen, mit denen wir unsere Freizeit verbringen, unsere Sorgen teilen und die uns nicht selten durchs Leben begleiten. Verwandte dagegen sind Menschen, in deren Netz wir hineingeboren werden und auf die wir meistens auch ohne Gegenleistung bauen können. Beide bewahren uns vor Einsamkeit.