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Gottvertrauen statt rosarote Brille: Weichen für Frieden und Zusammenhalt stellen
veröffentlicht 02.05.2025
von epd, Online-Redaktion der EKHN
Angesichts bewegter Zeiten bringt der Kirchentag Menschen zusammen und bietet zukunftsweisende Impulse. Kirchenpräsidentin Christiane Tietz äußerst sich zu brandaktuellen Themen.
Der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag in Hannover setzt inmitten politischer Umbrüche und Konflikte auf Hoffnung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Unsere Demokratie braucht lebendige Resonanzräume wie den Kirchentag", sagte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund am Mittwoch zum Auftakt des fünftägigen Christentreffens vor Journalisten.
Grundlagen für eine gute Zukunft legen
Auf dem Kirchentag wird auch die Bedeutung der christlichen Botschaft des Friedens angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen, der Konflikte und Kriege in dieser Welt beleuchtet. So auch während der Dialogbibelarbeit „Mut zur Zukunft“ mit Armin Laschet (MdB) und Prof. Dr. Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der EKHN, aufgegriffen.

© Kirchentag / Peter Bongard
Sie bezog sich auf die Bibelstelle Jeremia 29,1-14. Die hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz bestätigten den Eindruck, dass es einen Widerspruch zwischen Gott und vielem in dieser Welt gebe – aber anders als gedacht. Sie präzisiert: „Gott widerspricht dieser Welt.“ Glaube finde sich nicht mit den gegenwärtigen Zuständen ab. Glaube beschreibe nur selten, was der Fall sei, sondern er beziehe sich auf etwas, was man noch nicht sehe. Diese Kraft des Glaubens halte daran fest, „dass Gott dieser Welt und ihren Menschen freundlich zugewandt bleibt, auch wenn davon im Moment wenig zu sehen ist.“ In Bezug auf Dietrich Bonhoeffer gab sie den Impuls, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Christiane Tietz sieht damit auch die Kirchen gefordert, sich einzumischen. Christliche Hoffnungssätze bildeten nicht die Realität ab, sondern würden im Widerspruch zu Erfahrungen des Leids stehen. Deshalb sei Kirche auch immer politisch.
Laschet: Kirche ist politisch
Auch der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) unterstrich, dass Kirche sich einmischen müsse: "Kirche ist immer auch Weltgestaltung - Kirche ist politisch", sagte Laschet. "Das Beste, was wir anzubieten haben, ist der christliche Glaube", erklärte der katholisch geprägte Politiker: "Wenn alle danach leben würden, wäre die Welt besser." Zudem hatte er mehr Respekt gegenüber Geflüchteten gefordert. "Der Einzelne, der hier ist, kann nichts dafür, wie die Welt aussieht", sagte Laschet.
Frage nach Äußerungen der Kirche zu politischen Themen
Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs betonte auf dem Kirchentag, dass die Kirche einen öffentlichen Auftrag habe: "Christentum ist eine öffentliche Angelegenheit», sagte die Hamburger Bischöfin am Donnerstag. In der Debatte über öffentliche Äußerungen zu politischen Themen von Kirchenvertretern sagte Fehrs, wenn man Kirche in eine politische Ecke dränge, ärgere sie das. Denn was Themen wie die Bewahrung der Schöpfung, den Schutz des Lebens und Menschenwürde angehe, fühle man sich mit allen demokratischen Parteien verbunden. Natürlich gebe es aber manchmal unterschiedliche Einschätzungen - wie etwa in der Migrationspolitik.
Maßstäbe an Künstliche Intelligenz

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Kirchenpräsidentin Tietz griff während des Kirchentages eine weitere relevante Entwicklung auf: die künstliche Intelligenz (KI). Sie betonte, dass sie der Unterstützung von kirchlicher Arbeit in bestimmten Bereichen durch KI-Systeme etwas abgewinnen könne. Allerdings warnte sie davor, dass Künstlicher Intelligenz (KI) in Religion und Kirche eine zu große Rolle zuzumessen.
Bundespräsident: Dialog statt gesellschaftlicher Spaltung
Zum Auftakt des evangelischen Kirchentages in Hannover hatte bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu gesellschaftlichem Engagement und zum Dialog aufgerufen. «Wir alle könnten, jeder von uns, sicher selber noch ein Stück mutiger, stärker, beherzter sein, als wir sind.» sagte er am Mittwoch auf dem zentralen Platz der Menschenrechte in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Angesichts einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft könne das Christentreffen zugleich ein Ort des Dialogs sein, an dem Menschen einander aus der Lethargie aufrütteln und zugleich in zu großer Aufgeregtheit beruhigen könnten, sagte Steinmeier.
Mehr über den Kirchentag in Hannover
Unter dem Leitwort "mutig - stark - beherzt" sind bei dem Laientreffen bis Sonntag rund 1.500 Veranstaltungen zu Glaubensfragen und gesellschaftlichen Themen wie Frieden, Klimaschutz und Rechtsextremismus geplant. Die Veranstalter rechnen mit insgesamt rund 100.000 Besuchern. Auf 14 Bühnen und Aktionsflächen gibt es Musik für jeden Geschmack. An 200 Aktionsständen können Besucherinnen und Besucher sehen, was die gastgebende Kirche in Niedersachsen ausmacht. Und wie sie schmeckt: Die Speisekarte in den Imbiss-Pavillons reicht vom Calenberger Zuckerkuchen über Tee und Krintstuut aus dem küstennahen Ostfriesland bis zur Wildschweinwurst aus dem Höhenzug des waldigen Deister.
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