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„10 Jahre Sommer der Solidarität – eine Bilanz mit Zukunft“
veröffentlicht 25.09.2025
von Pressestelle der EKHN
Anlässlich des Tages des Flüchtlings am 26. September würdigt Kirchenpräsidentin Prof. Dr. Christiane Tietz das gemeinsame Engagement seit 2015. Sie zeigt sich dankbar für das, was seither gelungen ist: Viele Menschen, die damals Schutz suchten, sind heute fester Teil unserer Gesellschaft – in der Arbeitswelt, in Schulen und Universitäten. Mit Blick nach vorn plädiert die Kirchenpräsidentin heute für einen Perspektivwechsel.
Zum diesjährigen Tag des Flüchtlings, der im Rahmen der Interkulturellen Wochen bundesweit begangen wird, erinnert die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gemeinsam mit Partnern aus Rheinland-Pfalz und Hessen an den „Sommer der Solidarität“ vor zehn Jahren. Damals, im Jahr 2015, flohen mehr als 800.000 Menschen, ein Drittel davon Kinder, vor Krieg, Gewalt und Verfolgung nach Deutschland. Bilder von Bahnhofshallen voller Freiwilliger, die Wasserflaschen, Essen und Kuscheltiere verteilten, gingen um die Welt. Viele Städte und Dörfer zeigten eine große Welle der Hilfsbereitschaft. Die Zivilgesellschaft, Kirchengemeinden, Initiativen und Kommunen haben angepackt und gezeigt, was Menschlichkeit bedeutet.
Dankbarer Rückblick: Sommer der Solidarität
„Wir blicken mit Dankbarkeit auf das, was in diesen zehn Jahren gelungen ist“, sagt Kirchenpräsidentin Christiane Tietz. „Viele der damals Geflüchteten sind heute mit ihren Familien fester Teil unserer Gesellschaft. Sie haben Ausbildungen abgeschlossen, in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Handwerksbetrieben Arbeit gefunden, Unternehmen gegründet oder studiert. Ihre Kinder gehen hier zur Schule, machen Abitur, beginnen eine Ausbildung. Aus dem Sommer der Flucht wurde ein Sommer der Solidarität – und daraus eine Erfolgsgeschichte, die uns Mut machen sollte.“
Die jetzt veröffentlichte Broschüre „10 Jahre Sommer der Solidarität – und was daraus geworden ist“ dokumentiert eindrücklich, wie Integration in Hessen und Rheinland-Pfalz gelebt wird. In Portraits und Interviews berichten Menschen, die 2015 nach Deutschland kamen, wie sie heute in unserer Gesellschaft leben: als Nachbarinnen und Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen, Vereinsmitglieder, Eltern, Studierende. Dazu kommen Stimmen von Ehrenamtlichen und Initiativen, die seit einem Jahrzehnt mit ihrem Einsatz Integration möglich machen.
Integration keine Bedrohung sondern Bereicherung
Kirchenpräsidentin Tietz unterstreicht: „Natürlich war nicht alles einfach. Integration bedeutet immer auch Anstrengung, Irritation und Konflikt. Aber im Rückblick zeigt sich: Die Gesellschaft ist durch diese Erfahrungen nicht schwächer, sondern stärker geworden. Wir haben gelernt, dass Integration keine Bedrohung ist, sondern eine Bereicherung. Sie ist ein Gewinn für unsere Demokratie und eine Bestätigung der Menschenrechte, die unser Gemeinwesen tragen.“
Kirche handelt: Flüchtlingsfonds bereitgestellt
Ein entscheidender Teil dieser Bilanz ist das Engagement der Kirche selbst. Seit 2013 hat die EKHN über 20 Millionen Euro aus ihrem Flüchtlingsfonds bereitgestellt, für unabhängige Beratung, für die Unterstützung Ehrenamtlicher und für hunderte Integrationsprojekte direkt vor Ort. „Damit machen wir deutlich: Kirche bleibt nicht bei Worten stehen, sondern handelt. So zeigt sie, dass Menschenrechte in Gemeinden und diakonischen Einrichtungen einen konkreten Ort haben“, so die Kirchenpräsidentin. Aus theologischer Sicht sei diese Erfahrung ein Auftrag, so die Kirchenpräsidentin: „Die Bibel erinnert uns daran, Menschen, die Schutz suchen, mit offenen Armen und Herzen zu empfangen. Die Würde jedes Menschen ist von Gott gegeben und sie gilt unterschiedslos. Integration ist deshalb nicht nur eine politische Aufgabe, sondern Ausdruck unseres Glaubens. Wo wir Teilhabe ermöglichen, leben wir Nächstenliebe.“
Mit Blick nach vorn plädiert die Kirchenpräsidentin für einen Perspektivwechsel: „Wir sollten Integration noch stärker in den Mittelpunkt stellen. Statt ständig über Abschottung und Abschiebung zu reden, müssen wir über Bildungschancen, Arbeitsmöglichkeiten und Teilhabe sprechen. Wenn Integration gelingt, entsteht Zukunft für alle.“
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