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Übernachtungsplätze für obdachlose Männer in der Kirche
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Übernachtungsangebot für Obdachlose: Kirche öffnet ihre Türen

veröffentlicht 07.10.2025

von epd

Die Temperaturen sinken – besonders im Winterhalbjahr leiden obdachlose Menschen unter der Kälte. Das Diakoniezentrum Weser5 schafft Abhilfe: In der benachbarten Kirche finden bis Ende März täglich 45 Männer einen sicheren Schlafplatz.

(epd). Das Diakoniezentrum Weser5 im Frankfurter Bahnhofsviertel hat für das Winterhalbjahr erstmals Übernachtungsplätze für obdachlose Männer in der benachbarten Weißfrauenkirche eingerichtet. «Die Diakoniekirche für Menschen in Not zu nutzen, erscheint mir sehr passend, gerade im Bahnhofsviertel, wo es so viel Not gibt», sagte Henning Funk, Leiter von Weser5, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bis Ende März könnten jeden Tag 45 Männer in der Kirche übernachten.

Kulturschwerpunkt im Sommerhalbjahr, praktische Nächstenliebe im Winterhalbjahr

Die Diakoniekirche wird für Kunst und für Kulturveranstaltungen, für Tagungen und auch für die diakonische Arbeit genutzt. Nachdem einige Monate Kultur im Vordergrund gestanden hätten, sei sie nun sechs Monate lang für Übernachtungsplätze reserviert. Die obdachlosen Menschen schlafen auf Feldbetten, die im Kopfbereich durch Stellwände voneinander abgetrennt seien, damit ein wenig Privatsphäre entstehe, erklärte der Zentrumsleiter.

Verlässlichkeit für Betroffene

Im Tagestreff des Diakoniezentrums werde eine Liste geführt, auf der sich die Männer eintragen lassen können, die einen Schlafplatz suchen. Wer auf der Liste stehe und zwischen 22.30 Uhr und Mitternacht ankomme, bekomme den Platz und könne ihn auch die vollen sechs Monate nutzen, vorausgesetzt, er komme jeden Tag bis spätestens Mitternacht in die Kirche. Betten, die bis dahin nicht belegt sind, werden an andere Suchende vergeben. «Wir wollen nicht, dass Betten leer bleiben», sagte Funk.

Frühstück im Tagestreff

Geweckt werden die Übernachtungsgäste um 8 Uhr, um 8.30 Uhr müssen sie die Kirche verlassen. «Sie können dann direkt zum Frühstück in den Tagestreff gehen und müssen nicht raus in die Kälte», nannte Funk einen Vorteil der Kirchennutzung. Weser5 habe schon vor der Corona-Pandemie rund 20 Not-Übernachtungsplätze im Tagestreff angeboten. Damals hätten die Menschen aber um 7 Uhr die Einrichtung verlassen müssen, damit die Räume wieder für den Tagestreff hergerichtet werden konnten.

Nutzen könne das Angebot jeder wohnungslose Mann, auch wenn er keinen Anspruch auf Sozialleistungen hat, sagte Funk. Die Stadt Frankfurt finanziere das Angebot pauschal. Die Zahl der Obdachlosen in Frankfurt schätzt er auf etwa 400 bis 500, die Stadt spreche von 350 bis 400 Obdachlosen.

Das Diakoniezentrum brauche ständig Geld- und Kleiderspenden, berichtete der Leiter. Durch das neue Übernachtungsangebot steige der Bedarf zusätzlich. «Wir brauchen im Prinzip alles, außer Kinderkleidung, Ballkleider, Anzüge und Krawatten.»

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