
© Carmen Berger-Zell
Otto Seesemann – 90 Jahre gelebte Seelsorge
veröffentlicht 16.07.2025
von Peter Bernecker
Am 14. Juli 2025 feierte Otto Seesemann seinen 90. Geburtstag. Für viele ist er eine prägende Gestalt in der Geschichte der Gefängnisseelsorge der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Eine kleine Delegation des Konvents der Gefängnisseelsorge ließ es sich nicht nehmen, dem Jubilar persönlich zu gratulieren – ein Zeichen der großen Wertschätzung, die Seesemann weit über seinen Ruhestand hinaus genießt.
Ein Beruf – zur Berufung geworden
Dass Otto Seesemann einmal hinter Gefängnismauern arbeiten würde, war ursprünglich nicht geplant. Doch rückblickend sagt er klar: Es war seine Berufung. Insgesamt 27 Jahre lang war er als Seelsorger in Justizvollzugsanstalten tätig – zunächst von 1969 bis 1979 in der Jugendvollzugsanstalt Rockenberg, später, nach einer Zwischenstation, von 1983 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 in der Justizvollzugsanstalt Butzbach.
Mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und einer ehrlichen, authentischen Haltung begegnete er den Inhaftierten – Menschen, die oft wenig Vertrauen in andere hatten. Seesemanns Prinzip war einfach: zuhören, aushalten, präsent sein. Und manchmal war es der Fußball, der half, erste Barrieren zu überwinden.
Ein Leben für Theologie und Menschlichkeit
Seesemanns Weg in den Pfarrdienst begann mit dem Theologiestudium in Berlin, Marburg, Bethel und Mainz. Nach dem ersten Examen 1962 und dem zweiten 1965 wurde er zum Pfarrvikar der EKHN ernannt. Die ersten Jahre seines Dienstes verbrachte er in Gemeinden wie Butzbach, Hochweisel und Schotten, wo er 1968 zum Pfarrer auf Lebenszeit berufen wurde.
Seine theologische Ausbildung blieb für ihn stets ein Fundament: „Als Gefängnispfarrer konnte ich machen, was ich im Studium gelernt hatte: Seelsorge, Gottesdienst und Erwachsenenbildung“, sagt er rückblickend. Und genau das war es, was ihn erfüllte.
Vertrauen statt Vorurteile
In einer Umgebung, in der Misstrauen zum Alltag gehört, war es Seesemanns größte Leistung, Vertrauen zu gewinnen – ohne zu urteilen, ohne zu belehren. Die Sporthalle war dabei oft genauso wichtig wie die Kapelle. Ob beim Tischtennis oder Joggen: Der Kontakt auf Augenhöhe machte Begegnung möglich. Seine Arbeit wirkte im Stillen – und doch nachhaltig.
Das Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN würdigt Otto Seesemann aus Anlass seines runden Geburtstags mit herzlichen Worten – und schließt sich den vielen Stimmen an, die ihm sagen: Danke für alles. Und: Herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag!
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