Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Ammonit und Mädchen

© gettyimages, mypurgatoryyears

Begegnung mit einem versteinerten Ammoniten, der vor vielen Millionen Jahren auf der Erde lebte
  • Glaube

Wie passen Evolutionstheorie und evangelische Theologie zusammen?

veröffentlicht 17.04.2023

von Rita Haering / H. Meisinger

Nach der Schöpfungs-Erzählung der Bibel ist die Welt in sieben Tagen entstanden. Die Naturwissenschaft hingegen schätzt, dass viereinhalb Milliarden Jahre zwischen der Entstehung des Planeten Erde und dem Aufkommen der ersten Menschen liegen. Was nun?

Als Voraussetzung für eine Antwort halten evangelische Theolog:inne fest, dass Glaubensvertreter:innen und Naturwissenschaftler:innen über unterschiedliche Fragen nachdenken:

Fragen des Glaubens:

Der Glaube orientiert sich an den Fragen „Worauf vertraut der Mensch? Wozu lebt der Mensch?“ Er antwortet: „So wie du bist, hat Gott dich gewollt und beauftragt, die Schöpfung zu bewahren.“ Damit sagt der Glaube etwas über den Urgrund und die Urbestimmung des Menschen aus.

Und Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

1. Mose 2,15

Fragen der Naturwissenschaft:

Die Naturwissenschaft dagegen versucht die Frage „Wie ist der Mensch entstanden?“ zu beantworten. Bisher geht man davon aus, dass sich der Mensch sowie alle anderen Lebewesen weiter entwickeln, wenn eine zufällige Veränderung der Gene (Mutation) dazu führt, dass sich ein Individuum dadurch noch besser an seine Umwelt anpassen kann als seine Artgenossen. Damit ist es ihm möglich, sich erfolgreicher fortzupflanzen und damit seine Gene an die nächste Generation weiterzugeben.

Glaube und Naturwissenschaft schließen sich nicht aus

Die Vertreter:innen von Religion und Naturwissenschaft beschäftigen sich also mit unterschiedlichen Fragestellungen. Deshalb sind beide Erklärungsansätze nicht miteinander vergleichbar. So lautet die Antwort, dass auch Christ:innen gleichzeitig an einen Schöpfergott glauben und sich anhand der Evolutionstheorie die Entwicklung der Lebewesen erklären können. Glaube und Naturwissenschaft schließen einander nicht aus.
Die evangelische Kirche ermutigt zu einem Dialog mit Vertreter:innen der Naturwissenschaften, um die Weltwirklichkeit in ihrer Ganzheit besser verstehen zu können.

Urzeitmensch und heutiger Mensch

© Carsten Sommer

Neandertaler und heutiger Mensch: Wie passen die Erkenntnisse der Naturwissenschaft über die Evolution des Menschen zum Glauben des Christentums?

CHRISTLICHER SCHÖPFUNGSGLAUBE

In der Bibel gibt es zwei unterschiedliche Schöpfungsberichte, die davon erzählen, wie Gott die Welt geschaffen hat. In der älteren, zweiten Erzählung berichtet der Verfasser davon, dass Gott zuerst den Menschen aus Erde formte und ihm Leben einhauchte, erst danach ließ Gott Pflanzen sprießen. Diese Erzählung stammt vermutlich aus der Zeit um 950 v. Chr.. (1. Mose Kapitel 2, Verse 5 ff)
Etwa 400 Jahre später entstand der erste, jüngere Schöpfungsbericht, mit dessen Worten auch die Bibel beginnt:

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

1. Mose 1,1

Hier erschafft Gott die Welt und die Lebewesen durch sein Wort, so auch den Menschen. Im Gegensatz zu dem älteren Bericht ist hier die Erde bereits von Pflanzen und Tieren bewohnt, bevor der Mensch erscheint.
Die Verfasser der beiden biblischen Berichte waren auf ihr Wissen in ihrer jeweiligen Zeit angewiesen und sie versuchten zu erklären, wie die Erde und die Lebewesen entstanden sein könnten; Naturwissenschaften im neuzeitlichen Sinn gab es nicht. Eines allerdings verbindet die Berichte: Sie gehen davon aus, dass Gott der Schöpfer ist. Die Glaubensaussage beider Texte besagt, dass der Mensch, sowie Tiere und Pflanzen Geschöpfe Gottes sind, dass sie von Gott gewollt sind. Dabei ist dem Menschen eine einzigartige Sonderstellung zu eigen. Als Ebenbild Gottes hat der Mensch die Aufgabe, mit seinen Mitgeschöpfen, den Tieren und Pflanzen, verantwortlich umzugehen.

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