
© Rebecca Keller
Clemens Bittlinger aus dem Pfarrdienst entpflichtet
veröffentlicht 04.11.2025
von Peter Bernecker
In einem Gottesdienst am 1. November 2025 in der evangelischen Kirche in Roßdorf entpflichtete Propst Stephan Arras Pfarrer Clemens Bittlinger aus seinem Dienst in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Mit viel Musik hat sich Clemens Bittlinger aus dem Pfarrdienst verabschiedet. In einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Roßdorf entpflichtete Propst Stephan Arras ihn aus seinem Dienst in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). An einen Empfang schloss sich ein „Fest des Glaubens“ in der Kirche an. So hatte es sich Clemens Bittlinger gewünscht: mit viel Musik in den Ruhestand zu gehen. Auch wenn sein aktiver Dienst in der EKHN nun endet, hat er doch bereits angekündigt, weiterhin Lieder zu komponieren, Konzerte zu geben und Bücher zu schreiben. Auch die Reihe „Donnerstags:Kultur“, die er seit 20 Jahren in Ober-Ramstadt organisiert, wird unter seiner Leitung fortgesetzt.
Musikalischer Gottesdienst mit persönlichen Akzenten
Im Gottesdienst griff der Sechsundsechzigjährige immer wieder selbst zur Gitarre, begleitete die Gemeindelieder aus eigener Feder wie etwa „Öffnet den Kreis“ oder sein Lied zur Jahreslosung „Prüfet alles“. In seiner launigen, aber durchaus nachdenklich stimmenden Predigt über Noah und die Sintflut mit vielen aktuellen Bezügen versicherte er, dass wie Noah damals auch heute erlebt werden könne, dass Gott gnädig bleibe, selbst wenn die Welt aus dem Gleichgewicht gerate.
Drei Herausforderungen unserer Zeit: Klimawandel, KI und Krieg
Doch dieser Glaube werde heute von den drei unbarmherzigen Ks herausgefordert: Klimawandel, Künstliche Intelligenz und Krieg. Der Klimawandel zeige die Folgen menschlicher Rücksichtslosigkeit, die KI drohe, die Menschheit abzuschaffen und der Krieg zerstöre erbarmungslos Leben und Hoffnung. Gerade jetzt, so Bittlinger, brauche es eine Kirche, die prophetisch klare Haltung zeige und pastoral tröste und begleite. Sie solle mutig, kreativ und glaubensstark handeln, Christinnen und Christen sollten einladend von ihrem Glauben reden, so der Seelsorger und Musiker.
Dank und Segensworte bei der Entpflichtung
Clemens Bittlinger dankte allen, die ihn in seiner Arbeit begleitet haben: Ehrenamtliche und Hauptamtliche, seiner Kirche, seiner Frau, die auch anwesend war, und Gott selbst. Propst Stephan Arras dankte Clemens Bittlinger für seinen Dienst in der Kirche und seiner Verbundenheit mit ihr. Er verglich die Insel Iona in Schottland, „wo sich Himmel und Erde berühren“, mit Liedern Bittlingers, „wo Gott und Mensch verschmelzen“.
Segensworte bei der Entpflichtung sprachen neben Arras auch der Stellvertretende Dekan Sven Sabary, Pfarrerin Ilka Friedrich, Bittlingers Kollegin im Dekanat im Arbeitsbereich Ökumene, und Pater Anselm Grün, sein langjähriger Freund. Diese wirkten auch bei den Fürbitten mit. Musikalisch gestalteten ebenfalls langjährige Weggefährten den Gottesdienst mit: David Plüss (Piano), David Kandert (Percussion) und Finn Krug (Orgel).
Engagement für die Yanomami und weltweite Solidarität
Für die Kollekte warb Christina Haverkamp, die sich seit 1989 für die Yanomami-Indianer im brasilianischen Regenwald einsetzt und 2006 den Verein Yanomami-Hilfe e.V. gegründet hat. Clemens Bittlinger unterstützt diese Arbeit seit vielen Jahren.
Empfang im Elisabeth-Haus: Würdigung eines vielfältigen Wirkens
Beim anschließenden Empfang im Elisabeth-Haus würdigte der Stellvertretende Dekan Sven Sabary Bittlingers vielfältige Arbeit im Bereich „Mission und Ökumene“ im Dekanat, von 2005 bis 2022 im früheren Dekanat Darmstadt-Land mit Sitz in Ober-Ramstadt, ab dann im fusionierten Dekanat Darmstadt mit Sitz in Darmstadt. Ober-Ramstadts Bürgermeister Tobias Silbereis lobte die Zusammenarbeit der Stadt mit Bittlinger bei der erfolgreichen und abwechslungsreichen Reihe „Do:Ku“, die sich in zwei Jahrzehnten bundesweit einzigartig etabliert habe.
Die ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Dr. Margarete Sauer, die den Landrat vertrat, hob Bittlingers Engagement im Interreligiösen Forum des Landkreises hervor. Er habe zu einem „wertschätzenden, respektvollen Miteinander in einer bunten religiösen Gesellschaft“ beigetragen. Unter den Gästen waren zudem der frühere Kirchenpräsident Dr. Volker Jung und Musikerkollege und Pfarrer i. R. Eugen Eckert.
Beim anschließenden Fest des Glaubens mit rund 350 Gästen in der Kirche wechselten sich Clemens Bittlinger und seine Band bestehend aus David Plüss, David Kandert und Matthias Dörsam ab mit Beiträgen des Duo Camillos (Fabian Vogt und Martin Schultheiß) und Impulsen von Pater Anselm Grün. Und auch dieses Konzert endete mit Bittlingers wohl bekanntestem Lied „Sei behütet“, bei dem die Gäste Hand in Hand standen und manche Träne rollte.
Vita Clemens Bittlinger
Clemens Bittlinger, Jahrgang 1959, hat in Mainz und Erlangen evangelische Theologie studiert. Von 1986 bis 1988 war er zunächst als freier Liedermacher unterwegs, dann folgte bis 1990 das Vikariat. Ab 1990 hatte er das neu geschaffene Sonderpfarramt „Musik, Kultur, Verkündigung“ im damaligen Amt für missionarische Dienste der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) inne, das auch einen bundesweiten Konzertreisedienst beinhaltete. Ab 2000 führte er diese Tätigkeit mit halber Stelle, jetzt beim Zentrum Verkündigung angesiedelt, weiter, mit mehr Freiraum für seine freiberufliche Tätigkeit als Musiker. Von 2005 bis 2022 war er Referent für Mission und Ökumene im Evangelischen Dekanat Darmstadt-Land mit Sitz in Ober-Ramstadt, nach der Fusion der Dekanate Darmstadt-Stadt und Darmstadt-Land bis zu seinem Ruhestand 2025 im Dekanat Darmstadt mit Sitz in Darmstadt. Zudem absolvierte er eine Ausbildung zum Kommunikationswirt beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und die Qualifizierung „Lernfeld Ökumene“, und er ist seit 2002 Botschafter der Christoffel-Blindenmission (CBM) in Bensheim.
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