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Leonore-Preis 2025 geht an drei Wissenschaftlerinnen
veröffentlicht 11.07.2025
von Peter Bernecker
Der Leonore Siegele-Wenschkewitz Preis für Feministische Theologie wird Juniorprofessorin Dr. Christine Wenona Hoffmann und Privatdozentin Dr. Christiane Nagel und der Nachwuchswissenschaftlerin Nasreen Sarah Shah zugesprochen.
Der „Leonore Siegele-Wenschkewitz Preis“, kurz „Leonore-Preis“, mit dem herausragende Leistungen in Bezug auf Feministische Theologie oder Gender Studies in der Theologie gewürdigt werden, geht 2025 zu gleichen Teilen an Christine Wenona Hoffmann, Juniorprofessorin in Frankfurt am Main und an Christiane Nagel, Privatdozentin in Marburg.
Christine Wenona Hoffmann wird für die Lehrveranstaltung und damit verbundene Exkursionen zum Thema ,Identität und Diversität als Thema von Gottesdienst und Predigt‘“ geehrt.
Christiane Nagel für ihre Habilitationsschrift „,Gute Theologie‘? Positionalität des forschenden Subjekts und theologische Wissenschaftsethik. Suchbewegungen in postkolonialer, gender- und queertheoretischer Perspektive am Beispiel der Anthropologie Mayra Riveras“. Rivera ist derzeit Professorin an der Harvard Divinity School und setzt einen Schwerpunkt auf postkoloniale Fragen mit besonderem Bezug zur Karibik.
Traditionell gibt es auch einen Leonore-Nachwuchspreis der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau e.V. , er wird bei der Verleihung am Sonntag, 2. November 2025 um 14 Uhr in der Evangelischen Akademie Frankfurt an Nasreen Sarah Shah gehen. Sie wird ausgezeichnet für ihre Magisterarbeit zu dem Thema „Intersektionalität und Interracial Ehen. Die fremde Frau im literarischen Diskurs um interracial Ehen am Beispiel von Esra 9-10“.
Sowohl Forschungsarbeiten, als auch Projekte kommen für die alle zwei Jahre von dem Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre verliehene Auszeichnung in Frage. Lehrveranstaltungen hat der Vorstand des Vereins 2025 erstmals als preiswürdig aufgenommen.
Wissens- und Meinungsfreiheit und Diversität
„Gerade in Zeiten in denen in den USA die Lehre an Harvard u.a. Orten eingeschränkt wird, wollen wir ein Zeichen setzen, „für Wissens- und Meinungsfreiheit und Diversität“ sagt Pfarrerin Ute Knie vom Vorstand des Vereins zur Förderung Feministischer Theologie.
Professorin Renate Jost, Vorsitzende des Vereins, begründet die Vergabe an Christine Wenona Hoffmann unter anderem mit der intersektionalen Vernetzung der Veranstaltung mit den Studierenden der Gender Studies des Cornelia-Goethe-Zentrums, der Soziologie, der Ethnologie, der Islamischen Studien, sowie der katholischen Theologie.
Die Habilitation von Christiane Nagel biete auf hohem theoretischen Niveau wichtige Ansatzpunkte zu der Frage, worin wissenschaftliche Freiheit innerhalb des systematisch-theologischen Diskurses in Deutschland bestehe, so Jost.
Die Preisträgerinnen
Christine Wenona Hoffmann wurde 1986 in San Diego (USA) geboren. Nach Studienaufenthalten in Heidelberg, Rom und Cambridge war die ordinierte badische Pfarrerin in Gemeinden in Mannheim und dem Oberkirchenrat in Karlsruhe tätig. Seit 2023 ist Hoffmann Professorin für Praktische Theologie am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität in Frankfurt. Dabei ist es ihr ein zentrales Anliegen – noch immer – überhörten und unerhörten Stimmen aus Gesellschaft und der Theologie Gehör zu verschaffen. Christine Wenona Hoffmanns Habilitationsschrift zur Seelsorge(praxis) von und mit Menschen, die in Armutslagen leben, zeugt ebenso davon, wie ihre diversitätssensible und feministische Lehre.
PD Dr. theol. Christiane Nagel ist 1988 in Bautzen geboren. Sie studierte in Leipzig evangelische Theologie auf Diplom, wurde 2022 zur Dr. theol. an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert und habilitierte sich 2024 für Systematische Theologie an der Philipps-Universität Marburg, wo sie aktuell auch Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Privatdozentin ist. Nagels Forschungsschwerpunkte erstrecken sich von der Wissenschaftstheorie der Theologie über Wissenschaftsethik bis hin zu Gender-, queerer und postkolonialer Theologie.
Nasreen Sarah Shah, MA, geboren 1999 in Achern hat Evangelische Theologie in Heidelberg, Göttingen, Erlangen und Marburg studiert, wo sie im Juli 2025 ihr Studium abschloss. Ihre Schwerpunkte liegen auf sozialer Gerechtigkeit, Antirassismus und intersektionalem Feminismus, vor allem in biblisch-theologischer Perspektive. Ihr Wunsch ist es, zu einer inklusiven Theologie beizutragen, die Ungerechtigkeiten und Vorurteilen entgegenwirken kann. Momentan bereitet sie ein Dissertationsprojekt im Bereich des Alten Testaments vor.
Leonore-Preis
Der Leonore-Preis ist benannt nach der ersten Frau an der Spitze der ehemaligen Evangelischen Akademie in Arnoldshain, Leonore Siegele-Wenschkewitz. Die 1999 im Alter von 59 Jahren Verstorbene war als erste Direktorin der Akademie Arnoldshain, kritische Kirchenhistorikerin und feministische Bibelexegetin bekannt, durch internationale Tagungen, aber auch durch Veranstaltungen für Menschen jeglicher sexuellen Orientierung, als diese noch nicht etabliert waren.
Die Preisverleihung findet statt am Sonntag 2. November 2025 um 14 Uhr in der Evangelischen Akademie Frankfurt.
Überreicht wird der Leonore-Preis vom Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre in Kooperation mit den Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau für den Nachwuchspreis, der Evangelischen Akademie Frankfurt und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
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