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Einsamkeit – strukturelle und gesellschaftliche Ursachen und Auswege
veröffentlicht 14.05.2025
von Dr. Dagmar Henze, Pastorin, Referentin für Alternde Gesellschaft und Gemeindepraxis, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers
Da Einsamkeit sich individuell sehr unterschiedlich zeigt, gibt es auch nicht die eine Ursache dafür. Es gibt individuelle und strukturelle Faktoren wie soziale, räumliche und gesellschaftliche, die das Risiko, chronisch einsam zu werden, erhöhen.
Faktoren zur Einsamkeit und Wege zur Vorbeugung
Schlechte körperliche Gesundheit, psychische Erkrankungen wie Depression, niedriges Einkommen, geringe Bildung oder ein Migrationshintergrund können bewirken, dass Menschen sich einsam fühlen. Auch wer Diskriminierung erlebt, ist einsamkeitsgefährdet. Das Gleiche gilt für ein nicht vorhandenes oder kleines soziales Netzwerk. Oder auch, wenn für soziale Kontakte im Alltag wenig Zeit ist, wie das zum Beispiel oft bei alleinerziehenden Müttern oder pflegenden Angehörigen der Fall ist.
Einsamkeitsrate unterscheidet sich nicht deutlich zwischen Stadt und Land
Das Leben in der Stadt ist also nicht automatisch anonymer als auf dem Land. Allerdings spielt die Gestaltung des Wohnumfeldes eine wichtige Rolle. Dörfer oder Quartiere, in denen es viele gut erreichbare Gelegenheiten und Angebote für soziale Kontakte und Aktivitäten gibt, beugen der Entstehung von Einsamkeit vor. Das fängt beim Café im Stadtteil oder der Bank auf dem Friedhof an und führt über die von Kirchengemeinden, Vereinen und Nachbarschaftsinitiativen angebotenen Gruppen und Kreise bis hin zu der aufsuchenden Arbeit von Besuchsdiensten. Lokale, leicht erreichbare sowie zielgruppengerecht und partizipativ gestaltete Angebote helfen Einsamkeit vorzubeugen. Dazu gehören neben den Begegnungen von Mensch zu Mensch auch telefonische oder digitale Kontakte. Auch ehrenamtliches Engagement ist ein guter Weg, der Einsamkeit vorzubeugen, denn Tätigkeiten mit sozialem Wert schaffen Beziehungen und wirken sich positiv auf das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit aus.

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Negative Erwartungen und subjektiv erlebte Ablehnung verstärken sich gegenseitig
All die oben genannten Maßnahmen verhindern die Entstehung von Einsamkeit oder können in Fällen leichter Einsamkeit Abhilfe schaffen. Menschen, die jedoch in eine langfristige chronische Einsamkeit geraten sind, lassen sich nur schwer zu erreichen. Sie sind oft in einen Teufelskreis geraten, in dem negative Erwartungen und subjektiv erlebte Ablehnung sich gegenseitig verstärken. Das führt dazu, dass sie sich noch mehr zurückziehen. Sie können noch so gut gemeinte Angebote oft nicht aus eigenem Antrieb wahrnehmen und bedürfen eines Impulses von außen, oft sogar therapeutischer Intervention.
Viele Möglichkeiten, Einsamkeit entgegenzuwirken
Kirchengemeinden haben viele Möglichkeiten, Einsamkeit entgegenzuwirken, indem sie zusammen mit anderen Engagierten Gelegenheitsstrukturen schaffen, niederschwellige Angebotsnetzwerke vor Ort gestalten und aufsuchend auf Menschen zugehen.
Hilfe in der Krise
Auch Stress, Probleme in der Beziehung und Ängste können die Seele belasten. Deshalb bieten Kirche, Diakonie und andere Träger Unterstützung für Menschen, die sich beansprucht fühlen: für Kinder, Jugendliche, Landwirt:innen, Erwachsene, Erkrankte, Senioren und viele andere.

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