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Mutter mit Kind an einem See

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Einst sollte der Muttertag dabei helfen, die Rechte von Müttern und Frauen zu stärken - angesichts des Kommerzes gewinnt die ursprüngliche Absicht wieder mehr Bedeutung
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Muttertag: Ein Tag zwischen Wertschätzung und Kritik

veröffentlicht 02.05.2024

von Martin Vorländer, RH

Viele Mütter freuen sich über Zeichen der Wertschätzung, die sie am Muttertag erhalten. Dennoch gibt es kritische Stimmen. Dabei hat der Muttertag eine lange Tradition.

Mütter – die Heldinnen des Alltags. Sie sind die ersten Vertrauten bei Bedürfnissen, kleinen Triumphen, Neuentdeckungen und Sorgen. Ihre Rolle geht weit über die Fürsorge hinaus; sie sind Organisatorinnen des Familienlebens, wobei auch Väter immer mehr Verantwortung übernehmen. Am Muttertag drücken viele Kinder und Enkelkinder ihre Dankbarkeit aus, oft mit liebevollen Selbstgemachten, frischen Blumen, feinen Pralinen oder einem herzlichen Frühstück im Bett. Dieser besondere Tag ist fest im Kalender verankert: Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Mai, 2024 am 12. Mai.

Wenn es knirscht am Muttertag

Die andere Seite des Muttertags: Herausforderungen und großer Bedarf nach Unterstützung

Nicht alle sehen den Muttertag positiv. Einige empfinden ihn als Überhöhung der traditionellen Kleinfamilie. Andere vermissen die Anerkennung und Unterstützung im Alltag. Ein Geschenk einmal im Jahr kann die tägliche Belastung nicht ausgleichen. Die Anforderungen von Familie, Beruf und gesellschaftlichen Erwartungen können überwältigen. Gerade die umfangreiche Organisationsarbeit bei der ständig To-Do-Listen im Kopf rattern, erzeugt einen "mental load", also eine mentale Belastung. Das Müttergenesungswerk bietet Kuren an, damit erschöpfte Müttern ihre Kraftreserven auftanken können.

Umgang mit schwierige Mutter-Kind-Beziehungen

Manchmal ist der Muttertag für diejenigen schwierig, deren Beziehung zur Mutter konfliktbeladen ist. Die Bibel legt Kindern ans Herz, ihre Eltern zu ehren (2. Mose 20,12) – ein Prinzip, das auch Jesus betont hat. Dennoch zeigen einige seiner Worte, dass auch er Herausforderungen in der Beziehung zu seiner Mutter erlebt hat (Matthäus 12,46). In seinen letzten Momenten jedoch, sorgte er liebevoll für sie und bat um Fürsorge in seiner Abwesenheit (Johannes 19,26).

Auch wenn damals wie heute nicht alles ideal ist: Ein Zeichen der Wertschätzung und Aufmerksamkeit haben alle Mütter verdient: Angesichts herausfordernder Umstände und möglicherweise eigener schwieriger Prägungen geben sie ihr bestes. Aber manchmal braucht es professionelle Unterstützung, um eine schwierige Beziehung Mutter-Kind-Beziehung zu verarbeiten. Hier gibt es Hilfe:

Die eigentlichen Wünsche der Mütter zum Muttertag

Aber was wünschen sich die Mütter für diesen Tag wirklich? In den Social-Media-Kanälen der EKHN wurden die Mütter selbst nach ihren Wünschen für diesen Tag gefragt. Die Wünsche motivieren, mit Kreativität und liebevollen Gesten auch Taten folgen zu lassen. Das sind die Antworten der Mütter:

"Ich würde sehr gerne mal nichts 'müssen'!"

"Männer, die sich selbstverständlich  für den Haushalt verantwortlich fühlen."

"Ich wünsche mir tatsächlich mal echte Freunde."

"Zeit mit meiner Familie zu verbringen ist das schönste Geschenk!"

"Gesundheit und weniger Ängste"

"Zum Abschluss des Muttertages ein schönes Konzert."

"Frieden, Liebe, Zeit und die Kraft, mich dafür stark  zu machen."

Die Geschichte des Muttertages

Wurzeln im Mittelalter

Doch wer kam auf die Idee, die Wertschätzung für Mütter am Muttertag in den Mittelpunkt zu stellen? Bereits im 13. Jahrhundert soll der englische König Heinrich III den sogenannten Mothering Sunday eingeführt haben, um Mutter Kirche zu ehren. Kinder und Erwachsene sollten an diesem Tag ihre Mutter besuchen, um sich bei ihr zu bedanken.
Frauen aus Friedensgruppen in den USA versuchten Ende des 19. Jahrhunderts, einen Muttertag zu etablieren. Sie dachten an die Mütter von Soldaten, die im amerikanischen Bürgerkrieg gefallen waren.

Beziehung zur Mutter lebendig halten 

Als Mutter des Muttertags gilt die methodistische Christin Anna Marie Jarvis. Zum Gedenken an ihre verstorbene Mutter gestaltete sie am 12. Mai 1907 in Grafton (USA) ein Memorial Mothers Day Meeting. Sie drängte erst ihre methodistische Kirche, jedes Jahr den zweiten Sonntag im Mai als Muttertag zu feiern. Dann bewegte sie Politiker – mit Erfolg. 1914 wurde der Muttertag erstmals als offizieller Feiertag in den USA begangen. 

Aus der Frauen-Friedens-Bewegung entstanden, wurde der Muttertag zum Objekt der Begierde, um ihn zu vermarkten. Seine Kommerzialisierung wurde Anna Marie Jarvis schnell zu viel. Sie bereute, ihn begründet zu haben.

Der Ehrentag wurde missbraucht

Zu spät. Der Muttertag war längst ein Exportschlager. Aus Amerika wanderte er nach Europa. In Deutschland wurde er ab den 1920er Jahren begangen. Besonders der Blumenhandel pushte ihn mit dem Werbespruch: „Ehret die Mutter!“ Gefundenes Fressen für die Nationalsozialisten. Die Idee passte hervorragend zu ihrem Wahn der Vermehrung ihres Herrenmenschen. Sie machten 1933 den Muttertag zum offiziellen Feiertag in Deutschland. Sie zelebrierten ihn als „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ mit Reichsmütterdienst, Mütterweihen und Mütterkreuzen.

Erinnern an Mütter in Not

Der Muttertag überstand das NS-Regime und den Zweiten Weltkrieg. Heute ist er in Deutschland ein nicht-gesetzlicher Feiertag. Nach wie vor lässt er das Blumengeschäft florieren. 

Verschiedene Kirchengemeinden versuchen, an den Ursprung des Muttertags in der Friedensbewegung anzuknüpfen. So beten Gemeinden in den Gottesdiensten am Muttertags-Sonntag für Mütter, deren Kinder im Krieg getötet wurden. An einigen Orten ist die Kollekte Bildungsprojekten für Mütter und Mädchen in Entwicklungsländern gewidmet oder für Notleidende. 

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