
privat
Carola Barth
veröffentlicht 06.05.2024
von Britta Jagusch
Als erste Frau erwarb Carola Barth 1907 an einer deutschen Universität einen theologischen Doktorgrad. 1927 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg. Zeitlebens setzte sie sich für die berufliche Gleichberechtigung ein und gestaltete auch den politischen Neuanfang nach 1945 als Stadtverordnete in Frankfurt am Main mit.
Abitur trotz Hindernisse
1879 in Bad Salzschlirf geboren, kam sie mit ihrer Familie 1888 nach Frankfurt am Main, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbrachte. Ihr Abitur musste sie jedoch 1902 als Externe an einem humanistischen Knabengymnasium in Hadamar ablegen, da zu dieser Zeit in Frankfurt das Abitur für Frauen noch nicht möglich war.
Steiniger Bildungsweg mit erfolgreicher Promotion
In Bonn und Marburg studierte Carola Barth Theologie sowie alte und mittlere Geschichte, mit einem guten Abschluss und dem festen Wunsch, zu promovieren. Um ihren Bildungsweg fortsetzen zu können, musste sie erneut die Stadt wechseln. An ihrem Studienort Marburg waren Frauen noch nicht zur Promotion zugelassen. Und so folgte Carola Barth ihrem Lehrer Adolf Jülicher nach Jena, wo sie innerhalb von nur sieben Monaten erfolgreich promovierte.
Von Ausgrabungen im Nahen Osten in den Frankfurter Stadtrat
Nach einem Jahr, in dem ihr ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts die Teilnahme an Ausgrabungen im Nahen Osten und Ägypten ermöglichte, begann sie ihre Arbeit als Religionspädagogin an der Schillerschule in Frankfurt am Main. Parallel dazu leistete sie auch in der Politik Pionierarbeit. Nachdem sie in die Deutsche Demokratische Partei eingetreten war, wurde sie 1919 als eine der ersten Frauen ins Frankfurter Stadtparlament gewählt.
Ehrendoktorwürde als Leiterin einer humanistischen Mädchenschule
Ihr Amt als Stadtverordnete legte sie zwei Jahre später mit ihrem Umzug nach Köln nieder. In der Domstadt am Rhein leitet sie eine humanistische Mädchenschule, was ihr 1927 einen Ehrendoktor der Universität Königsberg für ihre Verdienste um die zeitgemäße Gestaltung des Religionsunterrichts einbrachte.
Einsatz für das volle Pfarramt für Frauen
In diese Zeit fällt auch ihr großes Engagement für das volle Pfarramt für Frauen. Junge Theologinnen sollten sich nach ihrer Überzeugung nicht mit Sonderpfarrämtern für Frauen, Kinder und junge Mädchen begnügen – eine Haltung, mit der sie ihrer Zeit weit voraus war, aber wenig gehört wurde.
Wissenschaftlerin und Autorin
1934 wurde die von ihr geleitete Schule in Köln von den Nationalsozialisten geschlossen. Carola Barth zog sich nach Frankfurt zurück, wo sie wissenschaftlich arbeitete und ein Buch über den japanischen Theologen Toyohiko Kagawa verfasste.
Kein Laut im Nationalsozialismus
Wissenschaftlerinnen, die sich mit Carola Barths Leben befassten, bedauern, dass ihre Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus unsicher und leise geblieben ist. Ihr Interesse an Bewegungen, germanische Gottheiten wieder zu installieren, spielte – obwohl sie keine Nationalsozialistin war – den Nationalsozialisten in die Hände. Sie trat auch nicht der Bekennenden Kirche bei. Zum Thema Judenverfolgung sind keine Äußerungen von ihr bekannt.
Politischer Neuanfang als Stadtverordnete
1945 gehörte Carola Barth zu den Gründerinnen der CDU und saß für sie von 1946 bis 1954 im Frankfurter Stadtparlament. Dort gehörte sie dem liberalen Flügel an. 1952 erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Auch wenn Carola Barth nicht die „Kämpferin“ war, die wohl manche gern in ihr gesehen hätten, so sind ihre Verdienste als theologische Pionierin und politische Frau dennoch unbestritten. Carola Barth starb am 17. Mai 1959 in Frankfurt am Main.
Das könnte dich auch interessieren

„Geschlechter? Gerechter!“ – Von Pionierinnen wie Heidi Rosenstock bis zu aktuellen Debatten
Wie lassen sich unterschiedliche Perspektiven auf Gleichstellung zuzsammenbringen – zwischen aktuellem Queerfeminismus und den Erfahrungen von Gleichstellungs-Pionierinnen wie Heidi Rosenstock? Die Evangelische Akademie lädt am 16. Juni 2025 zu einer besonderen Veranstaltung mit Filmpremiere und Diskussionen ein.

Heidi Rosenstock
Heidi Rosenstock prägte die EKHN in vielen leitenden Ämtern und in der Frauenbewegung. Sie engagierte sich jahrzehntelang ehrenamtlich unter anderem als Mitglied der Kirchenleitung und Synodale. Für ihren Einsatz für Frauenrechte in der Kirche erhielt sie 2012 das Bundesverdienstkreuz in der Staatskanzlei in Wiesbaden.

100 Jahre Konvent evangelischer Theologinnen – feierliches Jubiläum mit Festschrift
Seit 100 Jahren organisieren sich Theologinnen, um sich für theologisch-feministische Themen zu engagieren und um für ihre Rechte einzutreten. Mit einem festlichen Programm vom 22. bis 25. Juni wird das Jubiläum gefeiert - begleitet von einer Festschrift, die Errungenschaften und Meilensteine würdigt.