
© KG Oberes Ohmtal, Markus Witznick
Pfarrer Markus Witznick stand gerade mit zwei seiner Töchter in der Küche und scrollte – wie so oft in den letzten Wochen – mit dem Handy durch die Website der Stiftung Orgelklang. Vielleicht stand ja inzwischen etwas Neues da? Wer wohl Orgel des Jahres geworden war? Und tatsächlich: Da war es! Schwarz auf weiß: Die Orgel in der evangelischen Kirche Ober-Ohmen hat den Titel geholt.
„Da bin ich in die Höhe gehüpft und war hoch erfreut“, sagt der Pfarrer. „Wir haben viel Werbung für die Abstimmung gemacht und ich freue mich riesig, dass wir gewonnen haben. Die Stiftung Orgelklang ist ja eine EKD-Stiftung – also deutschlandweit – das ist eine großartige Auszeichnung für unsere kleine Gemeinde.“ Besonders dankbar sei er allen, die für die Ober-Ohmener Orgel abgestimmt haben – und jenen, die bereits gespendet oder ihre Unterstützung zugesagt haben.

© Markus Witznick
Mainfränkisch-barocke Klangästhetik
Tatsächlich setzte sich das 1809 erbaute Instrument bei der Publikumswahl der Stiftung Orgelklang gegen 11 weitere Nominierte durch – und trägt nun den begehrten Titel „Orgel des Jahres 2025“. Die barocke Orgel wurde vom Romröder Orgelbauer Johann Hartmann Bernhard gebaut – es war sein erstes zweimanualiges Werk. Mit 23 Registern, Pedal und mechanischer Schleiflade steht die Disposition exemplarisch für die mainfränkisch-barocke Klangästhetik.
Die Originalpfeifen aus Zinn wurden im Ersten Weltkrieg für Rüstungszwecke eingeschmolzen, seitdem erklingen Zinkpfeifen. Der letzte große Umbau liegt mehr als 50 Jahre zurück, die Orgel ist heute kaum noch stimmbar und ihr Klang hat viel von seiner ursprünglichen Kraft verloren.
Sanierung soll 2026 starten
Schon im April 2024 hatte die Stiftung Orgelklang das Instrument zur „Orgel des Monats“ gekürt und eine Förderung von 6.000 Euro zugesagt. Nun folgt mit dem Jahressieg die öffentliche Krönung eines Instruments, das nun viel verdiente Aufmerksamkeit bekommt.
Der Titel kommt zum genau richtigen Zeitpunkt: Die Kirchengemeinde steht vor der dringend nötigen Sanierung des rund 215 Jahre alten Instruments, die 2026 starten soll. Für die umfassende Restaurierung werden rund 282.000 Euro benötigt, davon muss die Gemeinde etwa 70.000 bis 80.000 Euro selbst aufbringen. Viele kreative Aktionen laufen bereits, darunter eine 1,60 Meter hohe Spenden-Orgelpfeife in der Kirche, in die Besucher ihre Unterstützung einwerfen können.
Die Bundestagsabgeordneten Felix Döring und Helge Braun hatten im Herbst 2023 beim Bund erfolgreich Fördermittel für die Sanierung bewilligt. Auch die Sparkassenkulturstiftung, das Evangelische Dekanat Gießener Land und der Hessische Denkmalschutz unterstützen das Projekt.
„Die Bernhard-Orgel ist mehr als nur ein Instrument, sie ist ein Stück Heimat und Geschichte“, sagt Pfarrer Witznick. „Wir wollen wieder zum Klingen bringen, wofür sie geschaffen wurde – und freuen uns, dass wir durch den Titel ‚Orgel des Jahres‘ deutschlandweit sichtbarer geworden sind. Vielleicht begeistert das ja auch noch weitere Förderer.“
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann direkt spenden:
Kirchenkasse Ober-Ohmen | Volksbank Mittelhessen
IBAN: DE89 5139 0000 0020 0114 16
Stichwort: Spende Orgel OberOhmen
Ein Benefizkonzert mit dem Münchner Vokalensemble Salonfähig zur Unterstützung der Sanierung findet am Samstag, 21. Juni 2025, um 17 Uhr in der Kirche Ober-Ohmen statt – alle sind herzlich eingeladen.
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