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Trauergebete und -gedichte
veröffentlicht 02.04.2022
von Impulspost-Redaktion
Eine Sammlung von Gebeten und Gedichten zur Trauer und zum Trösten
Ich schreie zu Gott
Von Klaus Eulenberger
Ich schreie zu dir, und du antwortest mir nicht, ich stehe da, und du bemerkst mich nicht. Aufgewühlt ist mein Inneres, und es kommt nicht zur Ruhe. (Hiob 30,20.27 a, Neue Zürcher Übersetzung)
Ja, ich schreie zu dir, Gott. Hörst du es nicht? Bin ich dir fremd geworden? Du bist es doch, der mir Stimme und Sprache gegeben hat. Du solltest mich an meinem Schreien erkennen. Aber du bist für mich wie ein schalltoter Raum, in dem ich nichts anderes höre als meine eigene Stimme.
Warum antwortest du nicht? Warum gibst du mir kein Zeichen? Ich schreie zu dir, und du hörst es nicht. Ich will, dass du mich ansiehst, und du tust, als gäbe es mich gar nicht. Warum machst du das mit mir? „Aufgewühlt ist mein Inneres, und es kommt nicht zur Ruhe.“ Ich will ja nicht viel. Ich will nur wissen oder spüren, dass ich nicht von dir verlassen bin, gerade jetzt nicht.
Was wir brauchen
Gott, du weißt, was wir brauchen:
Einen Raum, der uns in unserem Entsetzen hält
und den Schmerz in sich aufnimmt.
Worte, die für uns in unserer Sprachlosigkeit sprechen.
Hände, die uns verbinden mit anderen Menschen.
Ohren, die sich nicht verschließen vor dem Schrei aus der Tiefe.
Du, Gott, weißt noch besser als wir, was wir brauchen.
Denn du bist uns näher, als wir selbst uns je nahe sein können.
Auch jetzt bist du es.
Lass uns nicht versinken in dem Abgrund, den der Tod reißt.
Ich möchte loslassen
Von Carmen Berger-Zell
Gott, sie sagen zu mir: Lass los!
Ich kann es nicht.
Meine Liebe loslassen?
Wie grausam klingen diese Worte.
Bitte hilf mir.
Meine Erinnerungen sind mir wie kostbare Perlen.
Ich will sie bewahren und nicht loslassen.
Wenn schon loslassen, dann hilf mir loszulassen,
was nicht mehr möglich ist.
Aber hilf mir auch, zu bewahren, was möglich war.
Amen.
Glaubensbekenntnis in schweren Zeiten
Von Vera-Sabine Winkler, Theologin und Autorin, theoposie.de
Ich glaube,
dass Geistkraft meine Tränen wandelt
durch das unendliche Lied der Liebe
und mich bewegt,
wenn ich in Starre falle.
Ich glaube,
dass Gott meine Tränen sammelt
im unendlichen Meer der Liebe,
damit ich liebe und lebe
jetzt und immer.
AMEN
Ich glaube,
dass Gott meine Tränen sammelt
im unendlichen Meer der Liebe
und mir nahe bleibt,
wenn ich das Weite suche.
Ich glaube,
dass Jesus meine Tränen trocknet
mit der unendlichen Kraft der Liebe
und mich aufrichtet,
wenn ich am Boden liege.
Ich möchte Trost
Von Carmen Berger-Zell
Behütet sein,
mich getröstet fühlen,
das wünsche ich mir, Gott,
dass einer bei mir ist,
mir beisteht,
nicht mit vielen Worten, nein.
Mit einer Hand,
die mich hält,
wenn ich wanke,
mit einer Decke,
die mich wärmt,
wenn ich friere,
mit Achtsamkeit
für das, was ich brauche,
das wünsche ich mir.
Totengebet
Von Carola Moosbach, aus Gebete durch Jahr und Tag, Neukirchen-Vluyn 2001, carola-moosbach.de
Wir denken an dich
wir sprechen von dir
wir trauern um dich
heute und immer wieder
sollst du in uns lebendig werden
durch unsere Worte
durch unsere Hoffnung
durch unsere Liebe zu dir
heute und immer wieder
vermissen wir dich
so sehr
Gott schenke uns Tränen
Gott werde uns Kraft
Gott berge dich halte dich
sanft
Kleines Gebet
Von Carola Moosbach, carola-moosbach.de
Heute bete ich ein bißchen
grabe nach Wörtern aus der Tiefe
spreche mich ins Freie
Heute weine ich ein bißchen
löse die Schmerzen in Tränen auf
hoffe auf Deinen Frieden
Heute erzähle ich Dir ein bißchen
kann gar nicht sagen wie weh es tut
größer als alle Worte
Heute heile ich wieder ein bißchen
heute weiß ich Du trägst mich Gott
weiter von Tag zu Tag
Um Mitternacht
Textcollage zu Psalm 77,3-5 und Psalm 31,6
Von Doris Joachim-Storch
Auszüge aus den Psalmen 77 und 31 werden hier in ein Verhältnis zu dem Gedicht „Um Mitternacht“ von Friedrich Rückert (1788 – 1866) gebracht. Gustav Mahler (1860 – 1911) hat es in wunderbarer Weise vertont.
Psalm 77,4
Ich denke an Gott – und bin betrübt;
Ich sinne nach – und mein Herz ist in Ängsten.
Um Mitternacht
Kämpft’ ich die Schlacht,
o Menschheit, deiner Leiden;
Nicht konnt’ ich sie entscheiden
Mit meiner Macht
Um Mitternacht.
Psalm 77,5a
Meine Augen hältst du, dass sie wachen müssen;
Ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann.
Um Mitternacht
Hab’ ich die Macht
In deine Hand gegeben;
Herr über Tod und Leben
Du hältst die Wacht
Um Mitternacht.
Psalm 31,6a
In deine Hände befehle ich meinen Geist.
Um Mitternacht
Hab’ ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.
Psalm 77,3a
In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn.
Um Mitternacht
Hab’ ich gedacht
Hinaus in dunkle Schranken;
Es hat kein Lichtgedanken mir Trost gebracht
Um Mitternacht.
Psalm 77,3 b
Meine Hand ist des Nachts ausgestreckt und lässt nicht ab;
denn meine Seele will sich nicht trösten lassen.
Um Mitternacht
Nahm ich in Acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz’ger Puls des Schmerzens
War angefacht
Um Mitternacht.
Ich möchte weinen
Von Wolfgang Teichert
Einsamer nie als jetzt,
wenn der Tag weicht.
Verlassen.
Plötzlich.
In welche Gestalt ist die schöne Seele gewandert?
Kein Sehen mehr, kein Berühren, kein Hören.
Mitleid? Bitte Gott,
verschone mich.
Tränen, schenk sie mir,
verlässliche Salztropfen
meines inneren Meeres.
Amen.
So leer
Von Vera-Sabine Winkler, Theologin und Autorin, theoposie.de
Monotoner Sprechgesang
so leer, so schwer
so leer, so schwer
es schmerzt so sehr
dein tod, dein tod
es schmerzt so sehr
die not, die not
es schmerzt so sehr
dein tod, dein tod
wer hilft mir, wer
so leer, so schwer
so leer, so schwer
wer hilft mir, wer
zu schreien, zu schreien
mich zu befreien, mich zu befreien
mich
zu
befreien
von allem, von allen
von allem, von allen
nur nicht
von
dir
Mit Tränen gesät
Zu Psalm 126
Von Doris Joachim-Storch
Mit Tränen gesät
Dasitzen und traurig sein.
An früher denken.
Ein kleines Lachen wagen.
Mit Tränen gesät
Verstehen, dass Trauer Zeit braucht.
An die Toten denken.
Spüren, dass die Schmerzen weniger werden.
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten
Verstehen, dass auch die Freude Zeit braucht.
Ein größeres Lachen wagen.
Von der Zukunft träumen.
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten
Mit Tränen gesät
Der Tag der Beerdigung.
In den Arm genommen werden.
Andere in den Arm nehmen.
Mit Tränen gesät
Briefe bekommen.
Dankbriefe schreiben.
Versicherungsunterlagen sortieren.
Mit Tränen gesät
Die Bilder der Verstorbenen ansehen.
Durch die leere Wohnung gehen.
Das Grab besuchen.
Mit Tränen gesät
Wohnung auflösen.
Altkleider wegbringen.
Überlegen, was bleiben soll.
Segen
Von T. O., trauerseelsorge.de
Gott helfe dir,
dass du beweinen kannst,
was du verloren hast,
ohne in der Trauer
Wurzel zu schlagen.
Gott halte dich aus
in deiner Wut
auf ihn und das, was dich kränkt,
ohne im Unversöhnlichen
zu erstarren.
Gott schenke dir
seinen heilenden Frieden,
damit Vergangenes
leicht in dir ruhen kann
und Erinnerung
dir nicht mehr weh tut.
Gott segne dich
und schenke dir Zuversicht,
wo du nur Ohnmacht spürst,
damit du aufstehst,
dein Leben zu wagen.
Gott, es ist schwer
Von Natalie Ende, aus MH121: In großer Not
Schwer zu verstehen, was passiert ist.
Wir sind traurig.
Alles geht durcheinander im Kopf. Und im Bauch. Und im Herzen.
Wir wissen nicht, was wir denken und was wir tun sollen.
Es ist schwer, Worte zu finden.
Viele von uns sind ganz stumm und still. So groß ist unsere Not.
Aber du verstehst auch ganz wenige Worte. Flüstern. Stammeln.
Nur gedachte Worte. Worte, die wir gar nicht sagen können, aber fühlen.
Alles verstehst du, Gott.
Und du sagst zu uns: Ich weiß wohl, welche Gedanken ich für euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leidens. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.
(Jeremia 29,11)
Krankensegen
Carola Moosbach, aus: MH113, Tröstet, tröstet, S. 63
In deine Angst
eine ruhige Stimme
Gegen den Schmerz
eine tröstende Hand
Für deine Hoffnung
stärkende Worte
In deine Wut
keine klugen Sprüche
Gegen die Langeweile
einen schönen Film mit Schokolade
Für dein Glück
gottfarbene Tage

© gobasil
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