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Tiergestützte Pädagogik mit Labrador in evangelischer Kita Klein-Auheim
veröffentlicht 15.08.2025
von epd, Aaron Kniese, Theresa Kammerlander, EKHN-Online-Redaktion
Die evangelische Kita in Klein-Auheim setzt auf tiergestützte Pädagogik: So hilft Labrador Samu den Kindern, Ängste zu überwinden und soziale Kompetenzen zu stärken.
Jeden Dienstag bringt Gemeindepädagogin Claudia Fäscher ihren braunen Labrador Samu in die evangelische Kita Löwenherz in Hanau-Klein-Auheim. Im Rahmen des Projekts „Gemeinsam lernen mit Samu“ erleben die Kinder hautnah, wie Hunde kommunizieren und wie man ihre Körpersprache versteht. Ziel der tiergestützten Pädagogik ist es, Ängste abzubauen, soziale Kompetenzen zu fördern und die Beziehung zwischen Mensch und Tier spielerisch zu stärken.
epd-Video: Umgang mit Tieren lernen - dese Kita ist auf den Hund gekommen
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Was bewirkt tiergestützte Pädagogik?
Fäscher ist seit 1995 Gemeindepädagogin. Sie und ihr Hund sind ein eingespieltes Team. 2017 haben sie gemeinsam die Ausbildung zur tiergestützten Pädagogik absolviert. "Tiergestützte Pädagogik bedeutet, dass das Tier Lern- und Entwicklungsprozesse der Kinder fördert", erklärt Fäscher. So würden etwa Motivation, Empathie, Konzentration und soziales Verhalten bei den Vorschulkindern gefördert. Finanziert hat die rund 1.000 Euro teure Ausbildung die Evangelische Kirchengemeinde Klein-Auheim.
Mit welchen Tieren und in welchen Bereichen kommt tiergestützte Pädagogik zum Einsatz?
Hunde kämen bei tiergestützter Pädagogik häufig zum Einsatz, erklärt die Sozialwissenschaftlerin Katharina Ameli von der Universität Gießen. Sie bezieht sich auf eine Studie, nach der vor allem Hunde und Pferde dafür eingesetzt werden. Allerdings gebe es auch tiergestützte Pädagogik mit Bienen, Lamas, Rindern oder Eseln. Anwendungsbereiche seien neben Kitas auch die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen oder Lernschwächen und auch therapeutische Einrichtungen.
"Tiere können beispielsweise Angst oder Stress reduzieren, sie schaffen Gesprächsanlässe und erlauben, Kontakt zwischen Menschen zuzulassen", erläutert Ameli. Der Einsatz von Tieren sei jedoch kein Allheilmittel, da nicht alle Menschen an diese Form der Pädagogik andocken könnten.
Wie gelingt das Miteinander zwischen Kita-Kindern und dem Hund?
Bis zu fünf Kinder können mit Samu im Sportraum der Kita lernen. Am Anfang der Stunde bekommen alle ein Leckerli und ein Papiertuch. Sie rufen den Hund zu sich, damit er sich seine Belohnung abholen kann. "Komm her, Samu", ruft die fünfjährige Isabella. Der Labrador läuft zu ihr und frisst aus ihrer Hand. "Ihh", ruft die Vorschülerin, denn Samu sabbert viel. Isabella wischt sich die Hand mit dem Tuch ab.
Als alle Kinder durcheinander nach dem Hund rufen, ist Samu verwirrt und weiß nicht, wo er zuerst hin soll. Er läuft im Kreis umher und holt sich schließlich seine Hunde-Snacks ab.
Claudia Fäscher moderiert: "Schaut Samu an und ruft ihn nacheinander zu euch, sonst verwirrt ihr ihn." Sie verteilt noch eine Runde Leckerlis. Nun klappt es besser. Samu geht brav reihum. Marlon gibt ihm einen Befehl: "Samu sitz!" Und der Hund hört. Dafür gibt ihm Marlon die Belohnung.
Spielerisch Rücksichtnahme, Selbstkontrolle, Empathie und Verantwortung lernen
Die Kinder der Kita Löwenherz sind begeistert von Labrador Samu. "Der hat eine gute Nase, damit findet er die Leckerlis", sagt Isabella. Marlon weiß: "Wenn ich Samu streicheln will, muss ich von vorn zu ihm gehen. Von hinten erschreckt er sich."
Die Vorschüler suchen sich Aufgaben aus, die sie mit dem Hund umsetzen. Besonders beliebt ist das Versteckspiel. Dazu verlassen Fäscher und ihr Hund kurz den Raum, während sich ein Kind versteckt. Der Labrador muss das Kind finden. Er kennt das Spiel und auch die üblichen Verstecke: unter einem Tisch, hinter der Kletterwand, unter den Matten. Marlon ist unter einen Tisch gekrabbelt und hat eine Matte davor geschoben, damit Samu es schwerer hat. Dennoch findet der Vierbeiner ihn schnell - und bekommt seine Belohnung. "Die Kinder lernen dabei, ruhig zu bleiben. Und sie dürfen Samu erst füttern, wenn er sie gefunden hat", erklärt Fäscher.
„Der junge Tobias zog dahin und der Engel mit ihm, und sein Hund lief hinterher und machte sich mit ihnen auf die Reise.“
Die Bibel - Tobit 6,2
Neben Kuschel-Lektionen und Kommandos erfahren die Kinder auch, wie man Grenzen setzt. "Ich drehe mich weg und beachte Samu nicht, wenn ich nicht will, dass er bei mir ist", sagt Elaina.
Im Umgang mit dem Hund lernen die Kinder, Empathie, Rücksichtnahme und Verantwortung zu übernehmen. Letzteres ist der Gemeindepädagogin nach eigenen Worten besonders wichtig. Die Menschen sollten sich nicht als Krone, sondern als Teil der Schöpfung sehen, betont sie: "Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Mitgeschöpfen."
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