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Streit in der Familie friedlich lösen
veröffentlicht 23.09.2024
von Online-Redaktion der EKHN
Zusammenleben geht nicht ohne Auseinandersetzungen. Wir haben Tipps und Ideen, wie Konflikte vermieden oder ohne Streit gelöst werden können.
Konflikte lösen lernen
Konflikte innerhalb einer Familie kommen immer wieder vor und sind ganz normal. Verschiedene Wünsche und Einschätzungen von Kindern und Eltern prallen aufeinander, Geschwister streiten untereinander. Kinder loten ihre Grenzen aus und die Pubertät bietet besonders viel Zündstoff für Streitereien. Wann muss ich nach Hause kommen? Wie lange kann ich am Computer sitzen? Wer hilft im Haushalt mit? Auch Paare haben Konflikte und Eltern streiten sich über unterschiedliche Erziehungsstile.
Bedürfnisse wahrnehmen
Konflikte haben vielfältige Ursachen: Menschen fühlen sich unverstanden, Bedürfnisse werden nicht erfüllt, mehr Nähe oder mehr Distanz werden benötigt. Kommunikationsregeln können helfen, unterschiedliche Bedürfnisse wahrzunehmen und Konflikte friedlich zu lösen. Wie das gehen kann, zeigen folgende Empfehlungen.
Tipps für eine gute Gesprächskultur
- Mehr Zeit für Gespräche nutzen
Wenn genügend Zeit und Raum für Gespräche da ist, können Kinder und Eltern sich mehr über die eigenen Interessen und Bedürfnisse verständigen. - Zuhören und nicht urteilen
Eltern sollten ihren Kindern gut zuhören und sie ernst nehmen. Dabei sollten die Bezugspersonen sich bewusst machen: Die Gedanken und Gefühle der Kinder dürfen da sein und sollten nicht korrigiert werden. („Aber Du musst auch... denk doch mal an...“) Eltern können helfen, wenn sie für die Themen ihrer Kinder begleitend zur Verfügung stehen. - Sorgen ernst nehmen
Wenn ein Kind oder Jugendlicher seine Sorgen äußert, sollte das nicht abgetan werden. Hilfreich ist es, mit dem Nachwuchs gemeinsam nach Lösungen zu suchen: Was brauchst du, um dich sicherer zu fühlen? - Klare Sprache
Auf die Fragen der Kinder sollte am besten sachlich in altersgerechter Sprache und ohne Ausschweifungen geantwortet werden, denn Kinder haben eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne. Dabei sollte man sich auf wenige wichtige Anliegen beschränken. - Eltern können über ihre Gefühle sprechen
Wenn Eltern eine Situation als belastend empfinden, können sie ihren Kindern mitteilen, dass es für sie momentan nicht leicht ist. Das kann Kindern helfen, die Situation einzuordnen. - Gemeinsam Verhaltensregeln entwickeln
Mit Kindern können ein paar Verhaltensregeln aufgestellt werden: beispielsweise, dass Computer spielen erst nachmittags für eine gewisse Zeit erlaubt ist. Begründen ließe es sich damit, dass die Kinder ja vormittags in der Schule wären, wo sie auch nicht am Computer oder Handy sein dürften. Lern-Apps und -Medien könnten davon ausgenommen werden. - Gefühl von Leistungsdruck ernst nehmen
Ältere Schüler machen sich vielleicht Sorgen, wie sie den schulischen Leistungsansprüchen gerecht werden können. Grundsätzlich sollten Eltern ihre Kinder immer spüren lassen, dass sie unabhängig von ihren Leistungen geliebt werden. Auch hier gilt: Sorgen ernst nehmen und sich gemeinsam auf die Suche nach Lösungen begeben. Was könnte helfen, sich weniger unter Druck zu fühlen? - Quality-Time für die Kinder
Wenn Eltern ihre Grenzen durch die Wünsche ihres Kindes spüren: Wenn ein Kind mehr Zeit mit seinen Eltern verbringen möchte, hilft manchmal, eine kürzere Zeit ganz intensiv für das Kind da zu sein, sich mit voller Konzentration auf es einzulassen. Das kann ein guter Ausgangspunkt werden, damit das Kind wieder zu seiner Ausgeglichenheit findet und selbständig ein Spiel spielen kann.
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. “
2. Timotheus 1,7
Wenn es doch zum Streit kommt
Nicht alle Konflikte lassen sich vermeiden. Oft haben sie einen guten Grund. Dem gilt es, auf die Spur zu kommen und nach Lösungen zu suchen.
- Unangenehme Gefühle akzeptieren
Jedes Familienmitglied sollte zunächst seine vorhandenen Gefühle – auch unangenehme wie Wut oder Enttäuschung - wahrnehmen, zulassen und anerkennen. Auch die Emotionen der anderen Familienmitglieder sollten akzeptiert werden. - Kindern den Umgang mit unangenehmen Gefühlen vermitteln
Ältere Familienmitglieder sollten bei jüngeren Kindern nachfragen, was sie denn gerade empfinden. Wenn ein Kind wütend ist, kann ihm vorgeschlagen werden, wie es mit seiner Wut umgehen kann (z. B. auf ein Kissen schlagen). Wenn es sich über einen eigenen Fehler ärgert, sollte man ihm erklären, wie es ihn wiedergutmachen kann. - Voraussetzung für Lösungen: Konflikt sollte für alle verständlich sein
Hilfreich ist, den Konflikt mit den Absichten der Beteiligten so zu benennen, dass der Situationsbeschreibung alle zustimmen können. Dann kann nach Lösungsideen gefragt werden.
Wenn Streitereien überhand nehmen: Evangelische Seelsorge bietet Hilfe an
Gemeinschaft stärken
Tagesstrukturen und gemeinsame Rituale stärken den Zusammenhalt und können Konflikte im Zusammenleben vermeiden. Besonders wenn Eltern und Kinder gemeinsam zuhause sind, zum Beispiel in Ferienzeiten oder wenn Eltern im Homeoffice arbeiten.
- Morgenrituale stärken das Gemeinschaftsgefühl:
Der Tag kann mit einem gemeinsamen Frühstück begonnen werden. Auch ein kurzer, gemeinsamer Morgenkreis kann ein positives Gemeinschaftsgefühl stärken. Dabei kann jeder kurz etwas über seine aktuellen Empfindungen sagen, aber auch Pläne für den Tag können vorgestellt werden. Anschließend kann gemeinsam gesungen, ein kurzes Spiel gespielt und eine Andacht gehalten werden. - Der Vormittag als Lern- und Arbeitszeit
Arbeitsaufträge der Schule sollten möglichst vormittags erledigt werden, wie zu Schulzeiten auch. In dieser Zeit sollten die Kinder, wenn es das Alter zulässt, eigenverantwortlich arbeiten. Diese Zeit können dann auch die Eltern, wenn sie Homeoffice machen, für ihre Arbeitszeit nutzen. - Eigene räumliche Bereiche
Wenn es die räumlichen Gegebenheiten zulassen, sollten Eltern und Kinder ihre Arbeit in unterschiedlichen Räumen erledigen. - Signal für Spaß-Pausen setzen
Für Erholung, Spiel und Spaß sollte trotz Homeoffice oder der Arbeitsaufträge aus der Schule ausreichend Zeit sein. Ein Wecker könnte zu größeren und kleineren Pausen klingeln. Stärkend ist, für Familienzeit mit gemeinsamem Spaßfaktor zu sorgen: spielen, vorlesen, Filmabend, Quatsch machen, raufen. Ideen können alle Familienmitglieder einbringen. - Essenszeit als Möglichkeit zum Austausch
Essenszeiten können gut als gemeinsame Zeit zum Austausch genutzt werden. Um die Mittagszeit sollte man besprechen, ob man noch Zeit für die Schule bzw. die Arbeit braucht, damit man weiß, ob der andere für einen Zeit hat oder nicht. - Atmosphäre mitgestalten
Ist die Zeit vorhanden, lohnt es sich, für gemeinsame Mahlzeiten eine gute Atmosphäre zu schaffen. - Ritual zum Tagesabschluss
Auch ein gemeinsamer Tagesabschluss mit vorlesen, erzählen, singen, gemeinsamer Stille und kuscheln kann den Familienmitgliedern gut tun. - Christliche Rituale im Tagesablauf
Auch christliche Rituale können praktiziert werden oder Einzug ins Familienleben halten, beispielsweise durch Familienandachten. Anregung bietet zum Beispiel das Buch „Echt Einzigartig. Familienandachten zum Staunen und Entdecken.“
Ideen für die freie Zeit
- Kinder nach Vorschlägen fragen
Nicht nur die Erwachsenen können Vorschläge für Beschäftigung und Freizeitgestaltung machen: Einfach mal die Kinder fragen, sie haben sicherlich viele gute Ideen. - Raus in Garten, Feld, Wald und Flur
Wer in einem Haus oder einer Wohnung mit Garten wohnt, kann diesen ausgiebig zum Spielen und Toben nutzen. Auch von vielen Wohnungen kann ein Wald oder freies Feld gut erreichbar sein, wo man anderen Menschen gut ausweichen kann. - Zeit für (neu entdeckte) Lieblings-Beschäftigungen
Familien können sich dem widmen, was auch an Sonntagen oder verregneten Ferientagen Spaß macht: basteln, lesen, Gesellschaftsspiele, singen, gemeinsam Musik machen, Gedichte schreiben, tanzen, Upcycling: Gegenstände auf Dachboden und Keller neu entdecken und aufhübschen, … - Mediale Sportspiele zur Bewegung
Vor allem in beengteren Räumen können auch elektronische Medien eingesetzt werden: Wer eine Switch, Xbox oder Vergleichbares hat, kann sich sportliche Spiele heraussuchen und sich gemeinsam auspowern. - Kinder an kleine Aufgaben heranführen
Auch jungen Menschen lässt sich altersgerecht echte Verantwortung übergeben (einfache Mahlzeit zubereiten, Waschmaschine ausräumen, ...). Die Bewältigung kleiner Aufgaben kann stolz machen! Dieses Gefühl kann durch ein Lob gefördert werden. - Anregungen und Rezepte im Internet bei „Lernort Familie“
- Kontakte zu Freunden pflegen
Telefonieren/chatten/Videokonferenzen mit Freund:innen sowie den Großeltern oder den Nachbarn sind wichtig und werden besonders in Krisenzeiten gebraucht. - Rückzugsmöglichkeiten schaffen
Das Bedürfnis nach Rückzug sollte akzeptiert werden. Es ist gut, Möglichkeiten geschaffen werden, diesen Wunsch umzusetzen („Höhle aus Decken bauen“).
Für Hausaufgaben motivieren
- Gelassen die Eigenmotivation der Kinder fördern
Dauerhaft hilfreicher als der Versuch, Kinder von außen zu motivieren, ist es, Eigenmotivation und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit zu fördern. Das verlangt von den Bezugspersonen Gelassenheit und immer wieder die Bereitschaft, die eigenen Ziele für die jungen Menschen zu hinterfragen. Zudem sollte nach den selbst gesteckten Zielen des Nachwuchses gefragt werden – und nach Möglichkeit sollte sollen man sie gelten lassen. - Spielerisch zum Ziel
Zugegeben: Lernstoff kann manchmal ziemlich trocken sein. Deshalb können spielerische Wege überlegt werden, mit denen sich manche Ziele erreichen lassen. - Sich selbst belohnen
Wenn eine Aufgabe gut erledigt wurde, können Erfolge auch im Kleinen gefeiert werden. Die Kinder können sich auch überlegen, wie sie sich selbst belohnen können. - Erklärvideos und -programme nutzen
Lernprogramme oder ausgewählte Youtube-Erklärvideos sind oft wesentlich anschaulicher, als ein Aufgabenzettel per E-Mail. Ein gutes Beispiel ist: www.anton.app
(Quelle: Die Tipps stammen von Psychologin Jutta Lutzi, Landeskirchliche Beauftragte für psychologische Beratungsarbeit der EKHN, von Landesjugendreferent Sven Engel und von Gemeindepädagogin Dorothee Engelhardt)
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