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Initiativgruppe Frauen-Frieden
veröffentlicht 05.11.2025
von Britta Jagusch
1984 gründeten engagierte Frauen in der EKHN die Initiativgruppe Frauen-Frieden. Frauen wollten nicht länger tatenlos der atomaren Aufrüstung Deutschlands zusehen. Von der Kirchenleitung forderten sie eine klare Positionierung gegen Massenvernichtungsmittel und die Einrichtung einer Friedenspfarrstelle.

U.Knie/privat
Frauen fordern Frieden und Gerechtigkeit
Anfang der 1980er Jahre hatte die atomare Aufrüstung in Deutschland ihren Höhepunkt erreicht. Am 6. August 1983, dem Gedenktag des Atombombenangriffs auf Hiroshima, protestierten „Kirchenfrauen“ gegen die weitere Raketenstationierung. Sie beteiligten sich an Anti-Atomraketen-Aktionen, Friedenscamps und politischen Fastenaktionen.
Kirche soll Stellung beziehen
Bei der Frauenwerkstatt „Feministische Theologie“ im September 1983 in Gelnhausen forderten sie den damaligen Kirchenpräsidenten Helmut Hild und die Kirchenleitung auf, öffentlich Stellung zu beziehen gegen die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen. Ihren Protestbrief überreichten sie der Kirchenleitung im Rahmen eines Aktionstages am 17. Oktober 1983 in Darmstadt.
Frieden und Gerechtigkeit auf allen Ebenen
Die Beschäftigung mit Friedensfragen machte deutlich, dass Frieden und Gerechtigkeit nicht nur ein Thema zwischen Völkern und Großmächten ist, sondern auf allen Ebenen von Kirche und Gesellschaft realisiert werden muss. Bestärkt wurde das Engagement der Friedensfrauen durch die Forderung nach einer internationalen Frauensolidarität während der Vollversammlung des Weltkirchenrats in Vancouver.
Friedenspfarrstelle gefordert
Um die Themen Frieden und Gerechtigkeit dauerhaft in kirchlichen Strukturen zu etablieren, forderten die Frauen in der EKHN die Einrichtung einer Friedenspfarrstelle, die mit einer Pfarrerin besetzt werden sollte. Ein Frauenreferat als Koordinationsstelle wurde ebenfalls gewünscht - für alle Fragen und Belange von Frauen mit und in der Kirche sowie zur Aufwertung des ehrenamtlichen Engagements von Frauen.

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Initiativgruppe 1984 gegründet
Durch kontinuierliche Treffen mit der Kirchenleitung wurde es notwendig, sich enger auszutauschen. So entstand im Frühjahr 1984 die Initiativgruppe „Frauen-Frieden in der EKHN“ in der Südostgemeinde in Darmstadt. Die Initiativgruppe forderte gemeinsam mit anderen Frauennetzwerken die gerechte Beteiligung von Frauen auf allen kirchlichen Ebenen, auch in Leitungsgremien sowie frauenfreundliche Strukturen. Statt militaristischer und patriarchaler Sprache sollte eine inklusive frauengerechte und friedensförderliche Sprache entwickelt werden.
Von der Frauenanhörung bis zur Arbeitsstelle Frauen
Ihre Anliegen und Forderungen wurden auf der Ersten Frauenanhörung in der EKHN am 14. Februar 1986 vorgebracht. Ab 1988 gab es Gespräche zur Förderung des Konziliaren Prozesses für Frieden - Gerechtigkeit - Bewahrung der Schöpfung, initiiert vom Ökumenischen Rat der Kirchen. Im Herbst 1990 befasste sich die Synode mit dem Thema „Frauen und Männer in der Kirche in der Schöpfung leben“. Auch hier engagierte sich die Initiativgruppe Frauen-Frieden kirchenpolitisch mit Statements in Arbeitsgruppen. Am 19. Oktober 1991 konnte die Einrichtung der Arbeitsstelle Frauen in der Kirche gefeiert werden.

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20 Jahre erfolgreiche Frauen-Friedensarbeit
Bis 2003 traf sich die Initiativgruppe Frauen-Frieden weiterhin regelmäßig zum Austausch über kirchenpolitische Fragen, zu thematischen Diskussionen und zu liturgischen Feiern. Am 1. Dezember 2003 gab es eine Bilanz zu 20 Jahren erfolgreicher Aktionen der Gruppe Frauen-Frieden in der EKHN.
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