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Inklusion für blinde Menschen: Mit kleinen Gesten Großes bewirken
veröffentlicht 20.08.2025
von Rita Haering / GH
In Deutschland leben rund 1,2 Millionen blinde und sehbehinderte Menschen. Viele von ihnen sind berufstätig, mobil im Alltag und sind kirchlich engagiert. Inklusion gelingt, wenn alle mithelfen. Ein epd-Video zeigt, wie das funktionieren kann. Zudem gibt die Landeskirchlich Beauftragte Tipps für Kirchengemeinden.
Blinde und sehbehinderte Menschen wollen mitten im Leben stehen und im Alltag integriert sein. Sie wünschen sich echte Teilhabe, Begegnung auf Augenhöhe und einen selbstverständlichen Platz in Gesellschaft, Kirche und Arbeitswelt. Die Seelsorge mit seh-beeinträchtigten Menschen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) macht deutlich: Inklusion beginnt im Alltag.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Laut einer Auswertung auf Basis von WHO-Daten leben in Deutschland rund 1,2 Millionen sehbehinderte und blinde Menschen (Stand 2002), davon mindestens 71.000 mit vollständiger Erblindung (Stand 2021). Das ist eine relevante gesellschaftliche Gruppe – und sie ist sichtbar, wenn wir hinschauen.
Alltag meistern: Blind unterwegs mit Bus und Bahn
Wenn nach den Sommerferien viele Berufstätige wieder pendeln, sind auch blinde Menschen Teil des täglichen Verkehrs. Das epd-Video „Blind unterwegs mit Bus und Bahn“ zeigt eindrucksvoll, wie inklusive Mobilität gelingen kann.
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Podcast „Blind Geglaubt“
In seinem Podcast teilt der Theologiestudent Johannes Immanuel Schneider persönliche Erfahrungen und greift gesellschaftliche Fragen auf: Inklusion, Glaube, seelische Gesundheit, Identität und soziale Teilhabe. Er spricht über das Leben mit einer Behinderung, über Hoffnung in dunklen Zeiten – und über das, was Menschen auch dann trägt, wenn vieles zerbricht.
Mehr über den Podcast "Blind geglaubt"
Jede Passantin und jeder Passant kann aktiv werden – ob in der Stadt, im Bus oder auf dem Bahnsteig – wer aufmerksam ist, kann helfen. Die EKHN gibt einfache, aber wirkungsvolle Tipps:
- Umgebung bewusst wahrnehmen, auf Signale achten: Sucht jemand mit Blindenstock einen Durchgang?
- Direkt fragen: „Kann ich Ihnen helfen?“ ist besser als schweigen.
- Hilfe anbieten beim Finden von Gleisen oder Türen – das kann entscheidend sein.
Blinde und sehbehinderte Menschen freuen sich über freundliche Ansprache und echte Begegnung. Kommunikation funktioniert – oft sogar richtig gut.
Kirchliches Leben inklusiv gestalten: Grundlagen barrierearmer Kommunikation
Gabriela Hund, Landeskirchliche Beauftragte für die Seelsorge mit seh- und hörbeeinträchtigten Menschen, benennt Grundlagen barrierearmer Kommunikation rund um das Sehen:
- Wenn Sie blinde oder sehbehinderte Menschen in der Gemeinde haben, dann fragen Sie sie, was sie brauchen.
- Sorgen Sie für eine barrierearme Öffentlichkeitsarbeit:
- eine barrierefreie Website
- einen Gemeindebrief mit großer, deutlicher Schrift und klarer Gliederung
- Plakate mit ordentlichen Kontrasten und großer Schrift
- Bieten Sie einen Fahrdienst an.
- Beseitigen Sie Stolperfallen.
- Markieren Sie Stufen.
- Bringen Sie Bodenmarkierungen an auf dem Weg zur Kirche oder zum Gemeindehaus. Manchmal reichen auch schon durchgehende Randsteine.
- Sprechen Sie, wenn möglich, zwei Sinne (Sehen, Hören, Fühlen) an - dann haben auch seh- oder hörbeeinträchtigte Menschen die Chance, Sie zu verstehen.
- Vielleicht mögen Sie sich auch die Grundzüge sehender Begleitung aneignen, z.B. über diesen Film oder bei einem unserer Seminare, aktuell z.B. der Fachtag „Auge und Ohr“ http://termine.ekhn.de/d-14486
- Wenn Sie seh-beeinträchtigten Menschen direkt helfen wollen, dann fragen Sie vorher, ob sie Hilfe brauchen und haben wollen. Nicht ungefragt anfassen!
Kontakte in der EKHN
Seelsorge mit seh- und hör-beeinträchtigten Menschen
Gemeindepädagogin Gabriela Hund
Evangelische Blindenarbeit Frankfurt
SICHTWEISEN Frühförderung für Kinder mit Blindheit und Sehbehinderung
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