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Chanukka: Trauer nach Anschlag in Sydney
veröffentlicht 14.12.2025
von Rita Haering
Das jüdische Fest Chanukka erinnert an ein Lichtwunder. In diesem Jahr steht es zugleich im Zeichen der Trauer nach dem Terrorangriff auf eine Chanukka-Feier in Sydney. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) bekundet seine Solidarität mit betroffenen Jüdinnen und Juden.
Medien berichten, dass am 14. Dezember 2025 an einem Strand in Australien mehrere Menschen durch Schüsse getötet und verletzt wurden. „Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist erschüttert über den Terrorangriff auf ein Chanukka-Event am Bondi Beach in Sydney", heißt es in einem Post auf der Plattform X des Zentralrats der Juden. Mehr als 2.000 Menschen seien dort zusammengekommen, um das erste Chanukka-Licht anzuzünden. "Während das volle Ausmaß dieses grausamen Angriffs sich erst nach und nach abzeichnet, sind unsere Gedanken in diesen Stunden bei den Opfern, den Angehörigen und allen Hinterbliebenen", sagte Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Licht, das Dunkelheit durchbricht
Die Trauer und das Entsetzen über den Angriff teilen Menschen weltweit. Dabei steht während des jüdischen Chanukka-Festes eigentlich die Freude über das Licht im Mittelpunkt. Mitglieder jüdischer Gemeinden feiern das Lichterfest Chanukka vom 14. bis zum 22. Dezember 2025. Dabei unterscheidet sich der Ursprung von Chanukka und Weihnachten. An Chanukka erinnern Jüd:innen an die Wiedereinweihung des zweiten Jerusalemer Tempels. Nach Einbruch der Dunkelheit wird täglich eine Kerze der Chanukkia, einem neunarmigen Kerzenleuchter, angezündet. Dazu werden Gebete gesprochen und Lieder angestimmt. An Weihnachten hingegen feiern Christ:innen die Geburt Jesu.
Was wird an Chanukka gefeiert?
Chanukka erinnert an den Aufstand der jüdischen Makkabäer gegen die Griechen vor fast 2.200 Jahren. Nachdem in den Kämpfen der Jerusalemer Tempel beschädigt wurde, konnte er zurückerobert und wieder eingeweiht werden. Deshalb gilt Chanukka auch als „Fest der kulturellen Selbstbehauptung“, wie es auf der Website #beziehungsweise heißt.
Das Fest erinnert an die damalige Neueinweihung des Tempels, zu diesem Anlass wurden im Tempelhof Lichter des Leuchters entzündet. Die Makkabäerbücher berichten davon, dass die Gegner nur einen kleinen Krug geweihten Öls zurückgelassen hätten. Mit dieser geringen Menge hätte das Licht der Menora (Leuchter) eigentlich nur einen Tag brennen können. „Doch wunderbarerweise reichte das Öl für die achttägige Zeremonie der Wiedereinweihung, jedenfalls bis zu dem Moment, da wieder geweihtes Öl bereitet war“, erklärt Hanno Loewy in seinem Text „Chanukka, Weihnachten, Weihnukka?“ bei imDialog.
Zusammen feiern
Heute zünden Jüdinnen und Juden jeden Tag an Chanukka ein weiteres Licht an, bis am achten Tag alle acht Kerzen leuchten – solange dauert auch das Fest. Sie feiern gemeinsam mit Familienmitgliedern, Freunden, bzw. in der Gemeinde. Dabei bekommen Kinder auch Geschenke, zudem wird gesungen, gespielt und Pfannenkuchen und kleine Kartoffelpuffer (Latkes) gegessen.
„Diener des Lichts“ werden
Vor einigen Jahren hatte Petra Kunik, die erste Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt, erklärt, was Chanukka für sie bedeutet. Die Lichter erinnerten in der jüdischen Tradition auch daran, „Unrecht nicht zu übersehen“. Jeder solle sich fragen „was gemeinsam dagegen getan werden kann“. Sie hat dazu aufgerufen, „Diener des Lichts“ zu werden. Dazu gehöre es auch, mögliches Leid gemeinsam zu tragen.
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