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Jüdisches Neujahrsfest Rosch Haschana: Bräuche, Bedeutung und Glückwünsche
veröffentlicht 22.09.2025
von Online-Redaktion der EKHN
Vom 22. bis 24. September 2025 feiern Jüdinnen und Juden weltweit Rosch Haschana – ein Fest des Neuanfangs, der Selbstprüfung und der Hoffnung. Die Kirchenpräsidentin der EKHN, Prof. Dr. Christiane Tietz, und die Bischöfin der EKKW, Prof. Dr. Beate Hofmann, gratulieren.
Was ist Rosch Haschana?
Das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana bedeutet auf Hebräisch „Kopf des Jahres“. Das Fest erinnert liturgisch an die Erschaffung der Welt und den ersten Menschen, Adam – und damit an den Moment, in dem Verantwortung, Freiheit und Beziehung zu Gott beginnen. Gleichzeitig gilt es als Tag des Gerichts: Gott tritt in der Liturgie als Richter und König auf. Laut jüdischer Tradition werden an diesem Tag alle Menschen geprüft – eine Zeit der Selbstreflexion beginnt.
Rosch Haschana fällt auf den 1. und 2. Tishri im jüdischen Kalender, der sich nach dem Mond richtet. Der Neujahrswunsch ‚Guten Rutsch‘ wird gelegentlich mit ‚Rosch‘ in Verbindung gebracht – wobei die Herleitung allerdings als umstritten gilt.
epd-Video: Wie feiert man das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana?
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Wünsche zum jüdischen Neujahrsfest aus den evangelischen Kirchen
Zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana 2025 gratulieren die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, und die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Beate Hofmann, den jüdischen Gemeinden im Gebiet der beiden evangelischen Kirchen. In einem gemeinsamen Brief drücken sie ihre Sorge angesichts des wachsenden Antisemitismus und den Wunsch nach einem neuen Jahr aus, das Frieden bringen möge. „Wir wünschen Ihnen, dass Sie in Ihrer Gemeinde das Besondere und die Freude des Neujahrsfestes und der Festtage inmitten dieser so schweren Zeit erleben können und dass Sie in Ihrer Gemeinschaft Stärkung für das kommende Jahr erfahren.”
Ermutigung zu Reflexion und Umkehr
An Rosch Haschana beginnt eine zehntägige Bußzeit, die bis Jom Kippur dauert und als „Tage der Ehrfurcht“ bezeichnet wird. Sie laden dazu ein, das eigene Leben zu überdenken und sich neu auszurichten.
Taschlich-Brauch unterstützt innere Reinigung
Das Online-Angebot „Religionen entdecken“ weist dabei auf den Taschlich-Brauch hin, der am Nachmittag des ersten Tages stattfindet. Das Wort Taschlich bedeutet: Du wirst werfen. Danach leeren Gläubige symbolisch ihre Taschen und werfen kleine Gegenstände – etwa Brotkrumen – ins Wasser. Damit befreien sie sich symbolisch von alten Lasten und Sünden. Der Brauch erinnert an die Worte des Propheten Micha: „Und in die Tiefen des Meeres wirst du all ihre Sünden werfen.“ (Micha 7,19)
Der Taschlich-Brauch erinnert nicht nur an die Worte des Propheten Micha, sondern findet auch in der heutigen Psychologie eine Entsprechung: Wer Belastendes loslassen möchte und es symbolisch oder gedanklich dem fließenden Wasser übergibt, kann mehr innere Klarheit gewinnen. Somit zeigt dieser Brauch, wie religiöse Tradition und seelische Selbstfürsorge sich auf sinnvolle Weise verbinden lassen.
Mit Apfel und Honig ins neue Jahr
Zu den Bräuchen rund um Rosch Haschana gehört es dazu, einen Apfel in Honig zu tauchen. Damit wird der Wunsch nach einem süßen, erfüllten Jahr verdeutlicht. Auch gefüllter Karpfen und rundes Weißbrot gehören traditionell zum Fest. Die Mischung aus Ernst und Freude macht Rosch Haschana zu einem Fest, das zwischen Ernst und Freude, Selbstreflexion und Hoffnung balanciert.
Der Klang des Schofar – Ruf zur Umkehr
Ein zentrales Element ist der Schofar – ein Widderhorn. Sein Klang ruft zur Umkehr auf und symbolisiert unter anderem die Königsherrschaft Gottes.
Interreligiöse Perspektive: Neujahr als spiritueller Impuls
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