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16-Jähriger gewinnt Laubacher Orgelwettbewerb in Socken
veröffentlicht 30.09.2025
von Patricia Luft, Online-Redaktion der EKHN
Mit viel Herzblut, Talent und Hingabe haben die Teilnehmer des 6. Laubacher Orgelwettbewerb ihr Können präsentiert. Am Ende gewann Tyron Unger aus Schwickartshausen bei Nidda.
Mit gerade einmal 16 Jahren hat Tyron Unger aus Schwickartshausen bei Nidda den 6. Laubacher Orgelwettbewerb gewonnen – und das in Socken. Allein der Klang seines Spiels konnte die hochkarätig besetzte Jury überzeugen, denn die Sicht auf die Spieler an der Orgel war mit roten Decken abgehangen. Dadurch konnten die Jurymitglieder die Musiker nur hören, aber nicht sehen. Was ihnen deshalb während des Wettbewerbs verborgen blieb: Tyron Unger hat eine ganz besondere Art zu spielen, denn er tritt immer in Socken an die Orgelbank. „So habe ich ein besseres Gefühl“, erklärte er.
Anspruchsvolle Orgelwerke für nebenberufliche Organisten
In zwei Runden zeigten die Teilnehmenden ihr Können: erst das Literaturspiel, unter anderem mit Werken von Buxtehude und Brahms, dann das liturgische Orgelspiel mit selbst entworfenen Vorspielen und Begleitsätzen zu Chorälen. Seit 2012 lädt der Laubacher Orgelwettbewerb nebenberufliche Organistinnen und Organisten aus der ganzen Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ein, ihr Können unter Beweis zu stellen. Hier spielen keine Profis, sondern Musikerinnen und Musiker aus der EKHN, die maximal die C-Prüfung absolviert haben.
Hohes Niveau der Teilnehmenden
Der 19-jährige Tobias Reichert aus Darmstadt erreichte den dritten Platz, während Thorsten Conrady (46) aus Kronberg im Taunus den zweiten Platz holte – sein erster Wettbewerb überhaupt. „Die anderen beiden haben ziemlich, ziemlich gut gespielt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich gewinne“, so der Gewinner Tyron Unger nach dem Wettbewerb. Er erhielt für den ersten Platz 1000 Euro, eine Schmuckorgelpfeife und eine Urkunde.
Früher Start in die Musik
Tyron Unger begann bereits in der 1. Klasse mit Klavier – auf eigenen Wunsch, obwohl niemand in seiner Familie musikalisch war. „Ich habe mich einfach angemeldet und meiner Mutter gesagt: Du musst nur noch bezahlen“, erzählt er lachend. Heute bringt er zehn Jahre Klavier- und fünf Jahre Orgelerfahrung mit. Seine Lehrerin Kathrin Anja Krauße bestärkte ihn, beim Wettbewerb anzutreten. „Es war nicht mein Plan“, sagt Tyron ehrlich. Doch seit Mitte der Sommerferien übte er intensiv. Lachend erzählt er von „betreutem Üben“ mit seiner Lehrerin – und davon, wie wichtig es ihm war, „Musik zu machen“ statt „nur Noten zu spielen“. Neben der Orgel spielt er Geige und war zeitweise auch als Bratschist im Orchester aktiv. Privat hört er Pop, R’n’B und Rap.
Fest für die Seele
Im Rahmen der Preisverleihung betonten Reinhold Hahn und Pfarrerin Carina Schmidt-Marburger, Mitglieder im Dekanatssynodalvorstand: „Musik verbindet uns, sie weckt Emotionen, sie bereichert unser Leben. Kunst bedeutet auch Arbeit, Fleiß und Ausdauer – all das haben die Teilnehmenden eindrücklich gezeigt.“ Während des anschließenden Festgottesdienstes spannte die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf den Bogen weit: „„In einer Welt, die täglich vom Bösen gezeichnet ist, kann die Orgel ein Zeichen von Widerstand und Beistand sein. Sie bestärkt uns, gibt Hoffnung und Frieden.“ Schließlich fasste Scherf den Wettbewerb zusammen: „Es war ein Fest für die Seele.“
Die Jury
Drei Musiker hatten sich der hochkarätigen Jury gestellt - bestehend aus Susanne Koch (KV-Vorsitzende Laubach), Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser (Hochschule für Musik, Mainz), Prof. Stefan Göttelmann (Hochschule für Kirchenmusik, Heidelberg), Prof. Carsten Wiebusch (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt) und Landeskirchenmusikdirektor Stefan Küchler (Zentrum Verkündigung der EKHN, Frankfurt).
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